3. Kapitel

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Der Wagen fuhr die gesamte Nacht, ohne anzuhalten durch. Zum Schlafen kam Lina kaum, denn sie grübelte zu sehr darüber nach, wo sie wohl hin gebracht werden.

Amy und Lucy lagen mit den Köpfen auf ihrem Schoß, während sie mit dem Rücken zur Wand saß. Kate lag zusammengerollt vor ihr.

Der Lieferwagen kam zum Stehen, für eine verdächtig lange Zeit rührte sich nichts. Die Mädchen horchten gebannt...nichts als Stille.

Plötzlich waren Schritte zu hören, nach einem dumpfen Schlag der zufallenden Fahrertür.

Der Schnauzer öffnete die Tür und stierte die Mädchen mit einem Apfel im Mund an. Der Morgen dämmerte durch die Bäume auf sie herab, denn sie befanden sich mitten im Wald in einer Parkbucht.

Der Mann biss ab und sprach mit vollem Mund: "Hier machen wir Pause. Ihr wollt doch bestimmt nicht in den Wagen pissen."

Er begann zu lachen und ließ die Mädchen aussteigen, wobei er sich fast an seinem Apfel verschluckte.

Lina ignoriert den hustenden Mann und rieb sich die Hände. Es war eiskalt und der Morgenwind ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Kate und die anderen Mädchen fröstelten ebenfalls und Amy huschte schnell in die Büsche, gefolgt von Lucy.

Der Mann mit Schnauzer hinter ihnen hatte immer noch nicht mit Husten aufgehört und Lina beäugte ihn mit besorgtem Blick. Er stützte sich auf die Lieferfläche und röchelte.

Kate und Lina wechselten einen verunischerten Blick. Der angebissene Apfel kullerte über den Boden und der Mann packte sich in den Hals, während er nach Luft schnappte.

"Oh Gott, er stirbt noch.", schrie Kate und kniete sich zu dem nun auf dem Boden zappelnden Mann. Lina war wie erstarrt, denn sie wusste nicht, wie sie ihm helfen sollte.

Die Farbe im Gesicht des Mannes wurde allmählich immer blasser, seine Lippen verfärbten sich blau.

Lina konnte sich aus ihrer Starre nicht befreien und sah nur zu wie Kate an dem nach Luft ringenden Mann rumrüttelte.

Es war ein entsetzliches Schauspiel und Lina sah Amy und Lucy bereits zurückkommen. Ihre Starre löste sich und sie sprang auf die Beiden zu, drückte ihre Gesichter an ihre Brust, um sie zumindest vor diesem Anblick zu bewahren.

Ihre Stimme zitterte leicht: "Bloß nicht hingucken." Die beiden Mädchen ließen sich verdutzt an den Köpfen festhalten und verharrten dort ein paar Minuten.

Lina hörte nichts mehr, das Röcheln war verstummt. Sie zog die Mädchen hinter sich her an dem Wagen vorbei. Kate kam ihnen zitternd hinterher.

"Was ist denn los?", fragte Amy vorsichtig. Lucy wollte um den Wagen herum zurück laufen, doch Kate hielt sie fest.

"Unser Fahrer ist tot", sagte sie und schluckte. Ihr leerer Blick wanderte die Straße entlang. "Lasst uns gehen, wir erfrieren hier noch."

Lina und die anderen tappsten ihr auf dem kühlen Asphalt hinterher.

Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Es war Amy, die die Stille schließlich unterbrach: "Wir haben auch schon jemanden sterben gesehen.", ihre Stimme klang fast schon protzig.

Lucy stimmte ihr zu: "Ja, wir halten so was aus." Kate schwieg und lief etwas schneller um Abstand von den beiden zu gewinnen.

"Ihr seid ja so tapfer", meinte Lina mit einem ironischen Unterton und gesellte sich ebenfalls zur vorweg laufenden Kate.

In der Ferne begann der Wald sich zu lichten. Die aufgehende Sonne spendete jedoch kaum Wärme und Lina fühlte sich wie ein wandelnder Eiszapfen.

"Da...schaut mal!". Es war Lucy, die in der Ferne etwas entdeckt hatte und mit dem Finger auf eine entfernte Tankstelle zeigte.

Einmal Kitten, immer Kitten - Teil 2Where stories live. Discover now