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Nora Mata

Jasmin ist schon seit guten fünf Minuten weg. Um ehrlich zu sein, hoffe ich wirklich dass sie wieder kommt.

Die Tür sprang auf und ein Mateo spazierte mit einem Schlüssel hinein. Hinter sich schloss er die Tür wieder und ging auf einen verschlossenen Schrank zu. Diesen schloss er auf. Und wer hätte es gedacht, darin befand sich seine tolle Messersammlung und noch mehr. Mein Bauch gab wieder ein knurrendes Geräusch von sich. Währenddessen packte Mateo seine tollen Spielzeuge heraus. Ein schlechtes Bauchgefühl machte sich in mir breit.

Leise krabbelte ich in eine Ecke des Raumes und versuchte mich in der Dunkelheit zu verstecken. Mateos Blick schweifte zu mir. Zwar hatte ich gehofft er würde mich nicht sehen, aber wenn ich ehrlich bin war das unnötig Hoffnung, da der Raum zu sehr beleuchtet war um sich zu verstecken. Steif blickte ich in die Ozean blaue Augen von Mateo, die man auch trotz meilenweiter Entfernung sehen könnte.
Die ganze Situation war irgendwie absurd.

„Weißt du?" fragte mich Mateo. Auch wenn ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war, antwortete ich: „Nein".
„Ich weiß wirklich nicht, warum meine Schwester dich so nett behandelt. Ob du es glaubst oder nicht, sie hat mich gebeten dich gehen zu lassen. Ganz schön verrückt. Findest du nicht auch?" Gebannt blickte ich in seine Augen. Wären wir nicht in dieser Lage, könnte ich mir Vorstellen, dass ich für ihn schwärmen würde. Dem ist aber nicht so. Sein Aussehen mag zwar göttlich sein, doch dafür ist sein Charakter um so abwertender.

„Ich kann sie wirklich nicht nachvollziehen, du bist nichts mehr als ein schlampiges Miststück!" Rau lachte er auf. „Es ist mir sowas von egal was ich für dich bin!" sagte ich beängstigend ruhig. „Rede verdammt noch mal nur wenn ich dich auffordere!" zischte Mateo. „Ich glaube, das habe ich inzwischen auch mitbekommen. Trotzdem werde ich immer dann reden, wenn ich möchte" provokant lächelte ich ihn an.

„Du wirst dir gewunschen haben, den Mund gehalten zu haben!" sagte er nur noch, kam auf mich zu und packte mich gewalttätig am Oberarm. Leicht beängstigt zuckte ich zusammen. Mateo umgriff mein Arm stark und zog mich aus dem Raum. Nun konnte ich sehen, dass es begann dunkel zu werden. Der Mann zog mich durch einen dunklen Flur.

Relativ schnell hatte ich es aufgegeben, mich zu wehren. Im Prinzip bringt es sowieso nichts. Er war viel größer und stärker als ich. Niemals hätte ich in meinem jetzigen Zustand eine Chance gegen ihn.

In einem großen dunklen Raum ließ er mich wieder los. Er hatte wie immer abgeschlossen und ich fragte mich, ob er für jeden Raum einen Schlüssel hat. Mit letzter Kraft die ich besaß, versuchte ich aufzustehen. Dies allerdings funktionierte nicht wie geplant. Als ich gerade aufstand, verlor ich das Gleichgewicht und ich flog wieder auf den Boden. Sofort zischte ich laut.

Mein Blick ließ ich kurz über die Umgebung schweifen. Hier war es ein wenig heller. Ein kleines Licht, beleuchtete den Raum. Auch wenn es nur schwach war, ermöglichte es mir einen besseren Überblick.

Ein mir freunder Mann, kam in den Raul hinein und ich quetsche mich wieder in eine Ecke. Zwar wusste ich, dass diese mir kein Schutz gewehren wird, doch trotzdem hoffte ich dadurch geschützt zu sein. Meine Hände hob ich vor mein Gesicht. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung was passieren wird. Bekomme ich ein »neues Tattoo« wie es Mateo nennt? Ich betete zu Gott, dass mir die Schmerzen verschont blieben.

Der breit gebaute Mann, stellte mittel in den Raum, eine große Wanne, die mit Wasser gefüllt war. Verwirrt blickte ich den Fremden an. Er hatte es getragen, als würde es nur Federn wiegen.

„Freust du dich" fragte Mateo mit rauer Stimme, wodurch er mir eine leichte Gänsehaut verpasste.

Nichtsahnend schaute ich zu ihm hoch. Er war nun auf mich zu gekommen, packte mich wieder am Arm und zog mir aus der Ecke. Reflexartig strampelte ich mit meinen Beinen, was leider nicht ganz so funktionierte wie gewollt.

„Wa-s wird das?" fragte ich schwer atmend. Der Fremde von vorhin, band wieder meine Hände zusammen, doch diesmal mit einem Tape. Gewalttätig schmiss mich Mateo auf den Boden, vor die Wanne. „Wirst du schon noch sehen" kam es kühl von mir.

Nun kniete ich vor der Wanne und konnte nicht aufstehen, da meine Füße auch festgeklebt waren.

„Ach dad, wann kommst du nur?" fragte ich mich flüstern. „Dein Daddy wird nicht kommen!" versicherte mir Mateo kalt. Auch wenn ich ihm glauben sollte, wollte ich ihm und seinen Wörtern kein Glauben schenken. Ich wollte nicht wahr haben, dass ich sterben werde. Er würde sich endgültig rechen wollen. Ich betete zu Gott, dass die Qualen endlich ein Ende haben. Zwar war mir für die Klischees eines Psycho relativ wenig passiert, doch es war genug, um zu wissen, dass ich das nicht mehr lange mit mache. Wieso passiert das auch ausgerechnet mir? So ein Scheiß gibt es doch nur in Filmen. Verzweifelt schlug ich mein Kopf auf die metal Wanne. Fragen tu ich mich wirklich, warum ich noch Nerven habe. Sollte ich sie bei dem ganzen nicht schon verloren haben? Ich verstehe mich selbst nicht.

Plötzlich griff mich eine Hand meinen Nacken und drückte mein Gesicht herunter. Erschrocken erstarrte ich und ließ das Geschehnis passieren. Doch als ich nach Luft schnappte, verschluckte ich mich an dem Wasser um mich herum. Wild begann ich mit meinem kompletten Körper zu wackeln. Mein Kopf versuchte ich in die Höhe zu drücken, doch scheiterte dabei kläglich.

Die Hand, die ich als Mateos Hand identifizieren, zog meinen Kopf wieder hoch. Sofort schnappte ich hustend nach Luft. Tränen brannten sich einen Weg an meiner Wange hinunter. Geschockt atmete ich viele Male ein, wurde dann aber wieder unter Wasser gedrückt. Automatisch hielt ich meine Luft wieder an. Panik ergriff mich ein weiteres Mal und ich versuchte mich aus dem Tape zu lösen. Vergeblich. Wieder ging mein Kopf durch Mateos Kontrolle in die Höhe. Ab da wurde mir bewusst: Er wird mich nicht direkt sterben lassen, nein er wird mich innerlich sterben lassen. Langsam wird er mich umbringen und währendessen lässt es mich leiden. All das wird er so lange machen, bis ich gebrochen war. Bis kein einziges Stück Leben mehr in meinen Augen funkelte. So lange bis ich tot weiter lebte. Es wird kein Entkommen geben. Nur mich, die Qual, das Leid und den Tod. Mein versiegelte Schicksal. Das eas mir das letzte gab war, dass ich nichts hätte tun können. Das Schicksal wurf mich eiskalt ins Wasser und ließ mich ertrinken.

Für drei Sekunden durfte ich wieder Luft holen, wurde jedoch dann wieder unter Wasser gedrückt. Anfangs hielt ich mich ganz gut mit dem Luft anhalten, doch das Tauchen war nie mein Fachgebiet. Jede einzelne Sekunde unter Wasser, fühlte sich so verdammt lange an. Ich spürte wie der Drang immer größer wurde einfach nach Luft zuschnappen. Doch ich durfte nicht vergessen, wo ich mich befand. Leblos lag mein Kopf im Wasser, wartete darauf, wieder Luft zu bekommen. Eine ganze Weile hielt ich die Luft an, doch der Instinkt siegte. Aus Reflex atmete ich ungewollt ein und kaltes, schweres Wasser strömte in meine Lunge. Es fühlte sich so an, als hätte man mir ein Messer hinein gerammt. Von dem Schock atmete ich ein weiteres Mal ein, in der Hoffnung dieses mal wäre es Luft, die das Wasser fort drückt. Doch die Hoffnung war umsonst. Weiteres kaltes Wasser strömte in meine Lunge. Es schmerzte so. Dies war vermutlich mein Ende. Weitere drei mal, passierte der selbe Prozess. Die Sekunden die ich unter Wasser verbrang, fühlten sich wie Stunden an. Ich konnte einfach nicht aufhören Wasser einzuatmen. Meine Augen wurden schwer wie Blei. Doch ich wusste ich durfte jetzt nicht einschlafen. Für mich war es zu früh zum sterben. Das konnte nicht wahr sein.
Für einige Sekunden schloss ich meine Augen und hatte das Gefühl zu sterben. Kein Wort der  Welt kann beschreiben, wie schrecklich es war. Schrecklich war dabei maßlos untertrieben.

Als ich das nächste mal einatmete, floss Luft in meine Röhre und ich begann zu Husten und nach Luft zu schnappen.

Keine fünf Sekunden später, sah ich wie wieder Wasser auf mich zu kam. Oder in diesem Fall- Wie ich auf das Wasser zukam.

Endgültig ließ ich mich fallen und alles wurde schwarz.

The irrepressible ladyWhere stories live. Discover now