U•N•O

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Nora Mata

Hastig eilte ich in die Küche und schnappte mir meine kleine Tasche. „Dad, ich gehe jetzt los. Bis später, ich liebe dich!", rief ich ihm zu. „Pass auf dich auf, mein Schatz. Hast du das Pfefferspray und alles andere?", hackte er nach. Weshalb auch immer, bestand mein Vater immer darauf, dass ich etwas dabei habe, um mich selbst zu verteidigen. „Ja!" Nun musste ich aber wirklich los, sonst würde ich noch zu spät zur Arbeit kommen. Ich lief aus der Tür ins Freie.

Mein Vater verstand immer noch nicht warum ich arbeiten will. Irgendwie kann ich sein unwissen nachvollziehen, immerhin sind wir relativ ausgestattet was Geld betrifft. Ich habe keine Ahnung wie Dad es geschafft hatte, so viel Geld zu erarbeiten. Sagen wollte er es mir nie. Jedenfalls will ich auf eigenen Füßen stehen können.
Inzwischen bin ich 21 Jahre alt und sollte Verantwortung tragen können. Dad will das aber nicht wahr haben. Für ihn bin ich immer noch seine kleine Prinzessin. Jedoch war ich diese schon lange nicht mehr.

Mit großen und schnellen Schritten lief ich die Gassen entlang. Die Dunkelheit der Nacht verschlechterte die Sicht auf die Straßen. Der angenehme Wind wehte durch die Gegend und unterbrach die schweigende Stille. Es hört sich so an als würde der Wind mir etwas zu flüstern. Die kühle Sommertemperatur hinterließ leichte Gänsehaut auf meinen nackten Beinen. Kurz überlegte ich, ob es dumm gewesen war eine kurze Hose anzuziehen, doch schlussfolgerte dann, dass es eine gute Idee war, da es sonst wahrscheinlich zu warm wäre.

Weiterhin lief ich die schlecht beleuchteten Gassen entlang. Es schien mir leicht wie in so einem Film. Es sieht unfassbar bezaubernd aus. Nur zu gern hätte ich ein Bild davon gemacht, doch es wäre darauf nicht lang so schön, wie in der Realität.

Schlagartig fallen Wassertropfen von dem Himmel. Anfangs waren es nur kleine Tropfen, doch diese wurden immer größer bis es anfing kräftig zu regnen. Schneller als zuvor rannte ich zu dem Club.

Eilig öffnete ich die Tür und trat ein. „Hallo Nora!" begrüßte mich sofort meine Arbeitskollegin Hadley. „Hey!" grüßte ich zurück. „Pünktlich wie immer" bemerkte Daniel. Er arbeitet hier ebenfalls als Barkeeper. Hadley, Daniel und Jara sind die einzigen mit denen ich mich einigermaßen verstehe. Von Jara war jedoch weit und breit keine Spur zu sehen. Aber vielleicht ist sie einfach noch nicht da.

Ich ging schnell in den Raum wo ich mich auch sonst immer umzog und machte mich bereit. Ohne Zeitdruck zog ich mir mein T-shirt über, schlüpfte in meine lange schwarze Hose und band mir die Schürze um meine Hüfte. Fertig gemacht verließ ich den Raum und schreite zur Bar.

Sofort als ich bei der Bar war, sprang mir ein Kunde entgegen. „Was darf es für sie sein?", fragte ich den Mann, dessen Augen fokussiert auf mein Dekolleté waren. Angewidert verzog ich mein Gesicht. „Ein Tequila bitte", sagte er endlich und löste seinen Blick. Seinem Wunsch zufolge machte ich einen Tequila und stellte das Getränk vor seine Nase. „Dankeschön. Wie ist dein Name, Schönheit?", fragte der Widerling. „Mein Name ist nicht von Interesse für dich", sagte ich, zwinkerte und gab ihm ein provokantes Lächeln.

Nachdem der Mann sich- zum Glück- abwandte, machte ich mich auf den Weg andere Kunden zu bedienen. Einen kurzen Augenblick ließ ich meine Augen durch die Menschenmasse schweifen, wobei mir ein Mann besonders auffiel. Seine Augen waren starr auf mich gerichtet. Unwohl drehte ich mich um und schaute auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde.
Demotiviert bediente ich zig weitere Kunden.

„Hadley und Daniel, ihr könnt jetzt feierabend machen! Und mit dir Nora muss ich nochmal kurz reden", sagte der Chef des Clubs. Verwirrt lief ich zu meinem Chef. „Wieso wollen sie mich sprechen?", fragte ich sofort. „Das wollte ich dir gerade sagen" meinte er. Leicht zog ich eine Augenbraue von mir in die Höhe, um ihm anzudeuten, dass er sprechen soll. „Also" begann er.

Eine lange Pause entstand in der er kurz einatmete. „Du bist gefreuert, versteh mich nicht falsch, den Sex den wir hatten war wirklich gu-", doch weiter kam er nicht. „Welchen Sex?" fragte ich fassungslos. Sofort wurde er kreidebleich. „Ich- Wir- ehh- Du bist gefeuert!" stammelte er. „Antworten sie auf meine Frage! Niemals würde ich mit jemanden wie ihnen ins Bett steigen!", stieß ich wütend und verzweifelt aus. „Wir waren bestimmt beide betrunken-", stotterte er weiter. „Lügen sie nicht! Auch wenn ich getrunken hätte, würde ich es trotzdem nicht machen!", sagte ich nun aufgebracht. Irgendwas ist passiert. Etwas woran ich mich nicht mehr erinnern kann. „Sie haben mich unter Drogen gesetzt?" mir entwich jegliche Farbe aus dem Gesicht. Es war nur eine verrückte Vermutung gewesen, doch seine Reaktion verriet mir, dass es der Wahrheit entsprach.

Ohne groß nachzudenken, schlug ich mit meiner Faust in sein Gesicht. „Es- Der obere Chef hat dich gefeuert" gab er noch kurz zu. „Wissen sie?", fragte ich ihn. „Sie müssen mich nicht feuern", sagte ich mit ruhiger Stimme. „ICH KÜNDIGE SIE WIDERLICHER BASTARD!"
Wütend stampfte ich aus dem Raum heraus und schlug die Tür zu. Unfassbar!

Sobald ich das Gebäude verlassen hatte, stiegen mir Tränen in die Augen. „Wieso gibt es nur so schreckliche Menschen?" fragte ich mich selbst. Ich fühlte mich so gedemütigt. Es ist so grauenvoll davon zu wissen. Erstrecht weil mir irgendein Wixxer meine Jungfräulichkeit genommen hatte. Dabei hatte ich sie doch extra für jemanden besonderes aufgehoben. Tränen liefen an meiner Wange runter.

Ich rannte nach Hause und wollte einfach nur noch schlafen. An der nässe meiner Wangen konnte man vermutlich feststellen, dass ich geweint hatte, weshalb ich mir mit meinem hoodie-ärmel darüber wischte. Ich war komplett durch den Wind und drohte zusammenzubrechen. Jetzt müsste ich einfach hoffen, dass mein Dad mich nicht sieht.

Leise drehte ich den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür und stieg leise in das Haus hinein. Schnell sprintete ich in mein Zimmer, bemerkte jedoch dabei, dass das Wohnzimmerlicht noch brennt. „Nora? Bist du wieder zurück?", fragte mein Dad fürsorglich. „Jaa" Ich verfluchte meine Stimme dafür, dass sie so brüchig klang. „Ist alles okey? Was ist passiert?", hackte er nach. „Ich wurde gefeuert, alles gut", erklärte ich und setzte ein falsches Lächeln auf.
Mir war bewusst, dass mein Vater das Lächeln sowieso nicht sah und es somit eigentlich nichts nutzt, doch das tat es. Ich versuchte damit mich selbst zu überzeugen, dass alles gut war.

In meinem Zimmer angekommen, bemerkte ich, wie trocken mein Hals von dem weinen war. Kurzerhand entschied ich mich etwas Wasser aus der Küche zu holen.

Lautlos lief ich an der Haustüre vorbei, wobei mir ein Brief ins Auge stach. Ich hob ihn auf und schaute nach, an wen dieser gerichtet war.
Für Oliver Mata", laß ich laut vor. „Dad? Ein Brief für dich!", rief ich und lief ins Wohnzimmer. „Von wem ist der?"
Ich zuckte mit meinen Schultern und ging wieder in die Küche.

Dort holte ich mir ein Glas Wasser. Mit diesem ging ich dann vorsichtig die Treppen hoch zu meinem Zimmer.

Inzwischen hatte ich mich schon wieder einigermaßen beruhigt. Nun machte ich mich auf die Suche nach einem Job.

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Ich bin offen für Konstruktive Kritik.

Was denkt ihr stand in dem Brief? Und von wem war er wohl?

Warum Nora wohl gefeuert wurde?

Denkt ihr sie findet einen neuen Job?

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The irrepressible ladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt