𝖈𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗 𝖘𝖊𝖛𝖊𝖓𝖙𝖊𝖊𝖓

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Die rot-blauen Lichter der Streifenwagen zerstörten die friedliche Stimmung und gestalteten mit den Geräuschen der Walkie-Talkies eine unheimliche Atmosphäre. Das Sperrband flatterte im Wind, der den Polizisten um die Ohren pfiff und sie hatten ihre Augen auf das gerichtet, dass im Schein einer Laterne lag. Der leblose Körper einer jungen Frau.

„Das kann doch nicht sein, dass schon wieder eine Leiche gefunden wird und ich dafür in den Dienst gerufen werde!", beklagte sich Allison und riss die Hände in die Luft. Kälte durchströmte ihren Körper, doch es kam nicht von dem Wind. Sie fraß sich tief in Mark und Bein, war schaurig. Es musste von der Situation ausgelöst worden sein, anders fand der Constable keine Erklärung dafür.

„Bei deinem Glück bist du die Nächste!" Humorlos lachte Allison auf. „Na, vielen Dank auch für diesen ermunternden Zuspruch, Aiden!" „Es war mir ein Vergnügen!"

Allison musterte die junge Frau ausdruckslos, schritt etwas näher an sie heran. Blankes Entsetzen lag in ihrem eingefrorenen Blick, was Allison sofort wieder wegsehen ließ. Es war einfach grausam.

„Der Tatzeitpunkt liegt zwischen gestern neun Uhr und elf Uhr abends!", verkündete die vor Ort eingetroffene Gerichtsmedizinerin, während sie sich wieder aufrichtete. „Das arme Ding hat sich definitiv gewehrt ... mal sehen, ob wir eine brauchbare DNA finden ... letztes Mal war es ja ziemlich erfolglos!"

Allison nickte teilnahmslos, als ihr Kaidens Worte wieder einfielen. Harvey meinte, dass der nächste Mord in zwei Wochen passiert. Sie nahm ihr Handy heraus, versuchte sich an das Datum des Gesprächs zu erinnern und zählte die Tage. 11, 12, 13, ...

Das Herz der jungen Frau zog sich krampfartig zusammen, als ihr Blick auf den geschätzten Todestag des Opfers fiel. Es waren zwei Wochen seit dem Gespräch mit Kaiden vergangen.

Allison spürte, wie ihr Puls in die Höhe ging und Adrenalin langsam ihren Blutkreislauf füllte. Grayson hatte recht gehabt. Aber wie? Wie konnte er das wissen? Er musste involviert sein, eine andere Erklärung gab es nicht, oder?

„Aiden, bring mich zu Mister Harvey, bitte!" „Aber Allison, wir ..." „Es gibt noch andere Beamte, ich muss mit ihm reden! Jetzt!"

Der junge Mann musterte Allison kurz, bevor er nach dem Autoschlüssel in seiner Jackentasche griff. „Steig ein!"

Sofort tat der Constable wie geheißen. Es dauerte nicht lange, bis der Wagen gestartet und auf die Straße gelenkt wurde. Allisons Gedanken rasten, es fiel ihr schwer, klar zu denken. Sie langte in ihre Jackentasche, nahm ihr Handy heraus und entsperrte es, bevor sie einen Anruf tätigte.

„Ally! Ich dachte schon, du meldest dich heute gar nicht mehr!" „Babe, hör zu, es tut mir furchtbar leid, aber ich habe noch etwas zu erledigen und werde erst spät in der Nacht wieder zurückkommen!" „Was? Aber du hast versprochen ..." „Es tut mir so leid, wir holen den Abend nach, Ehrenwort!" „Aber wann denn? Wir sehen uns so oder so fast nie! Verdammt, Allison ..."

Die junge Frau biss sich leicht auf die Unterlippe, schlechtes Gewissen machte sich breit. Sie wusste, wie sehr sie jede Sekunde mit ihrem Freund wertschätzen sollte, doch hier war Allison nun, auf dem Weg, jemanden zu treffen, den sie auch auf den morgigen Tag verlegen hätte können. Aber sie konnte nicht warten. Lieber sie bekam jetzt ihre Antworten und holte alles nach, als dass sie komplett unkonzentriert bei ihrem Freund war und so beiden nichts Gutes tat.

„Es tut mir leid ...", murmelte die Frau also. „Ich mache es wieder gut, versprochen!"

Der Mann am andern Ende murmelte nur etwas Unverständliches, bevor er sich verabschiedete und auflegte. Verdammt. Stress in der Beziehung war das Letzte, das sie jetzt noch brauchen konnte.

Aiden sah Allison von der Seite an, als er ihren Stimmungswechsel bemerkte. „Alles gut?" „Glaubst du, ich bin eine schlechte Freundin?" „Was? Warum meinst du?"

Der Constable seufzte, sah auf ihre Finger, die nervös an den Ringen an ihrer rechten Hand drehten. „Mein Freund und ich sehen uns kaum und meistens bin ich es, die ein gemeinsames Zusammensein platzen lässt! Vor allem in letzter Zeit passiert es des Öfteren und ich kann einfach nicht entspannen, was sich auch auf ihn auswirkt ... was soll ich tun, Aiden?"

Der junge Mann sagte kurz gar nichts, bevor er mit den Schultern zuckte und begann: „Naja, im Moment haben wir ja auch eine Ausnahmesituation. Der Druck von oben ist unmenschlich, vor allem macht er für uns Constables nicht einmal wirklich Sinn, aber gut. Da ist es logisch, dass du so aufgebracht bist. Vielleicht nimmst du dir einmal ein paar Tage Zeit, um alles zu klären?"

„Ich habe keine Zeit!" Allison atmete hörbar aus. „Hier läuft ein verdammter Serienmörder rum und dieser Harvey weiß mehr als wir alle zusammen! Wie soll ich da Zeit zum Entspannen haben?" „Siehst du? Sagte ich doch. Wenn dieser Spuk vorbei ist, wird es sicher wieder besser, vertrau mir!"

~~
Was meinst du? Ist Allison eine schlechte Freundin?

Vorschläge, Anregungen und konstruktive Kritik - ab damit in die Kommentare. (:

Alles Liebe,
Laura x
[790 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt