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Die ganze Nacht wälzte sich Stefanie mittlerweile schon hin und her auf der Suche nach etwas Schlaf. Doch es war vergeblich. Sie konnte die ganze Zeit nur an ihn denken und an die Worte, die sie am liebsten niemals ausgesprochen hätte. Nach dem Gespräch mit Simmi hatte sie realisiert, dass sie keine Beziehungspause brauchte, sondern nur eine Pause von dem ganzen Trubel um den Kinderwunsch. Ihre Gedanken drehten sich Stunde um Stunde im Kreis. Sie schaffte es zwar gelegentlich etwas Schlaf zu finden, aber wachte tausende Male auf. Doch diesmal war es ein Geräusch, dass sie weckte. Es war die Schlafzimmertür, die sich langsam schloss. Augenblicklich saß sie senkrecht im Bett. Ohne groß darüber nachzudenken was sie eigentlich gerade tat, sprang sie auf und öffnete vorsichtig die Tür.
Was sie erblickte, lies ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Es war Thomas, der gerade drauf und dran war die Wohnung zu verlassen und bereits einige Augenblicke später die Tür ins Schloss fallen lies. Völlig überfordert stand sie im Türrahmen und starrte auf die Wohnungstür. Ihr Kopf war plötzlich zu nichts mehr in der Lage, weshalb sie ihm einfach nachlief. Schnell eilte sie das Treppenhaus hinunter und konnte ihn gerade noch einholen. „Thomas!", rief sie, woraufhin er augenblicklich stehen blieb und sich perplex umdrehte. Beide standen sich nun direkt gegenüber und seit über 24 Stunden konnte sie nun endlich wieder in seine strahlenden Augen blicken, die sie unsicher ansahen. „Hey.", brachte er nur hervor, aber setzte zugleich zum weiteren Reden an, da er die Sätze einfach nicht mehr für sich behalten konnte und sich hier und jetzt die Möglichkeit bot sie auszusprechen. Die letzten Monate hatten ihm gezeigt, was das Verschweigen anrichten konnte: „Tut mir leid, ich hätte nicht herkommen sollen. Du willst mich bestimmt gar nicht sehen, aber ich weiß einfach nicht wohin mit mir. Ich wollte nur nach dir schauen, aber Simmi war da und du hast geschlafen. Ich wollte dich nur...", ratterte er herunter, aber stoppte abrupt, weil er merkte was für wirres Zeug er da eigentlich gerade von sich gab. Er holte tief Luft und versuchte seine Gedanken besser zu sortieren: „Steff, diese Entfernung zu dir tut mir nicht gut. Ich kann mich nicht von dir fern halten, auch wenn du das möchtest. Wir müssen das klären verdammt.", erklärte er sich und wirkte dabei beinahe schon verzweifelt.
Stefanie war unfähig irgendetwas zu erwidern und schaute ihn nachdenklich an, während er ihr einen erwartungsvollen Blick zuwarf. Schließlich fand sie aber wieder ihre Worte, die ihr ebenso auf dem Herzen brannten: „Mir tuts leid.", flüsterte sie fast schon, denn danach brach ihre Stimme. Doch sie wollte unbedingt weiterreden. „Ich habe mit Simmi gesprochen und sie hat mir die Augen geöffnet. Ich glaube wir beide brauchen keinen Abstand, wir brauchen uns und das mehr als zuvor. Ich dachte der Abstand würde sich entlastend anfühlen, aber das tat er nicht. Im Gegenteil. Ich hab dich einfach nur vermisst.", sprudelte es aus ihr heraus. Dabei bewegten sich ihre Mundwinkel leicht nach oben und sie konnte ebenfalls bei Thomas erkennen, dass ihm die Erleichterung förmlich ins Gesicht geschrieben war. Beide schwiegen sich kurz nachdenklich an, bis Thomas erneut das Wort ergriff: „Heißt das, dass du mich nicht wegschickst?", schmunzelte er. „Wenn du bleiben möchtest, dann kannst du das gerne tun, aber ich glaube es ist besser, wenn du für diese Nacht erstmal auf der Couch schläfst. Ich will Simmi nicht einfach rausschmeißen.", lächelte sie zurück. Er nickte glücklich und folgte ihr die Stufen nach oben, bis zu ihrer Dachgeschosswohnung. Oben angekommen schlichen sich beide möglichst leise in die Wohnung. Stefanie holte schnell eine Decke und machte das Sofa für Thomas fertig, während er im Bad verschwand. Es war ein gutes Gefühl wieder zuhause bei seiner Freundin zu sein, denn der vertraute Geruch hatte ihm schon nach dieser kurzen Zeit gefehlt.
Er verlies das Bad und lief geradewegs in Stefanies Arme, die ihm soeben mitteilen wollte, dass alles fertig für ihn war. Kurz standen sich beide unheimlich nah gegenüber, jedoch bemerkten sie die unausgesprochenen Dinge, die immer noch zwischen ihnen standen, sodass sie vorerst nicht einfach so zu ihren vertrauten Gewohnheiten zurückkehren konnten. Stefanie war die Erste, die den Augenkontakt unterbrach und einen Schritt zur Seite ging: „Es ist alles fertig für dich. Ich gehe jetzt auch wieder ins Bett zu Simmi. Schlaf gut.", flüsterte sie und verabschiedete sich somit von ihrem Freund.
Dieser bedankte sich und ging daraufhin ebenfalls geradewegs aufs Sofa, wo er schnell einschlief. Beiden war klar, dass sie den Anderen nicht überrumpeln durften und deshalb langsame, vorsichtige Schritte aufeinander zu machen mussten.

Am nächsten Morgen wurde Stefanie von Simmi geweckt, die ungeduldig an ihr rüttelte. „Was ist denn los?", brummte sie verschlafen. „Kannst du mir mal erklären, was Thomas auf dem Sofa macht? Was ist denn gestern passiert als ich geschlafen habe?", wollte sie aufgebracht wissen. Stefanie richtete sich langsam auf. „Wie soll ich's erklären? Naja, Thomas war plötzlich in unserer Wohnung und ich bin ihm nachgelaufen. Wir haben geredet und ich hab mir deinen Rat zu Herzen genommen. Wir haben uns darauf geeinigt uns wieder anzunähern und uns nicht voneinander zu entfernen.", entgegnete sie und fasste so die gestrige Nacht zusammen. Simmi starrte sie skeptisch an. „Ich bin ehrlich zu dir. Ich habe mich jetzt auf mindestens 3 Tage trösten eingestellt und ich bin sehr überrascht, dass du das ohne meine Hilfe alleine hinbekommen hast. Glücklich sehe ich dich sowieso am liebsten.", schmunzelte sie und kniff sie in die Seite. „Naja ich glaube es liegt noch ein wenig Arbeit vor uns. Wir haben uns noch nicht völlig ausgesprochen. Bei uns besteht auf jeden Fall noch Redebedarf, damit es nicht wieder ausartet.", grübelte Stefanie vor sich hin. „Soll ich euch dafür lieber alleine lassen? Ich denke dann könnt ihr in Ruhe reden.", bot Simmi an. „Mhm, ich glaube das ist keine schlechte Idee. Ich bin dir trotzdem so dankbar für Alles, was du gestern für mich getan hast.", entgegnete Stefanie und zog ihre beste Freundin daraufhin in eine Umarmung. Doch mit der Antwort dieser hatte sie nicht gerechnet: „Immer wieder gerne, aber ich hab da noch so einen kleinen Tipp parat. Mach mal unauffällig einen Schwangerschaftstest. Nach deiner ständigen Übelkeit gestern hab ich da so eine Vermutung.", sagte sie und zwinkerte mir schmunzelnd zu, als sie sich aus der Umarmung lösten. Geschockt starrte Stefanie ihre beste Freundin an: „Bist du sicher? Ich...also...ich weiß ja nicht.", stotterte sie etwas überrumpelt, während ihr Kopf anfing die Sätze zu verarbeiten. „Ist nur so eine Empfehlung.", verteidigte sie sich grinsend, während Stefanie nur mit ihrem Kopf schüttelte.
„Wie auch immer. Ich packe jetzt mal mein Zeug zusammen und verschwinde hier, damit ihr eure Beziehung retten könnt.", sagte sie und sprang auf, um dies zu tun.
Kurze Zeit später liefen die beiden Frauen auch schon aus dem Schlafzimmer Richtung Wohnungstür. Simmi winkte Thomas im Vorbeigehen, da dieser gerade mit seinem Bruder telefonierte, der ihn nach der eiligen Begegnung gestern ungefähr 20 Mal versucht hatte anzurufen. Thomas erklärte ihm also alles, was vorgefallen war, um Johannes zu beruhigen.
Währenddessen verabschiedeten sich die beiden besten Freundinnen voneinander und Stefanie bedankte sich erneut ausgiebig bei Simmi.
Als die Tür ins Schloss fiel, tauchten wieder die Worte von Simmi in ihrem Kopf auf. Warum sollte sie genau jetzt schwanger sein und wann sollte sie denn bitte unauffällig einen Test machen, während Thomas zuhause war? Ihr Kopf war schon wieder überfordert von den ganzen Eindrücken der letzten Stunden. Viel Zeit zum Nachdenken und Verarbeiten hatte sie allerdings nicht, denn sie überkam mal wieder die Übelkeit und sie rannte Richtung Badezimmer.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Where stories live. Discover now