Kapitel 35 - Saturn -

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"Okay, hör zu und lass mich diesmal bitte ausreden", bat mich Saturn und ich nickte widerwillig. 

"Damals als ich in den Zoo gekommen bin, hatte Erde nach mir gerufen. Sie hatte eine Art Energiezuwachs bei sich gespürt und mich gebeten, ihr zu helfen, der Sache auf den Grund zu gehen. 
Letzten Endes sind wir dann in diesem sonderbaren Zoo gelandet. Doch anstatt die Quelle der Energie zu finden, haben wir Vanessa entdeckt, die ein junges Mädchen - also dich - bedroht hat. Erde wusste nicht, wer Vanessa war, sonst hätte sie sich in ihrem Zustand nie mit ihr angelegt. Der Kampf hat sie viel gekostet. Als ich ihr zu Hilfe kommen wollte, hast du dich auf einmal an mich geklammert und kurz darauf wurde ich von diesen lächerlichen Zoowächtern abgeführt." 

Peinlich berührt schaute ich zur Seite, als Saturn meine Anhänglichkeit ihm gegenüber erwähnte. Doch er schien das gar nicht mitzubekommen, so vertieft, wie er in seine Erzählung war: "Den Teil kennst du ja schon. Du wurdest von Vanessa umgebracht, welche daraufhin abgehauen ist, als die umstehenden Menschen das tote Kind bemerkt haben. 
Ich habe mich kurz darauf in einer ruhigeren Ecke von den Zoowächtern losgerissen und bin abgehauen. Dabei ist mir dann Venus eingefallen, die ja nach wie vor mit Vanessa zusammen war und dachte, sie sei ein Mensch. 
Also bin ich so schnell ich konnte zur Venus. Doch ab da verlief die Geschichte anders als sie Neowise dir vermutlich erzählt hat."

Saturn wirkte unheimlich erschöpft, als er mir den weiteren Verlauf des Geschehens erläuterte. Allerdings hatten seine Verletzungen aufgehört zu bluten und es schien, als würden sie ungewöhnlich schnell heilen. 

"Ich habe Venus überall auf ihrem Planeten gesucht", fuhr er fort, "als ich sie gefunden hatte, waren Vanessa und sie gerade in eine tiefe Umarmung versunken. 
Und ich wette, was Neowise in seiner Erzählung nicht erwähnt hat, ist der Dolch, den Vanessa in der Hand hatte, bereit Venus umzubringen."
Damit hatte ich nicht gerechnet.

"In dem Moment ist eine Sicherung in meinem Kopf durchgebrannt und ich habe Vanessa geradewegs in einen Sonnensturm geschubst. Ich wollte nicht, dass sie noch eine meiner Schwestern verletzt.
Danach hat Venus drei Jahre lang nicht mehr mit mir geredet. Meine Versuche, ihr zu erklären, dass Vanessa sie umbringen wollte, waren vergeblich. Die einzigen meiner Geschwister, die mir glauben, sind Erde und Uranus. Doch zu Erde haben wir schon lange keinen Kontakt mehr. Nach diesem Vorfall habe ich sämtliche Portale, die zu ihr führten, geschlossen. Durch den Kampf wurde sie so krank, dass es die einzige Möglichkeit war, sie zu beschützen."

Entsetzt starrte ich Saturn an. Das hieß, er hatte Vanessa gar nicht aus Eifersucht umgebracht, sondern um Venus zu beschützen. 

Doch eine Frage quälte mich nach wie vor. "Was ist mit der Energie geworden, die Erde gespürt hatte, weshalb du überhaupt erst zu ihr gekommen bist?" 

"Ich dachte, sie käme von Vanessa. Aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Venus hätte sie ja sonst auch spüren müssen. Und das jedes Mal, wenn Vanessa bei ihr war", antwortete Saturn. 

Ich nickte nachdenklich. Sinn ergab das, was er sagte schon. Trotzdem verstand ich noch immer nicht, was das nun mit mir zu tun hatte. 
"Aber das alles erklärt nicht, warum die Kometen mich umbringen wollen."

Saturn wirkte nachdenklich. Er blickte mir in die Augen, dann schaute er zu dem am Boden liegenden Neowise. 

"Das weiß ich auch nicht. Aber vielleicht kann er uns das sagen", er zeigte auf Neowise.
"Hilf mir mal ihn zurück zum Haus zu schleppen. Dort können wir ihn fesseln und verhören, sobald er aufwacht."

Ich nickte zustimmend. Es war ungewohnt, mit Saturn zu reden, als hätte er mich nicht durchs halbe Sonnensystem gejagt. Doch besondere Situationen erforderten besondere Verhaltensweisen. Außerdem musste ich zugeben, dass Saturn jetzt gar nicht mehr so psychopathisch wirkte. 

Gefangen in der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt