Kapitel 1, Tess

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Ich schüttle die Decke auf und schaue sehnsüchtig aus dem Fenster. Das Wetter heute ist so gut, dass ich am liebsten einen Ausritt machen würde, am liebsten mit Philip, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er beschäftigt ist, und selbst wenn, für ihn bin ich mit Sicherheit nur eine Freundin. Tatsächlich habe ich aber vermutlich nach dieser Aufgabe erst einmal frei, weil die Prinzessin ausreiten geht.

Dann lege ich die Decke behutsam auf das Bett und streiche sie glatt. Seufzend richte ich noch das Kissen zurecht. Es ist ja nicht so, als wäre ich nicht dankbar für meine Arbeitsstelle im Palast, vor allem weil niemand weiß, wo ich genau herkomme. Vor sechzehn Jahren hat man mich einfach in einem Körbchen liegend vor den Schlossmauern gefunden.

Allerdings hab ich manchmal nur einfach keine Lust, den ganzen Tag die Prinzessin zu bedienen. Sie ist nett, aber nimmt alles als selbstverständlich an. Natürlich weiß ich, dass ich sowas nicht denken darf, aber solange ich diese Gedanken niemandem mitteile, ist hoffentlich alles gut.

Ein paar von den Angestellten im Schloss glauben, ich wäre ein Dämon, die manchmal einfach in die Welt gesetzt werden, aber ich glaube das nicht. Bis jetzt gibt es dafür keinen Anschein und aussehen wie einer tue ich auch nicht gerade.

Mit meinen glatten, rotblonden Haaren und meinen ein Meter sechzig wirke ich wie die Unschuld vom Lande, was vermutlich auch der Fall ist. Ich hab auch nicht wirklich Lust, irgendwas Verbotenes zu tun, weil ich keinen Sinn darin sehe. Immerhin geht es mir eigentlich ganz gut und alles, was ich Schlechtes tue wirkt sich am Ende bloß schlecht auf mich aus.

Ich habe ein Leben, dass viele sich erträumen. Als Zofe der Prinzessin hab ich einen hohen Stand und eine solide Position, über die ich mich nicht beschweren kann. Nicht nur, dass ich ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und Kleidung bekomme, zusätzlich dazu bekomme ich auch noch monatlich einen Betrag, der sich anständig nennen lässt.

Die Kleidung, die ich bekomme ist auch immer sauber und ordentlich und meistens gefällt sie mir. Natürlich ist sie zweckmäßig, weil ich eben auch arbeiten muss, aber die hübschen Röcke und Kleider sind aus gutem Stoff gemacht.

Ganz anders als Ivy, die Küchenmagd und eine Freundin von mir, die unabhängig von ihrer Kleidung umwerfend aussieht, was mich manchmal eifersüchtig macht, weil ich befürchte, dass sie Philip der Kopf verdreht hat, kann man mich eindeutig als gut gekleidet einstufen.

Ich schließe das Fenster, welches ich zu Lüftungszwecken offenstehen hatte und gehe hinunter ihn den Hof. Die Prinzessin möchte einen Ausflug machen und auch wenn ich ihr nicht notwendig helfen muss und erst recht nicht auf den Ausflug mitdarf, weil sie von einem Freund der Familie begleitet wird und alle damit rechnen, dass er ihr einen Antrag macht, möchte ich schon dabei sein, wenn sie sich für den Ritt bereit macht, weil Philip ihr hilft und ich mir nicht die Gelegenheit entgehen lassen will, ihn zu treffen.

Als ich allerdings in den Stall eintreffe, ist Etiana schon weg.

𝕯𝖊𝖒𝖔𝖓𝖘 | 𝐑𝐚𝐛𝐞𝐧𝐟𝐞𝐝𝐞𝐫𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐇𝐞𝐫𝐳𝐞𝐧 𝐚𝐮𝐬 𝐒𝐭𝐞𝐢𝐧Where stories live. Discover now