Emotion, Motivation oder Situation?

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,,Ich kann die Bewegung der Himmelskörper berechnen, aber nicht das zuweilen abnorme Verhalten der Menschen

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,,Ich kann die Bewegung der Himmelskörper berechnen, aber nicht das zuweilen abnorme Verhalten der Menschen.''

Wenn es an die Motivation und die Ziele deiner Figuren geht, kann man unendlich ins Detail gehen. Denn ähnlich wie die Menschen aus dem richtigen Leben, sollten auch deine Figuren auch vielschichtig und dreidimensional sein.

Doch wie schaffst du es, dass sich deine Figuren anfühlen und verhalten, als wären sie echt?


Emotion

„Emotion" ist direkt und vergänglich. Sie beschreibt die Impulsivität deiner Figur.

Wie schnell lässt sie sich von Emotionen (ver)leiten und (ab)lenken?

Es ist das Gefühl nach dem ersten Kuss, akuter Stress oder Frustration. Eben alles, was deine Figur für den Moment emotional ausfüllt, aber nicht von Dauer ist.

Motivation

„Motivation" beschreibt wie zielgerichtet und entschlossen deine Figur ist. Sie ist die Grundeinstellung deiner Figur.

Wie viel würde sie opfern, um ihr Ziel zu erreichen?

Dazu gehören, wenn auch indirekt, die Gegenspieler und andere Hindernisse, die sich der Figur in den Weg stellen. Die Motivation ist in ihrem Kern statisch und kaum veränderbar. Sie ist häufig das Gegenstück zur Emotion.

Situation

„Situation" bezieht sich auf den Kontext der Szene und beschreibt zusätzlich die soziale Intelligenz deiner Figur.

Weiß sie, wie sie sich in Situationen mit anderen Menschen zu verhalten hat?

Kümmert es sie überhaupt?

Weiß sie die Meinungen anderer für sich zu manipulieren?

Welchen sozialen Rang nimmt sie in der Szene ein und wie würde es ihr Verhalten verändern?

Außerdem solltest du bedenken: Soziale Intelligenz stellt in diesem Modell das Bindeglied zwischen Emotion und Motivation dar. Sie würde dabei helfen zu entscheiden, ob es angebrachter ist, sich von Emotionen oder der eigenen Motivation leiten zu lassen.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass sich Situation und Emotion über die Geschichte hinweg verändern können und werden. Sie helfen dir, die Figur von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten und geben dem Leser die Möglichkeit, sie besser kennen zu lernen. Die Motivation hingegen sollte relativ gleichbleibend sein. Sie sitzt an der Wurzel aller Entscheidungen, auch wenn sie nicht notwendigerweise ausschlaggebend ist.

Was treibt meine Figur im Leben an und wie wirkt sich das auf ihr Verhalten aus?

Die spannendste Frage ist allerdings, welchen Stellenwert Emotion, Situation und Motivation in den Entscheidungen deiner Figur haben.

Was bestimmt die Entscheidungen deiner Figuren?

Das ist eine Frage, die nur individuell beantwortet werden kann. Stell dir Emotion, Situation und Motivation in der Entscheidungsfindung deiner Figur wie drei Säulen vor, die die Entscheidungen deiner Figuren tragen. Bei jeder Figur gibt es eine vorherrschende Methode sich zu entscheiden und die anderen beiden sind untergeordnet. Um jetzt herauszufinden, wie deine Figuren reagieren, musst du dir vorstellen, es würde eine Linie über den Säulen liegen. Die Linie entspricht dem Verhalten einer Figur. Je höher die Linie liegt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Figur auf diese Art und Weise verhalten würde.

Emotional geprägte-Figur

Die dargestellte Figur würde sich in den meisten Situationen emotional entscheiden, bzw. sich gut durch emotionale Reize manipulieren lassen. Denke an die Person, die schnell die Nerven verliert, deren Emotionen oft Überhand gewinnen und der es deswegen schwer fällt, ihre Ziele (lies: Motivation) zu verfolgen. Wenn sie Hilfe leisten möchte, dann tut sie es auf emotionale Weise. Mit pragmatischen Entscheidungen kann sie wenig anfangen.

Motivation geprägte Figur

Die dargestellte Figur kann auf den Leser emotional kalt wirken. Es macht ihr nichts aus, was Andere von ihr denken oder fühlen. Das wichtigste ist, dass das Ziel umgesetzt wird, und dabei sind auch Kollateralschäden in Ordnung.

Die Figur passt sich der Situation stets an

Die dargestellte Figur ist meiner Meinung nach die interessanteste. Auf den ersten Blick wirkt sie vollkommen ausgeglichen, weil ihre Linie auf ihrer sozialen Intelligenz „balanciert". Sie weiß genau, wie sie sich in sozialen Situationen zu verhalten hat, wann sie forsch sein muss und wann sie nachgeben muss. Auf den ersten Blick wirkt sie extrem ausgeglichen, aber das ist auch ihr großer Nachteil. Weil sie sich so sehr darauf konzentriert, was „die Anderen" von ihr wollen und erwarten, schiebt sie ihre Emotionen und Motivationen nach hinten. Nur ein kleiner Schubs genügt, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und sie wird nicht mehr wissen, was zu tun ist. Ihr größter Feind sind also unerwartete Situationen und Reaktionen.

Wie entscheidest du, was am besten zu deiner Figur passt?

Das funktioniert wie folgt: Zuerst musst du identifizieren, ob die Szene, in der sie sich befinden, emotional, sozial oder mit ihrem persönlichem Ziel im Auge geschrieben ist. Im ersten Moment ist es dabei egal, wo die Stärken und Schwächen deiner Figur liegen, solange die Linie (das Verhalten) stimmt. Eine Figur mit extremer sozialer Intelligenz wird sich in einer hoch emotionalen Szene gut schlagen. Das ist auch logisch. Eine sehr zielgerichtete Figur hingegen, wird in einer emotionalen Szene weder mit sich noch mit den anderen Figuren etwas anzufangen wissen. Eine Figur, die sich nach der der Situation richtet, wird eigene Gefühle und Wünsche oftmals unterdrücken.


Du siehst also: Mit diesem kleinen Modell kannst du schon im Voraus feststellen, in welchen Szenen das meiste Konfliktpotential liegt und auch welche Figuren gut miteinander klarkommen würden. Je nachdem kannst du dann entscheiden, ob es zu den Persönlichkeiten besser passen würde, dass sich ihre Unterschiede ausgleichen und sie zusammen zu einer „besseren" Person werden oder ob ihre Gegensätze einander abstoßen würden.

Liebe Grüße

Natalia

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