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>>Diese Hitze macht einem zu schaffen<<, sagte die junge Frau, deren Frisur sich gekonnt auf ihrem Haupt auftürmte und fächelte sich Luft zu.

Was sie nicht sagt, dachte der Sohn des ortsansässigen Gungongs* sarkastisch und wedelte selbst mit seiner Hand auf und ab. Diese Hitze war wirklich über die Maßen unerträglich und die, seines Standes gebührenden Kleidung, trug noch ihr Übriges dazu bei. Dennoch spielten einige der Gäste ausgelassen Federball, was er beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Am liebsten hätte er sich die edlen Stoffe vom Leib gerissen und wäre in den nächstgelegenen See gesprungen.

>>Und nirgends ein schattenspendender Fleck zu sehen<<, beklagte seine Begleitung ihren Zustand.

Der junge Herr, welcher selbst den Titel eines Barons innehatte, obwohl er erst dritter in der Erbreihenfolge war, winkte einen Bediensteten zu sich, welcher sogleich einen Schirm über sie hielt, während ein anderer Champagner nachschenkte. Sein Vater bestand darauf, dass er eine gewisse Blässe zur Schau stellte, dabei war er von Natur aus eher ein dunkler Hauttyp. Der Schirm hielt keineswegs die Hitze auf, aber die Dame zu seiner rechten dankte es ihm dennoch. >>Wie immer seid Ihr äußerst zuvorkommend<<

Geziert lächelte sie ihn an, was er mit einem höflichen, dennoch reservierten Lächeln seinerseits quittierte. Ihm war stets sterbenslangweilig in der Anwesenheit der besseren Gesellschaft und dennoch musste er diesem Schauspiel beiwohnen, erwartete es doch jedermann und nicht zuletzt sein Vater von ihm. Er konnte nur von Glück sagen, dass er nicht, wie seine beiden Brüder, unter Druck gesetzt wurde zu heiraten. Als jüngstes Kind, genoss er einige Vorzüge, von denen er sich ungern würde trennen wollen und solange er seinem Vater gehorchte, konnte er viele Freiheiten für sich in Anspruch nehmen. Nicht zuletzt seine beinahe täglichen Reitausflüge und gelegentlich unbeaufsichtigten Momente. Letzteres erfüllte ihn mit absoluter Freude, da er es auf den Tod nicht ausstehen konnte, von Gouvernanten behütet zu werden. Seine Mutter hatte, im Gegensatz zu seinem Vater, seinen Freigeist immer gefördert. Wehmütig lächelte er, als er an die Tage zurückdachte, an welchen sie ihn beim Fangenspielen durch das große Anwesen gejagt hatte. Es tat einen Stich in seiner Brust, welcher noch heute, nach all den Jahren ihres Ablebens, Schmerzen verursachte. Vermutlich war sein Vater auch deswegen nicht so streng zu ihm, weil er ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war, während seine Brüder allesamt nach ihm kamen. Nichtsdestotrotz verlangte sein Vater, dass er mit den Damen der feinen Gesellschaft Konversation betrieb, immer galant ihnen gegenüber war und ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Dabei stand ihm der Sinn nach etwas ganz anderem und einmal mehr schickte er ein Dankesgebet ans Universum, dass er nicht so sehr bedrängt wurde, wie seine Brüder. Er wusste, dass sein Vater selbst unter Druck stand, wollte er seine Nachkommenschaft doch gesichert wissen. Je mehr Nachwuchs, umso besser. Er selbst wollte Kinder haben, aber unter den gegebenen Umständen, seiner natürlichen Neigung, gestaltete sich dieses Unterfangen schwierig.

Areum, die Tochter eines reichen Grundgutsbesitzers, war zum Glück ebenfalls nicht an einer Heirat interessiert und so hatten sie ein Arrangement getroffen. Sie würden viel Zeit miteinander verbringen und sich somit lästige, potentielle Heiratsanwärter vom Halse schaffen. Durch diese Übereinkunft waren sie tatsächlich so etwas wie Freunde geworden.

>>Wer ist denn das?<<, fragte Areum und anhand ihres anzüglichen Tonfalls, ahnte der junge Baron, wen sie entdeckt haben könnte. Er folgte ihrem Blick und wurde erst kreidebleich, bis sich eine leichte Zornesröte auf seine Wangen legte, was ihn für Außenstehende noch attraktiver wirken ließ. Er musste es sich, ob der aufkeimenden Eifersucht, noch einmal stark überlegen, ob er sie wirklich als Freundin betrachten konnte. Sie hatte natürlich nur ihn meinen können, denn er war der einzige Mann, der bei den Stallungen stand und sich gerade auf die Mistgabel stützte, einen tiefen Atemzug tat und sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Durch Raum und ZeitWhere stories live. Discover now