Kapitel 44

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Wer zur Hölle klopft an meine Scheibe?
Verdammter Vogel.

Genervt stehe ich auf und reiße das Fenster mit Schwung auf. Unter dem Fenster steht Matteo mit den Händen in die Hüften gestemmt.

„Was soll denn das?", flüstere ich. „Weißt du wie spät es ist?", frage ich sauer und schaue auf mein Handgelenk ohne Uhr. „Es hat heute länger gedauert", sagt er und fährt sich durch die Haare.

„Willst du jetzt hochkommen?", frage ich, woraufhin er nickt. „Ich werfe dir den Schlüssel herunter," sage ich und bücke mich nach meiner Tasche.
Als ich mich wieder strecken will, halten mich zwei Hände an meinem Po auf, welche mich gegen etwas hartes drücken. Matteo.

Genervt beuge ich mich wieder nach oben und drehe mich zu dem Besagten um. „Entschuldigung... ich musste es irgendwie machen", sagt er und rümpft seine Nase, wobei kleine Falten auf seiner Stirn entstehen. „Hier ist der Schlüssel", sage ich und halte diesen vor seine Nase.
Stumm schauen wir uns beide an, bevor seine Augen aufblitzen und sich sein Mund zu einem Grinsen formt. „Dein Gehirn arbeitet nachts wohl sehr langsam", lacht er. Doch nicht lang. Meine Hand legt sich auf seinen Mund und ich lege meinen
Zeigefinger auf die Lippen.

„Nicht so laut!", flüstere ich warnend. „Hast du irgendwo etwas zu trinken herumstehen?", flüstert er mir ins Ohr. Ich schüttle den Kopf. „Ich hole dir was aus der Küche", flüstere ich und öffne meine Tür. Mit einem Glas Wasser in der Hand stehe ich nach kurzer Zeit wieder in meinem Zimmer und schaue Matteo an, der einen Zettel in der Hand hält.

„Ich mache dir Angst?", fragt er. Meine Liste.
Meine Pro/Con Liste. „Nein tust du nicht", lache ich leise und greife nach der Liste, die mir Matteo jedoch wieder aus der Hand zieht. „Ich lüge?", fragt er und schaut mich an. „Ständig", fange ich an, „ich sage nur dein Drogenkonsum."
„Na wenigstens den kannst du jetzt streichen", sagt er und setzt sich auf meinen Stuhl. In diesem lehnt er sich zurück und öffnet die Knöpfe seines Anzugs. „Danke", sagt er und nimmt mir das Glas Wasser aus der Hand. Nachdem er dieses leer getrunken hat, fängt er an sich auszuziehen. Seine Hose, Hemd und Sakko schmeißt er auf den Boden und legt sich in mein Bett.

„Kommst du?", fragt er mit rauer Stimme und zieht mich mit einer Hand an meinem T- Shirt unter die Bettdecke. Nachdem ich meinen Körper unter der Decke begraben habe, dreht sich Matteo auf die andere Seite und schaut aus dem Fenster.
Kein „Schlaf schön" oder „Gute Nacht"?

„Ist alles okay bei dir?", frage ich und drehe mich zu Matteo um, was er mir gleichmacht. „Warum mache ich dir Angst?", fragt er. Stumm schaue ich Matteo an, der keine Miene verzieht. Warum macht er mir eigentlich Angst?

„Deine Übergriffigkeit macht mir Angst", fange ich an und Matteo schaut mir intensiv in die Augen. „Deine Persönlichkeit, wenn du Drogen nimmst und deine bipolaren Neigungen", füge ich hinzu und schaue nach unten. „Bipolare Neigungen?", fragt er nach und drückt mein Kinn nach oben. „In einem Moment bist du der beste Mensch der Welt und am nächsten Tag bist du abweisend und widerlich", gestehe ich und er schaut mich immer noch unwissend an.

„Ich verstehe nicht", sagt er und hebt seinen Kopf vom Kissen. „In Vegas zum Beispiel", sage ich, „an einem Tag warst du nett und hast mich ins Bett gebracht und am Morgen danach warst du frech und hast gesagt, dass ich einfach Tabletten nehmen soll." „Verstehe", sagt er und dreht sich auf den Rücken.

„Was kann ich dagegen machen, dass du dich mit mir sicher fühlst?", fragt er und schaut an die Decke. „Ich habe keine Ahnung", gestehe ich und lege mich ebenfalls auf den Rücken. „Vielleicht wird es was, wenn ich mich mehr deinem Lebensstil anpasse", schlägt er vor. „Ich glaube meine Überheblichkeit hat auch einen großen Einfluss auf meine Psyche", gesteht er und greift nach meiner Hand. „Und wie willst du dich anpassen?", frage ich und lache auf.

„All Inclusive Urlaub?", grinst er, „oder Halbpension in einem zwei Sterne Hotel!" „Ich will aber nicht wieder wegfahren", sage ich und drehe mich zu Matteo um. „Wir fahren mit dem Zug einfach ein paar Haltestellen und steigen irgendwo aus", sagt er und zieht mich an sich. „Gerne, aber wir fahren zweite Klasse", grinse ich und Matteo verzieht schmerzhaft sein Gesicht. „Reiß dich zusammen", lache ich.

„Scheiße", sage ich und schaue mich im Foyer um welches überfüllt ist mit Teenagern - Klassenfahrt. „Oh bitte nicht", sagt Matteo und hält sich seine Stirn. Der arme Mann.
Während der Zugfahrt hat er sich schon angewidert umgeschaut und vergebens nach einem Kellner gesucht. Und jetzt ein zwei Sterne Hotel gefüllt mit Teenagern. „Pass auf dich auf. Ich hole uns mal ein Zimmer", sagt er und entfernt sich von mir.

„Habt ihr schon gehört, dass wir auch mit den Jungs ein Zimmer teilen können?", quietschen die Mädchen am Springbrunnen. „Heute wird richtig reingehauen und nicht nur in die Frauen", lachen die Jungs auf ihren Plätzen und öffnen die nächsten Energy Drinks. Oh, bitte nicht.
„Digga, trink die Scheiße nicht", sagen die Jungs und entfernen ihre Lippen vom Springbrunnen. Ich hoffe sie werden in diesem ertränkt.

„Also...", sagt Matteo und gesellt sich neben mich. „Die hatten nur noch ein Zimmer übrig, also haben wir gerade nochmal Glück gehabt", sagt er und nimmt unser Gepäck in die Hand. Als wir an unserem Zimmer ankommen sind, vernehmen wir die lieblichen Stimmen der Meute von Teenagern. „Die sind also auf unserer Etage", sage ich und blicke hilflos in Matteos Augen. „Ich glaube, ich werde heute den ein oder anderen noch töten", grinst er und schließt auf. „Um ehrlich zu sein, würde ich deine Morde heute unterstützen", lache ich und lege mich in das Bett. „Gut zu wissen", grinst er und geht in das Bad.

Das Zimmer ist ... etwas älter eingerichtet, mit Staubvolant am Bett, staubigen Vorhängen, dreckigen Spiegeln und einem alten Fernseher der gefühlte hundert Kilo wiegt.

„Komm wir gehen in den Pool", sagt Matteo und steht nur mit Shorts im Zimmer. Bei seinem Anblick fange ich an zu lachen. „Haben die überhaupt noch auf?", frage ich und nehme mir einen Flyer vom Nachttisch. „Aber ich habe doch keine Badesachen mit", lache ich und lege den Flyer wieder weg. „Kleines, ich auch nicht. Jetzt komm", sagt er und wirft sich ein paar Handtücher über die Schulter. „Okay, warte", sage ich und verschwinde im Bad. In Unterwäsche und mit einem Handtuch laufe ich aus dem Bad und schaue in Matteos rotes Gesicht.

„Wow", sagt er und schaut mich von oben bis unten an. „Wir gehen doch nicht schwimmen", sagt er und wirft mich auf das Bett. „Nei-", sage ich, werde jedoch von Matteos Lippen unterbrochen.
Entspannt schließt er seine Augen und atmet ruhig. Langsam fährt er mir durch die Haare und vertieft den Kuss. Nach ein paar Sekunden löse ich mich jedoch von ihm. „Ich will jetzt aber schwimmen gehen", sage ich. „So kann ich dich doch nicht rausgehen lassen", sagt er und schaut mich ernst an. „Was wird wohl passieren, wenn diese Halbwüchsigen dich sehen?", fragt er. „Die kommen ja sofort bei deinem Anblick", lacht er und liebkost meinen Nacken.

„Na gut", sagt Matteo nach kurzer Zeit und zieht mich beim Aufstehen mit sich hoch. Er nimmt einen Bademantel und wickelt mich in diesem ein.
„Oh Mann", sage ich und werfe meinen Kopf nach hinten. Vor uns - ein voller Pool mit Teenagern.
Ihr wollt mich doch verarschen!

„Wir haben ja auch noch eine Badewanne im Zimmer", grinse ich und schaue Matteo an. Dieser hat seinen Blick auf die Kinder fixiert und ich habe Angst, dass hier gleich jemand sterben wird. „Eine Sekunde", sagt er und entfernt sich von mir.
Ich werde in den Knast gehen.

„Raus Kinder, oder eure Handys werden eingezogen und die Zimmer werden wieder nach Geschlechtern aufgeteilt!", ruft einer der Aufpasser und binnen Sekunden sind alle aus dem Wasser. „Genießen Sie Ihre Flitterwochen", schmunzelt mir der Aufpasser zu und erntet nur einen fragwürdigen Blick von mir. Flitterwochen? Mit wem? Wer hat denn geheiratet?

„Wer hat geheiratet?", frage ich Matteo, der in seinen Boxershorts vor mir steht. „Wir", grinst er. „War eine Ausrede, damit wir den Pool für uns bekommen", sagt er. „Aber die Ausrede können wir auch in die Wirklichkeit umsetzen", grinst er und küsst mich für kurze Zeit auf die Lippen.
„Na dann träum weiter", lache ich und springe in das kalte Wasser. Nachdem ich wieder aufgetaucht bin, steht Matteo immer noch vor mir und schaut mich enttäuscht an. „Kommst du?", frage ich und streiche mir die nassen Haare von der Stirn.

Ich tauche wieder unter Wasser und schwimme meine Bahnen. Nach vier Bahnen kommt Matteo auch endlich dazu. „Wer zuerst auf der anderen Seite ist, okay?", fragt er, doch da bin ich schon los geschwommen. Binnen Sekunden bin ich an der anderen Seite und schaue mich triumphierend nach Matteo um. Keine Spur von ihm.
Nicht schon wieder.

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