Kapitel 4

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Nach einer für meinen Geschmack zur kurzen Nacht, stehe ich auf, gehe duschen, putze meine Zähne und ziehe mich an.

Gestern habe ich noch mit Vadik geschrieben, ihm gesagt wie sehr ich ihn vermisse und den ganzen Quatsch halt. Er wollte mich daraufhin unbedingt sehen und wir haben für morgen Abend eine Art „Date" ausgemacht. Ich hoffe das bringt mich weiter. Urgh, ich habe keine Lust in sein Gesicht zu schauen. Er war damals schon ein Schnösel und daran hat sich bestimmt nichts geändert. Genervt laufe ich die Treppen in die Küche herunter. Dort erwartet mich schon Matteo.

„Morgen", sage ich. „Morgen", antwortet er und schiebt mir einen schwarzen Kaffee herüber. Ew.
„Nicht, dass ich diese nette Geste nicht schätzen würde, aber ich trinke keinen Kaffee", sage ich und schiebe ihn wieder zu Matteo zurück. „Geht klar, was magst du dann haben?", fragt er. „Wasser", antworte ich. „Wasser?", fragt er und dreht sich verblüfft um. „Ja?", frage ich, „aus der Leitung."
Er nickt und dreht sich mit einem Glas zum Kühlschrank um. Aus diesen holt er eine Wasserflasche heraus und schüttet sie in das Glas um. „Also Wasser gern, aber nicht aus der Leitung, dass ist widerlich", sagt er und schiebt mir das Glas herüber. Genervt schaut er auf seine Uhr und räumt hastig das Geschirr weg.

„Ich bin in drei Stunden wieder da, währenddessen machst du das mit Herr Baranov klar!", sagt er und kommt vor mir mit seiner Kaffeetasse zum Stehen. Ich nicke lediglich, ehe er sich seinen Weg an mir vorbei macht. „Übrigens bevor ich es vergesse - es sind überall Kameras installiert, Bewegungsmelder und die Telefone werden abgehört. Zudem wird die Tür, nachdem ich gehe, immer automatisch verriegelt, also denk nicht mal dran!", wird er ernst und schaut mir tief in die Augen. „Verstanden", sage ich, „bis dann." Er verzieht die Augenbrauen und nickt jedoch. „Bis dann", sagt er und wirft die Tür ins Schloss, welches sich mit einem Geräusch selbst verriegelt. Abhauen ist also schon mal nicht drin, hatte ich aber sowieso nicht vor.

Nachdem ich die Hälfte aus seinem Kühlschrank gegessen habe, mache ich mich auf dem Weg sein Haus ein bisschen auszuspionieren.
Jedoch gibt es nichts Auffälliges. Im Wohnzimmer befindet sich eine unangenehme Ledercouch, weiße Möbel, teurer Küchengeräte - als ob er kochen würde. Die Badezimmer sind auch spartanisch eingerichtet und sein Schlafzimmer war abgeschlossen. Ich habe schon probiert sein Schloss zu knacken, es stellte sich aber heraus, dass ich darin besser bin an dem Tagebuch meines Bruders als an richtigen Türen. Also nichts Spannendes.

Langweilig. Der einzige Raum, der noch übrigbleibt, ist der Keller. Da ich jedoch Angst vor Kellern habe belasse ich es mit meiner Hausdurchsuchung und setze mich auf die Couch. Nach drei Sekunden klebt meine Haut schon an dem Leder fest - genau deswegen kauft man sich sowas nicht. Mit der Fernbedienung schalte ich Matteos Fernseher an und bin sehr erfreut, als ich erkenne, dass er alle Streamingdienste besitzt.

Nach Stunden von Serien schauen geht die Tür auf und ein verschwitzter Matteo kommt durch diese.

„Alles gut bei dir?", frage ich und lehne mich über die Couch. „Geht dich nichts an!", zischt er genervt und greift nach einem Verbandskasten aus der Küche. Mit diesem verschwindet er im Bad und knallt die Tür laut zu.

Soll ich ihm hinterher? Helfen? Nein, oder? Er hat mich immerhin gekidnappt. Nach kurzer Zeit fliegt die Badezimmertür wieder auf und Matteo kommt die Treppen herunter.

„Wie sieht es mit Herr Baranov aus?", fragt er im Vorbeigehen und krempelt sich die Ärmel herunter. „Wir treffen uns morgen", antworte ich und schaue Matteo hinterher. „Ist wirklich alles okay bei dir?", hake ich nach. „Ja", antwortet er schlicht. „Wann trefft ihr euch morgen?", fragt er. „19 Uhr", antworte ich. „Ich bräuchte noch was zum Anziehen", sage ich und schalte den Fernseher aus. „Wieso?", fragt er. „Ich kann ja schlecht so in ein Restaurant gehen", antworte ich und zeige auf ein weißes Hemd, was ich von Matteo bekommen habe. „Sieht doch ganz gut aus", sagt er und zieht dabei die Augenbrauen zusammen. „Für einen Blinden vielleicht", sage ich empört. „Heute hat aber kein Geschäft mehr offen", antwortet er und tippt auf die Kücheninsel.
Plötzlich schreckt er mit einem Grinsen auf den Lippen hoch und nimmt seine Autoschlüssel.

„Komm mit", sagt er und öffnet die Haustür.

NUDES? IWhere stories live. Discover now