36 - ,,Gute Fahrt"

329 25 7
                                    

,,Mir auch?" Soll ich ihm die Wahrheit sagen oder eher nicht? Gott, wie soll ich mich auf die Frage konzentrieren und sie beantworten, wenn mich die wahnsinnigen Lippen davon abhalten? Okay, ich muss mich zusammenreißen.

,,Nein.", sagte ich eher ohne groß überlegt zu haben. Daraufhin grinste er und fuhr mich nach Hause.

Meine besorgten Eltern eilten zu mir und fragten mich viel zu viel aus. Ich wusste doch selber nicht was mir passiert ist.

,,Ich bin echt müde und möchte mich einfach nur noch hinlegen. Ich muss doch fit für die Fahrt sein." Schlapp stieg ich die Treppen hoch und legte mich sofort in mein Bett, doch meine Gedanken hielten mich wach.

Heute Nacht wird Ibrahim uns abholen kommen. Wir werden zwei Wochen in einem Haus verbringen. Irgendwie breitete sich ein ungewöhnliches Gefühl in mir aus. Nervös drehte ich mich auf die andere Seite. Ich muss endlich einschlafen. Ich bin doch müde, warum schlaf ich dann nicht ein?

Als mein Handy, welches als Wecker diente, klingelte, wurde ich hellwach. Ich hatte eh kaum Schlaf gefunden, also konnte ich meine Zeit nützlicher verschwenden. Beispielsweise konnte ich die Sandwiches für die bevorstehende Fahrt zubereiten.

Als die Brote mit Salami und Käse bedeckt worden sind, beschloss ich, wieder in mein Zimmer zu gehen. So schlich ich nach oben, an Alija's Zimmer vorbei mit meinem Handy in der Hand. Doch ich blieb stehen und erinnerte mich an das Geschehen womit alles anfing...

... Ich zog die Pizzen vorsichtig aus dem Ofen und legte sie schnell auf die vorbereiteten Teller und pustete mir die Finger, da es echt heiß war. Ich nahm die Teller und ging die Treppen hoch. Aus Höflichkeit klopfte ich an Alija's Zimmer an, bevor ich reinging, da seine Freundin Christina bei ihm ist.

Was ich da sah schockte mich zu tiefst, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Sie lagen auf dem Bett, Christina auf ihm. Die Decke lag zum Glück über ihnen, weswegen ich nur die nackten Arme sah. Als sie mich bemerkten hörten sie sich auf zu küssen und Christina erhob sich einwenig von Alija.

Sie schauten beide zu mir.

,,Hier ist Pizza." Ich legte die Pizza auf den Tisch und verließ das Zimmer. Ich bin überrascht das ich nicht gestämmelt habe oder gestottert.

Wie kann mein Bruder sowas nur tun? Ist er völlig bescheuert oder was? Er weiß das man das vor der Ehe nicht darf, sowohl im Islam als auch im Christentum ist es doch so, denke ich. Diese Christina ist eh nicht gut für meinen Bruder. Sie hat ihn total geändert. Ich habe wirklich nichts das sie Kroatin ist, somit Christin, aber hab mir natürlich eine Muslimin für meinen Bruder gewünscht. Aber das sie es so weit treiben und alle Grenzen überschreiten hätte ich nicht gedacht.

Meine Eltern haben Alija ganz sicher nicht erzogen. Denkt er, er wär jetzt cool oder sonst was? Und was ist das bitte für ein ehrenloses und stolzloses Mädchen. Zum wievielten Mal macht sie es schon? Bestimmt zählt sie nicht mehr mit.

Eine gefühlte Stunde stand ich oben am Treppenanfang. Ich kann es einfach nicht fassen.

Das darf doch nicht wahr sein. Das darf doch alles nicht wahr sein. Meine Eltern werden furchtbar enttäuscht von Alija sein. Das muss ich verhindern. Aber wie? Wie soll ich es meinen Eltern verheimlichen? Wobei, die werden es eh nicht erfahren...

Das ist schon einige Wochen her, doch es kommt mir vor als sei es erst gestern geschehen. Seit diesem Tag, nein, seit der Beziehung zwischen Alija und Chriss hat Alija sich eindeutig zum negativen verändert. Ihm wurde alles scheiß egal, seine Familie, seine Freunde, seine Schule, ah einfach alles.

Ich atmete noch einmal schwer aus und ging weiter zu Sammy's Zimmer. Sanft rüttelte ich an seiner Schulter. ,,Sammy. Wach auf." Er stöhnte und nach paar Minuten stand er schließlich auf. ,,Los, pack deine letzten Sachen ein, gleich kommt Ibrahin" Samir nickte und ging ins Badezimmer.

Ich drehte mich um, um das Zimmer zu verlassen als Sammy's Handy anfing zu klingeln. Ich schaute auf den Display: Ibro.

Ohne groß nachzudenken hob ich ab.

,,Samir, ich steh jetzt vor der Haustür." Ich ging zum Fenster, schob die Vorhänge zur Seite und er stand tatsächlich dort, angelehnt an seinem Wagen. Ich wär ja nicht ich, wenn ich nicht schnell ein Foto mit meinem Handy schoss. Sein Aussehen war einfach ein Foto wert. Es wäre sogar zu schade gewesen, wenn ich seine Schönheit nicht länger betrachten könnte.

,,Sammy ist im Badezimmer, ich mach dir die Tür auf." Wir legten auf und er steckte sein Handy in seine Hosentasche.

Als ich die Tür aufmachte stand Ibrahim davor und sah mich an. ,,Bujrum. (Willkommen)" Ich verdreutlichte ihm mit einer Gestik, dass er eintreten soll und er kam hinein.

Nach kurzer Zeit kam Sammy die Treppen runter. ,,Oho, Brate." Sie begrüßten sich mit einem Handschlag. ,,Komm mit hoch, muss noch was einpacken." Sie begaben sich nach oben und ich ging auch hoch.

Ich beschloss Yeliz vor der Fahrt nochmal anzurufen.

,,Canim, seid ihr schon losgefahren?"

,,Nein, wir fahren gleich los, wollte ich dir nur melden."

,,Melde dich wenn du angekommen bist nochmal okay? Gute Fahrt und Viel Spaß canim."

,,Dir auch", wünschte ich ihr und wir beide legten auf.

Plötzlich öffnete sich meine Tür und ich erschrak. Senad kam rein und umarmte mich.

,,Gute Fahrt, Adisa."

,,Danke"

,,Ist Samir in seinem Zimmer?"

,,Ja"

Als er sich gerade umdrehte und das Zimmer fast verlassen hat, fing ich an ihn zu fragen: ,,Ähm, sag mal... Wie geht's eigentlich Sara?" Ich vermisste sie. Ich vermisste sie wirklich. ,,Sie ist selten zu Hause. Ich seh sie sehr selten, um beurteilen zu können, wie es ihr wirklich geht." Ich summte ein ,,Ach so" und somit verschwand er.

Meine Hände umfassten den Griff des schweren Koffers und ging zu den Treppen. Wie soll ich denn das schaffen? Der Koffer wiegt bestimmt mehr als zwanzig Kilo.

Ich atmete laut aus. Komm, Adisa, das schaffst du. Als mir plötzlich der Koffer aus der Hand gerissen worden ist, drehte ich mich nach hinten. Ibrahim ging an mir mit dem Koffer vorbei. Ich beobachtete jeden einzigen Schritt, wie er mühelos den Koffer bis ganz nach unten trug. Der ist ganz schön stark, immerhin ist der Koffer ziemlich schwer.

________________

Sorry, dass ich so lange gebraucht habe, um das Kapitel zu posten, aber so dumm wie ich bin, hab ich eiskalt vergessen zu updaten hehe:D

Meine 2. Geschichte habe ich auch schon veröffentlich unter dem Titel "Das Mädchen vom Dorf". Würde mich freuen, wenn ihr auch dort vorbeischauen würdet.

Adisa's WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt