Die Hilflosigkeit

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Wunsch aus dem Buch - Once upon a time ... 

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Es tat weh. Es tat nur weh. Er fühlte sich elendig, dreckig und hilflos. Kälte durchzog seinen Körper und er rollte sich noch kleiner zusammen, obwohl dies kaum noch möglich war.

Die Gasse war dunkel. Sie war unheimlich und es roch widerlich. Seine Kleidung war teilweise durchnässt vom leichten Regen, der schon den ganzen Abend niederschlug. Aber all das nahm er kaum wahr, spürte nur den Schmerz und die Übelkeit. Aber er hatte sich schon erbrochen. Direkt, nachdem der Mann verschwunden war, hatte er seinen kompletten Mageninhalt hinter einer Tonne erbrochen.

Wie lange der Mann schon weg war, konnte er nicht sagen. Es mochten Minuten gewesen sein, konnten aber auch Stunden sein. Er brauchte Hilfe. Ganz dringend. Und auch wenn sein Kopf sagte, dass er die Polizei rufen sollte, so wählte er eine andere Nummer, nachdem er sein Smartphone aus der Hosentasche gezogen hatte. Die Hose und Unterwäsche hingen noch immer in seinen Kniekehlen, was er schnell änderte, weil Scham und Kälte noch weiter seinen Körper einnahmen.

„Hallo?"

Erschrocken hätte er fast das Smartphone fallen gelassen, als eine verschlafene Stimme sich am anderen Ende meldete. Sofort sprang sein schlechtes Gewissen an, weil es mitten in der Nacht war und er den anderen sicher zwangsläufig geweckt hatte.

„Pierre? Was rufst du um diese Zeit an?"

Scheinbar hatte er mit einer Antwort zu lange gewartet und Lewis hatte auf sein Handy geschaut und gesehen wer ihn so spät störte. Seine Zunge war schwer sie Blei und er schmeckte Blut, aber er musste Lewis Antworten. Er brauchte Hilfe. Dringend.

„Hilf mir. Bitte Lewis." verzweifelt weinend drückte Pierre das Handy fest gegen sein Ohr, während er noch mehr Schutz in der Dunkelheit suchte. Die Panik das der Mann wiederkommen würde war groß, aber auch dass irgendjemand anderes ihn finden konnte. Niemand sollte ihn so sehen. Es hatte ihn schon Überwindung gekostet bei Lewis anzurufen. Aber ohne Hilfe würde er hier nicht rauskommen. Sein Körper schmerzte und die Kälte machte es nicht besser.

„Pierre? Himmel was ist los? Wieso weinst du? Wo bist du?"

Mit brüchiger Stimme erklärte er dem Älteren, wo er sich befand, hoffte das Lewis wusste in welchem Teil von London er sich befand. Pierre selbst war so durcheinander, dass er es nicht mehr genau wusste. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er ein wenig Spazieren gehen wollte und sich dabei wohl etwas Verlaufen hatte. Aber er war in keiner schlimmen Gegend gelandet. Überall waren Bars, Lokale und sehr reges Leben. An ein Abendessen konnte er sich auch noch erinnern und dass er danach wieder zum Hotel zurückwollte.

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„Pierre? Pierre bist du hier?"

Die Wand in seinem Rücken war so kalt, aber er versuchte sich so dicht wie möglich gegen diese zu Drücken. Die Gestalt kam immer weiter in diese ekelige Gasse. Wieso wusste sie seinen Namen? Schniefend presste Pierre die Augen zu und die Hände fest auf die Ohren. Hoffentlich würde dieser Alptraum bald vorbei sein. Sein ganzes Denken war so durcheinander und er wusste kaum noch wie viel Zeit vergangen war oder wieso er sein Handy so fest in der Hand hielt.

„Pierre!"

„Lass mich einfach nur in Ruhe. Bitte. Bitte, ich sag auch niemanden was."

Fassungslos blickte Lewis auf das Häufchen Elend. Er konnte Pierre in dem schwachen Licht der Straßenlaternen kaum erkennen. Und es hatte ihn schon etwas schockiert, das er den Franzosen in dieser Gegend vorfand. Nicht unbedingt eine Gegend, die er Pierre zugetraut hätte und in der er selbst auch ungern einen Fuß setzte. Es war nicht schäbig, oder kriminell, aber es war schon eine Gegend, die normalerweise nicht in sein Raster fiel.

Destiny - Die Geschichte von Lewis Hamilton & Pierre GaslyWhere stories live. Discover now