Kapitel 38 - Jupiter -

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Mein Finger fühlte sich unnatürlich geschwollen an, als ich mich vorsichtig aufrappelte. "Um Himmels Willen, das mache ich nie wieder!", fluchte ich und sah mich um. Irgendwo hier im Raum musste es doch etwas geben, womit ich Saturn befreien konnte.

"Verdammt, Elea, was machst du denn?", fragte dieser aufgebracht.

Ich beachtete ihn kaum, denn etwas anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Durch den dichten Nebel hindurch konnte ich einen an der Wand hängenden Schlüssel erahnen. 
Sofort schnappte ich ihn mir. Er war so klein und unscheinbar, dass ich von Glück reden konnte, ihn überhaupt gesehen zu haben.

Wie dumm von Ganymed und Kallisto, ihn hier hängen zu lassen. Noch immer wurde ich von ihnen unterschätzt. Doch ich scherte mich nicht weiter um die Unvorsichtigkeit der beiden und wandte mich Saturn zu.

"Schau mal, was ich hier hab", sagte ich etwas schadenfroh und versuchte an die Schlösser seiner Handschellen zu kommen. Dummerweise war ich ein ganzes Stück zu klein, um sie zu erreichen. Ich trat noch näher an ihn heran, doch das hatte nur zur Folge, dass wir uns viel zu nahe kamen. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie sehr ich nach Schweiß und Dreck stinken musste.

Peinlich berührt trat ich ein Stück zurück. "Es tut mir leid, aber wenn du mich nicht größer zaubern kannst, komme ich da unmöglich ran. Hast du irgendeine bessere Idee?"

Doch Saturn antwortete nicht auf meine Frage, stattdessen weiteten sich seine Augen und er zischte: "Renn!"

Aber es war schon zu spät. Jemand packte mich von hinten und riss mir den Schlüssel aus der Hand. Entsetzt schlug und trat ich um mich. Ich musste einen Treffer gelandet haben, denn mein Gegner gab einen Schmerzenslaut von sich und ließ mich los.

Ich wirbelte herum und sah, wie Ganymed sich krümmte. Kurz überlegte ich, was ich nun tun sollte, doch mein Körper übernahm die Flucht von allein.

Ohne Nachzudenken rannte ich Richtung Ausgang, bis ich im nächsten Moment gegen die Wand geschleudert wurde. Schlagartig entwich sämtliche Luft aus meinen Lungen und ich sackte zusammen. 

"Guter Versuch", fauchte Ganymed, packte mich und schleifte mich aus dem Raum. Meine Glieder schmerzten und ich wollte mich wehren, doch meine gesamte Energie war aufgebraucht. Tatenlos ließ ich mich von dem Mond davon zerren.

"Lass sie in Ruhe!", brüllte Saturn. In seinen Augen lag Angst und Entsetzen. 

"Es tut mir leid", flüsterte ich, dann wurde er vom Nebel verschluckt.

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Außerhalb des nebligen Raumes, spendeten ein paar grüne Laternen Licht. Durch sie wirkten Ganymeds Gesichtszüge nun noch brutaler und angsteinflößender. Mir drehte sich der Magen um.

Kurz nachdem wir um eine Ecke gebogen waren, begegneten wir Faye.

"Ah gut, du hast sie schon geholt. Bring sie zum Ritualraum, ich komme gleich nach", wies sie Ganymed an. Die gesamte Beziehung der beiden schien nur aus Befehlen zu bestehen. Ganymed wirkte nicht wie ihr Geliebter, sondern eher wie ein Buttler.

"Was ist wegen Jupiter und Kallisto?", fragte dieser nun. Ich spitzte die Ohren.

"Die kleinen Biester haben versucht, zu entkommen, doch ich habe sie ganz tief in ihre Erinnerungen zurückgeschickt. Noch einmal wird ihnen das nicht gelingen", meinte Faye spöttisch. Falls ich je Hoffnung gehabt hatte, dass die beiden entkommen und uns befreien würden, war diese nun dahingeschmolzen - wie ich in der orangen Lava auf der Venus. 

Faye wandte sich ab und ging in die Richtung, aus der Ganymed und ich gerade gekommen waren. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Würde sie Saturn jetzt endgültig zur Strecke bringen?

Gefangen in der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt