𝖈𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗 𝖙𝖜𝖔

19 6 10
                                    

„Danke für den Hinweis, Sie waren eine große Hilfe! Auf Wiedersehen!"

Allison beendete den Anruf, mit dem sie ihre letzten zwanzig Minuten verbracht hatte und atmete erleichtert aus. Bei diesem Fall handelte es sich um eine späte Zeugin, die erst nach einem Jahr den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt hatte. Ein reicher Geschäftsmann war Opfer eines Raubüberfalls geworden und erst mit der Zeit schien die Liste der Verdächtigen langsam zu schrumpfen. Es war mühsam, doch Allison war einfach nur froh, dass sie weitere Informationen auftreiben konnte. Der Constable konnte es kaum erwarten, dem ermittelnden Kommissar die neuen Erkenntnisse weiterzugeben. Vielleicht war nun endlich die Zeit gekommen, die Schuldigen ein für alle Mal zu schnappen.

Allison stand aus ihrer unbequemen Position auf, streckte sich kurz durch und schritt auf den Gang. Sie wollte gerade ihren Zielort anpeilen, als die Polizistin einen Mann namens Aiden Dankworth aus etwas weiterer Entfernung rufen hörte: „Hey Allison, kannst du mir kurz aushelfen?"

Verwirrt drehte die junge Frau sich in die Richtung, aus der der braunhaarige Mann zu kommen schien, war überrumpelt, als ihr plötzlich eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt wurde. „Hör zu, ich sollte den eigentlich Dr. Clinton übergeben, die Harvey zugeschoben bekommen hat, aber ich wurde gerade zu einem anderen Fall gerufen. Kannst du ihr den Kaffee bitte bringen? Du hast dann was gut bei mir!"

Ehe Allison antworten konnte, war der etwas kleinere Mann schon mit einem „Danke!" verschwunden. Der Constable blieb eine Weile verwirrt im Gang stehen, bevor sie sich langsam auf den Weg zu den Verhörzellen machte. Sie schüttelte den Kopf, war nicht sonderlich begeistert davon, aber sie konnte wohl schlecht den Kaffee wegschütten und so tun, als wäre nichts passiert. Ihre Pflicht musste nun wohl etwas warten.

Es dauerte nicht lange, bis Allison fand, was sie suchte. Sie klopfte leise an die Tür, bevor sie sich Eintritt verschaffte. Sofort lagen alle Blicke auf ihr, was der jungen Frau etwas unangenehm war, doch sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. „Dr. Clinton, mein Kollege Dankworth wollte, dass ich Ihnen das hier bringe. Tut mir leid für die Unterbrechung!" „Ist schon gut, Liebes, stell' ihn hier ab!"

Langsam stellte Allison den Kaffee auf der hellbraunen Tischplatte ab, hob langsam den Blick. Sofort begann ihr Herz schneller gegen ihre Brust zu hämmern, leichtes Unbehagen nahm überhand über ihren Körper. Es war ein komisches Gefühl, dem Mann, der so intensiv gesucht wurde und der Verursacher von so viel Leid war, gegenüberzustehen und dessen Blicke auf seinem Körper zu spüren.

Allison sog sofort jegliche Information von dem Mann auf, die sie bekommen konnte. Braune, leicht gelockte Haare, Kurzhaarfrisur, einen leichten Bartansatz, smaragdgrüne Augen, schmale Lippen, die eine kleine Verletzung aufwiesen, eine lange Narbe, die sich von seinen Wangenknochen über seine Schulter zog und einen emotionslosen Gesichtsausdruck. Er hatte eigentlich ein attraktives Erscheinungsbild, niemand wäre je auf die Idee gekommen, jemandem wie ihm eine so schwere Straftat anzuhängen.

„Oh, hey, ich habe Sie hier noch gar nicht gesehen! Und wegen Ihrer vorherigen Frage, Dr. Clinton, jeder Mord war geplant.", kam es von dem Mörder, als er Allison erblickte. Er scannte die junge Frau von oben nach unten, bevor er Dr. Clinton erneut ansah. „Na sieh mal einer an, der junge Herr erbarmt sich doch noch einer Antwort!"

Allison hob die Augenbrauen, versuchte, Grayson zu ignorieren, bevor sie der Kriminalpsychologin zusah, wie sie die neugewonnenen Informationen aufschrieb. Der Mann schien wohl kein kooperativer Mensch zu sein.

Als die junge Frau sich zum Gehen wandte, vernahm sie plötzlich wieder die Stimme des Insassen: „Wie heißen Sie denn, wenn ich fragen darf?"

Der Constable drehte sich um, legte eine Hand auf die Türklinke und antwortete: „Fragen darf man mich alles, jedoch kann man nicht für jede Frage eine Antwort erwarten. Auf Wiedersehen, Dr. Clinton!"

Damit öffnete Allison die Tür und verschwand wieder auf den Gang hinaus, bereit, ihre eigenen Erkenntnisse nun endlich dem Kommissar zu übermitteln, der schon so lange darauf gewartet hatte.

~~
Okay, wir haben unseren ersten Eindruck von Grayson ... ich bin gespannt, wie du ihn im Laufe des Buches noch findest. 👀

Vorschläge, Anregungen und konstruktive Kritik - ab in die Kommentare. (:

Alles Liebe,
Laura x
[662 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt