Kapitel 20 - Mars -

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Das Beben wurde immer stärker und ich konnte mich definitiv nicht mehr lange halten. Der Vorsprung, auf dem meine Füße Halt gefunden hatten, war auch viel zu klein. Die Geier flatterten hektisch auf und ab, als wüssten sie nicht, wohin sie nun sollten. Einer erwischte mich mit seinem gigantischen Flügel, meine Hand rutschte weg, während die Planeten oben standen und sich das Spektakel ansahen. Nur Venus redete ununterbrochen auf Saturn ein. Verzweifelt versuchte ich wieder Halt zu finden - vergebens. 

Das Beben wurde immer stärker. Da fand ich mit meiner Hand eine Ritze und krallte mich an den Felsen. Alles wackelte bedrohlich und die Geier hielten auch nicht still. Plötzlich setzte sich einer von ihnen auf meinen Kopf und schlug seine Krallen in meine Haare. Ich kam noch mehr ins Straucheln. 

"Venus....hast kein....hau ab!", schrie Saturn auf. Er tobte vor Wut. Was um alles in der Welt hatte Venus ihm an den Kopf geworfen? Da erzitterte die Erde noch einmal. Mein Fuß rutschte ab und der Geier brachte sich in Sicherheit. Mit letzter Kraft versuchte ich mich wieder hoch zu ziehen, doch in diesem Moment zerbrach der Stein, an dem ich und mein Leben gehangen hatten. Mit einem lauten Schrei stürzte ich ab.

Während ich fiel, verfluchte ich Luis noch einmal und machte mich dann auf meinen sicheren Tod gefasst. Immerhin hatte ich noch einmal das Gefühl gehabt fliegen zu können. 

Doch der tödliche Aufprall blieb aus. Stattdessen landete ich auf etwas weichem Fedrigem. War das überhaupt ein Wort? Das gewisse Etwas, das meinen Tod verhindert hatte, schrie entsetzt auf und fing an, wie wild hin und her zu zappeln. Verfluchter Geier! Okay nein, lieber Geier! Immerhin hatte er mir das Leben gerettet. Zitternd krallte ich mich in seine Federn und drehte mich auf den Bauch um mich besser fest halten zu können. Endlich schien der Vogel zu begreifen, dass mein Leben an ihm hing und beruhigte sich langsam. "Ja, so ist es gut. Braver Geier und jetzt bring mich bitte zum Boden, so weit weg wie möglich von diesen Verrückten da oben." Ich nickte in Richtung der Geister der Planeten.

Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn sofort setzte der Geier zu einem waghalsigen Sturzflug an

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Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn sofort setzte der Geier zu einem waghalsigen Sturzflug an. Erschrocken schrie ich auf. So hatte ich mir das definitiv nicht vorgestellt. Aber wahrscheinlich wollte der Geier mich einfach so schnell wie möglich loswerden. 

"Lass sie fallen!", schrie auf einmal einer der Planetengeister. Ich brauchte wirklich mal einen kürzeren Namen für sie. Ich drehte meinen Kopf und sah, dass es der kleine Dicke war, der mir hinterher gerannt war, kurz bevor ich das Portal auf der Venus erreicht hatte. Wütend zeigte ich ihm den Mittelfinger - auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt wusste, was das bedeutete - und war froh, dass der Geier nicht auf den Kerl zu hören schien. Stattdessen drehte dieser sich mitten im Flug um und fauchte in Richtung dieses Idioten. Sehr sympathisch. 

Während wir weiter auf den Boden zurasten - Gott, hoffentlich wusste der Vogel, wie man bremste - legte ich mir in meinem Kopf Pläne zu Recht, was ich als nächstes vorhatte.
Erstes Ziel: egal wohin, nur so weit wie möglich weg von Saturn und seinen anderen Psychos . Und naja, wie es dann weiter gehen würde, wusste ich auch nicht. Das Beste war wahrscheinlich, wenn ich mir jemanden suchte, der reden konnte und mich nicht umbringen wollte. Aber wo sollte ich so jemandem auf dem Mars herbekommen? Hatte er nicht gesagt, dass er eine Freundin hatte? Eine, die bei jedem weiblichen Wesen auf diesem  Planeteneifersüchtig wurde? Das hieß, würde ich sie finden, wäre sie entweder gleich sauer auf mich und würde mich an Saturn verpetzen, oder sie half mir nach Hause zu kommen, mit der Aussicht, dass sie dann wieder mit Mars allein wäre. Allerdings war, um das zu erreichen, die Methode, mich einfach umzubringen, die Leichtere. Und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. 

Gefangen in der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt