07 | DÜNEN.

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Τοῖς ἐγρηγορόσιν ἕνα καὶ κοινὸν κόσμον εἶναι.
Die Wachen sind in einer gemeinsamen Welt.

ER HEBT DEN Kopf, als ich schließlich vor ihm stehe

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ER HEBT DEN Kopf, als ich schließlich vor ihm stehe. Lächelt. Seine Haare sind zerzaust, die Strähnen stehen wild von seinem Kopf ab. »Danke, dass du das machst.«

Ich zucke betont lässig mit den Schultern. Würde am liebsten noch ein wenig an dem Schmerz festhalten, den er hervorgerufen hat, aber seine Augen strahlen so hell und das macht es unmöglich. »Gerne. Wollen wir los?«

Toivo nickt, tritt an sein Fahrrad. Dann beobachtet er, wie ich nach meinem Lenker greife. Ohne ein weiteres Wort steigen wir auf und fahren los. Er immer einen halben Meter hinter mir. Kurz bevor wir den Hof verlassen, drehe ich den Kopf. Emilian sieht uns nicht nach. Und vielleicht ist das auch gut so.

Die ersten hundert Meter sind wir in ernüchterndes Schweigen gehüllt. Mein Kopf brummt und ich fühle mich unwohl. Erdrückt. Als würden sich die nicht ausgesprochenen Worte in meinen Lungen festsetzen, keinen Platz für Sauerstoff lassen. Als würde ich an etwas ersticken, das es gar nicht gibt.

Die Sonne senkt sich bereits dem Horizont zu, ihre goldenen Strahlen berühren mein Gesicht und ich schließe für einen Moment die Augen. Will die Wärme für immer aufbewahren. Am besten irgendwo verstecken, wo ich sie immer wieder finden kann. Die Wolkengeschwader werden dichter, dunkler. Doch sie kommen noch nicht gegen die Sonne an. Vielleicht ein neues Gewitter, das uns heute Nacht ertränken wird. Vielleicht auch nur eine graue Wand, die bis zum Morgen weitergezogen ist.

Ich führe uns auf den Weg zum Strand. Es ist das Einzige, was ich Toivo zeigen kann. Das Einzige, das es wert ist, gezeigt zu werden. Die Möwen kreisen schon über unseren Köpfen und ich bilde mir ein, das Salz auf den Lippen schmecken zu können. Ob er das auch bemerkt? Ich traue mich nicht, die Augen auf ihn zu richten.

Ein starker Wind kommt auf, überrascht uns. Der Weg fällt ab und es fühlt sich fast so an, als würden wir fliegen. Davon habe ich immer geträumt: Fliegen können. Was gäbe es Großartigeres und Erschreckenderes, als die Welt von oben zu sehen?

Beinahe habe ich den Mut zusammen, um Toivo anzusprechen. Um ihm zu erklären, dass wir gleich am Strand sind und dass das Wasser niemals richtig warm wird, weil es hier nie einen wirklich heißen Sommer gibt, und dass es von hier nur ein kurzer Spaziergang zur Klippe ist, von der man die schönsten Sonnenuntergänge bewundern kann.

Aber er kommt mir zuvor.

Ich höre sein helles Lachen, obwohl der Wind in meinen Ohren rauscht. Als ich den Kopf drehe, sehe ich sein breites Grinsen, schiefe Zähne, gerade Nase, schmale Lippen. Seine Augen leuchten. Unsere Blicke streifen sich nicht und ich bin froh darüber. Hätte er sonst die Arme ausgestreckt? Hätte er sonst die Augen geschlossen, während der Wind seine Locken aufwirbelt, sein Hemd in die Luft hebt? Hätte das Lächeln, das pure Glück auf seinem Gesicht verweilt?

DER FINNE UND DER GRIECHEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt