Kapitel 10

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Heute ist endlich mal kein „Date" geplant. Ich muss mich immer noch von dem, was gestern passiert ist erholen.

Mit Kopfhörern in den Ohren laufe ich aus der Bibliothek heraus und in Richtung der S- Bahn. Mit dem Blick auf meinem Handy verschnellere ich meine Schritte und renne letztendlich los. Kurz bevor die Bahn abfahren kann, quetsche ich mich noch durch die schließenden Türen und laufe die Treppen hoch, um oben nach einem Platz zu suchen. Dort packe ich mein Essen aus und beiße in mein Sandwich. Ich habe immer keine Lust - oder eher keinen Mut dazu, in der Bibliothek zu essen, aus Angst zu laut mit der Tüte zu knistern. Während des Essens krame ich mein Handy aus der Jackentasche und die erste Nachricht springt mir ins Auge.

„Nicht einsteigen." Scheiße.

Langsam schlucke ich das Stück Brot herunter und schaue mich vorsichtig um. Das Abteil ist nicht leer, hier und da sitzt jemand und Leute unterhalten sich. Sieht jetzt für mich nicht verdächtig aus. Ich tippe ein „Zu spät" auf meinem Handy ein und schicke es Matteo. Sofort bekomme ich eine Antwort: „Fuck."

Mit dem Auge auf dem „schreibt..." Symbol bemerke ich vorerst nicht wie sich jemand vor mich setzt. Mein Blick gleitet nach oben und in das Gesicht eines älteren Herrn. Meinen Blick erwidert er und klappt folgend eine Zeitung auf. Wer liest denn heutzutage noch Zeitung? Der Mann räuspert sich öfters und rutsch mir näher. Nein danke.

Ich greife nach meiner Tasche und laufe in die Richtung der Toiletten, verriegle die Tür hinter mir und wähle Matteos Nummer.

„Endlich!", ruft er durch den Hörer. „Hey", sage ich doch werde sofort von ihm unterbrochen. „Warum schreibst du mir nicht zurück oder rufst mich eher an?!", sagt er in Rage und wartet auf eine Antwort.

„Was soll ich jetzt machen?", frage ich und ignoriere seine ersten Worte. „Nichts", sagt er, „halte dich versteckt und bleib genau dort, wo du bist." „Ich probiere so schnell wie möglich bei dir zu sein", sagt er gestresst. „Bis jetzt, kannst du dich als Bodyguard nicht mit Ruhm bekleckern!", sage ich und lege auf.

Der sollte mich beschützen, so wie es ausgemacht war. Ich habe diesen verdammten Vertrag nur deswegen unterschrieben! Der Kerl mach mich verrückt. Als ob es mir Freude machen würde, mit seiner überheblichen Persönlichkeit abzuhängen.

Genervt laufe ich in der kleinen Kabine hin und her. Diese ganzen Fehler die er besitzt. Diese bipolaren Störungen - Gott. Ich kann nicht mehr. Der ist so anstrengend. Ein Klopfen an der Tür bringt mich aus den Gedanken. „Ja?", frage ich.

„Wie lange brauchen Sie noch?", fragt eine junge Stimme. „Sowas fragt man nicht!", antworte ich und wasche meine Hände. „Ich müsste echt dringend!", sagt die Stimme und klopft erneut. „Ja, drei Sekunden", sage ich und ziehe meinen Lippenstift nach. „Hier", sage ich und blicke in die Augen eines Teenagers. „Wurde auch mal Zeit", antwortet er und drückt mich aus der Tür. „Das Toilettenpapier ist übrigens alle", grinse ich und schließe die Tür. Mit schnellen Schritten mache ich mich auf den Weg zum nächsten Abteil. Auf den Weg dorthin zeige ich den Kontrolleur mein Ticket und niste mich im Bad der zweiten Klasse ein. Ehe ich jedoch meine Sachen abstellen kann, klopft es wie wild an der Tür. „Ich habe Ihnen mein Ticket schon gezeigt", sage ich und strecke mich.

„Machen Sie auf!", sagt eine alte Stimme und klopft lauter. Schnell setze ich meinen Rucksack auf. Ich bin eingekesselt und das Einzige, was herausführt ist ein winziges Fenster. Durch das passe ich nicht, oder? Leise öffne ich das Fenster und schaue aus diesem. Scheiße, passe ich da überhaupt durch?!

Das Klopfen wird lauter und lauter, was meine Panik steigen lässt. Den Rucksack löse ich von meinem Rücken und werfe ihn aus dem Fenster und strecke ein Bein aus diesem. Das passt schon. Kein Schwein ist draußen und der Bahnsteig ist gleich unter meinen Füßen. Nun lehne ich mich komplett aus dem Fenster, bevor meine Füße auf die Kante der S-Bahn treffen. Bevor ich aus dem Fenster bin, wird die Tür aufgebrochen und ich lasse mich bei dem Knall fallen.

NUDES? IWhere stories live. Discover now