09 | ABSURDITÄT.

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Ὑμεῖς ἐστε τὸ φῶς τοῦ κόσμου.
     Ihr seid das Licht der Welt.

WIR HOLEN EMILIAN vom Stall ab, nachdem Ma uns mit ihren berühmten Pancakes bis zur Ohnmacht vollgestopft hat

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WIR HOLEN EMILIAN vom Stall ab, nachdem Ma uns mit ihren berühmten Pancakes bis zur Ohnmacht vollgestopft hat. Trotzdem legt Anthelia mit ihrem alten Rennrad ein halsbrecherisches Tempo hin. Ich habe Mühe, sie einzuholen, obwohl sie stets darauf achtet, keinen zu großen Abstand zwischen uns zu bringen. Meine Ausdauer war schon mal besser. Ich nehme mir stumm vor, wieder regelmäßig mit dem Laufen anzufangen.

Der Tag ist trüb geblieben und Pa hat mit einem prüfenden Blick aus dem Fenster die Warnung ausgesprochen, dass es nachher noch ziemlich ungemütlich werden könnte. Anthelia hat daraufhin nur gelacht und schulterzuckend erwidert: »Das Wetter am Meer ändert sich nie. Immer die gleichen Stimmungsschwankungen.« Und irgendwie hat es mich deprimiert, diese Worte aus ihrem Mund zu hören.

Wir haben gerade den Feldweg erreicht, der uns zum Eingang des Hofes führt, aber Emilian kommt uns bereits entgegen, sein breitestes Grinsen auf den Lippen, als er Anthelia begeistert zuruft: »Ich liebe dein Hose!«

Sie muss lächeln, denn es ist ihr Lieblingskleidungsstück. Eine schwarze Cordhose mit gleichfarbigen Hosenträgern.

»Schau dir erst mal ihre Mütze an«, lache ich, unerwartet voller Euphorie gefüllt, als Emilian uns erreicht hat, gekonnt die Fahrtrichtung ändert und wir zu dritt am Hof vorbeifahren.

Einige Pferde auf dem Putzplatz spitzen überrascht und nervös die Ohren, drehen gemeinsam mit ihren Besitzerinnen und Besitzern die Köpfe in unsere Richtung, aber da sind wir schon längst vorbeigezogen.

Emilian stößt einen spitzen, hohen Schrei aus und für einen Moment könnte man befürchten, dass er hier und jetzt von seinem Fahrrad springt und Anthelias Gesicht küsst. »Du trägst sie! Oh Gott, ja, ich liebe dich, Theli!«

»Warum sind wir noch mal befreundet?«, schnaubt diese amüsiert und übernimmt die Führung, offensichtlich unangenehm berührt von Emilians sprudelndem Verhalten.

Emilian stimmt in mein Gelächter ein und wir rasen unserer besten Freundin hinterher. Der Gegenwind ist eisigkalt und ich wünschte, ich hätte auf Ma gehört und die dicke Jacke angezogen. Aber es ist jedes Mal das Gleiche: Ich bin immer der Überzeugung, dass es wärmer ist als sie glaubt. Und ich liege jedes Mal falsch.

Die Lernkurve ist erschreckend flach, vielleicht nicht einmal existent.

»Wohin geht's überhaupt?«, ruft Emilian mir zu und kneift angestrengt die Augen zusammen. Die kalte Luft peitscht unnachgiebig auf uns ein und nicht nur meine Finger sind leuchtend rot.

»Zum ›Zu mir oder zu dir‹«, antworte ich etwas zu leise und hoffe, dass der Wind meine Worte nicht verschluckt. Im Gegensatz zu gestern zieht er heute zornig an uns. Er will nicht, dass wir fliegen. Er will, dass wir fallen.

DER FINNE UND DER GRIECHEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt