11 | ELYSIUM UND TARTAROS.

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Θνητὰ φρόνει.
Bedenke, dass du sterblich bist!

NERVÖS BESCHREIBT MEINEN Zustand vermutlich am besten

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NERVÖS BESCHREIBT MEINEN Zustand vermutlich am besten.

Du bist ein emotionales Wrack würde Anthelia mit einem bedauernden Kopfschütteln und vergnügt funkelnden Augen sagen. Beinahe kann ich ihren mitfühlenden Blick auf meiner Haut spüren. Beinahe sehe ich Emilians unentschlossenen Gesichtsausdruck vor mir, weil er nicht weiß, wie er mir helfen kann. Und leider hat Anthelia recht und Emilian jeden Grund, sich hilflos zu fühlen. Gelegentlich sind Emotionen etwas zu viel, um sie in einem Herzen unterzukriegen. Und manchmal sind die Zweifel in meinem Kopf viel zu laut, um die Welt um mich herum zu hören.

Mein rechter Fuß wippt unruhig hin und her, der linke verharrt auf dem Waldboden. Meine Finger umgreifen den Lenker meines Fahrrads mit eisernem Griff, während mein Blick immer wieder zur stummen Landstraße huscht.

Über mir rauschen die flatternden Flügel eines Vogels, die Äste der Bäume stehen ungewohnt still. Der Wind ist heute zu schwach, um sie zum Tanzen zu bringen. Der Tag ist heller als gewöhnlich, die Wolken nicht mehr so dicht. Ich lege den Kopf in den Nacken, blinzle in den hellblauen Himmel. Die Luft riecht nach Salz und Moos. Eine angenehme Mischung von Wasser und Erde, von ständigen Wechsel und Beständigkeit.

Ich bin viel zu früh, das weiß ich. Aber trotzdem wandert meine Hand zu meiner Jackentasche, mein Kopf neigt sich dem Boden zu. Ich will ein letztes Mal die Uhrzeit kontrollieren, auf die wir uns geeinigt haben. Nur, um ganz sicher zu sein.

Aber dann höre ich einen euphorischen Ausruf: »Hi!«

Überrascht fahre ich auf, meine Hand hält abrupt in ihrer Bewegung inne und ich kann nichts gegen das Lächeln tun, als Toivo schweratmend neben mir Halt macht. Mich angrinst. Die Arme auf dem Lenker abstützt und lachend nach Luft schnappt, als gäbe es nichts besseres in seinem Leben, als dass seine Lungen lautstark nach Sauerstoff verlangen.

Weil man sich dann am Lebendigsten fühlt.

»Hey«, sage ich. Meine Hand legt sich wieder auf mein Fahrrad, unschlüssig betrachte ich mein Gegenüber.

»Ich brauche eine kurze Pause«, erklärt er schnaufend und ich nicke.

Toivos Stirn ruht auf seinen Armen, das Gesicht auf den Boden gerichtet, wodurch er meinen Blick nicht bemerken kann. Ein wenig ungeduldig beobachte ich, wie sich sein Oberkörper immer langsamer hebt und senkt, während sich die Ruhe auch in seinen leiser werdenden Atemzügen zeigt. Ich erhasche einen Blick auf das Armband an seinem linken Handgelenk, das mir vorher nie aufgefallen ist: Es scheint selbstgemacht, aus den Händen einer auf Genauigkeit und Detailreichtum bedachten Person. Die Farben sind schon etwas matt: Gelb und Blau. Ich frage mich, wer es gemacht hat. Warum er es trägt, obwohl es sich langsam aufzulösen scheint und augenscheinlich immer wieder verfestigt werden musste, um den nächsten Tag zu überstehen.

DER FINNE UND DER GRIECHEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt