Kapitel 41 - Jupiter -

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Mein Puls ging viel zu schnell, während ich Saturn hinaus aus Cyllenes Reich folgte. Noch immer beschäftigte mich die Frage, warum Cyllene mich nicht zu sich gelassen hatte. War es ihr Plan gewesen, dass Saturn mich retten würde? Falls ja, war ich ziemlich sauer auf sie.

Draußen im Gang wollte Saturn schon die Treppe heruntergehen, doch ich hielt ihn zurück: "Warte! Hier können wir von mir aus reden. Ich will endlich Erklärungen!" Augenblicklich blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Es war fast als wollte er unter gar keinen Umständen etwas tun, das mich verschreckte.

Abwartend blickte ich ihn an: "Also, was ist jetzt? Warum hast du mich hintergangen?" Meine Stimme war kühl, doch in mir tobten tausende Emotionen. Ich konnte sein ganzes Verhalten in keiner Weise einordnen.

Saturn atmete durch: "Ich hab dir doch erzählt, dass Faye die Körper von anderen beherrschen kann?"
Ich nickte.
"Wie sich herausstellt, kann sie das nicht nur mit Körpern, sondern auch mit deren Seele. Sie ist in meinen Geist eingedrungen und hat meine ganzen Gedanken mit Hass dir gegenüber gefüllt. Im Anschluss war es quasi gar nicht mehr notwendig, mich zu zwingen, dich umbringen zu wollen."

Gegen Ende seiner Erklärung war seine Stimme immer leiser geworden. Fassungslos starrte ich ihn an. Irgendwie klang das alles sehr einleuchtend, trotzdem quälte mich das Misstrauen.
"Und was hat sich jetzt geändert? Woher weiß ich, dass dein Hass auf mich nicht wieder die Überhand gewinnt?"

Saturn runzelte die Stirn: "Jupiter hat dafür gesorgt, dass meine Gedanken wieder normal laufen." Er strich sich über den Hinterkopf, als hätte er dort eine Beule. Vielleicht hatte seine Schwester ihm mit einem Baseballschläger eins übergezogen. Der Gedanke gefiel mir.

"Und wie kannst du dir sicher sein, dass dein Hass nicht wieder kommt? Das dürfte gerade bei unserer wackligen Beziehung nicht allzu schwer sein", wiederholte ich meine Frage.

Der Planet wirkte aufrichtig überrascht: "Warte, du glaubst doch nicht, dass ich dich wirklich hasse? Faye hat mich nur manipuliert. Sie hat mir diese Gefühle eingepflanzt und die kommen nicht wieder. Jupiter und Kallisto haben sie zur Sicherheit extra weggebracht."

Zweifelnd schaute ich ihn an. Bei so viel Hass, wie er für mich eine Zeit lang empfunden hatte, konnte ich mir nur schwer vorstellen, dass dieser nun plötzlich wie ausradiert war. Absurderweise wollte ich ihm glauben, doch ich konnte mein Misstrauen einfach nicht begraben. Allerdings fiel mir auch kein Weg ein, wie er mich von seinen Behauptungen hätte überzeugen können.

Stattdessen, schwenkte ich zu einen anderem Thema über: "Hast du bei deinem kurzzeitigen die-Seiten-wechseln wenigstens mitbekommen, warum Faye mit mir dieses grausame Ritual durchführen wollte?"

"Ich hab nicht die Seiten-", setzte Saturn an, entschied sich dann aber doch, mir nicht zu widersprechen und schüttelte nur den Kopf.

Ich hatte nichts anderes erwartet, trotzdem war ich enttäuscht. "Schön, dann finde ich es eben selbst heraus. Wo hat Jupiter Faye und Ganymed hingebracht?"

"Also was das angeht...Faye steckt derzeit in einem Gefängnis bei meinem Vater fest."

Entsetzt starrte ich ihn an: "Bitte sag, dass das nicht wahr ist."

Saturn schüttelte nur den Kopf. Toll! Das war einfach nur großartig! Was sollte ich denn jetzt machen? 
"Okay, schön, wo sind Jupiter und Kallisto? Ich muss mit ihnen sprechen."

Doch wieder musste mich Saturn mit seiner Antwort enttäuschen: "Sie sind, kurz nachdem Jupiter mir einen Denkzettel verpasst hat, mit Faye Richtung Sonne aufgebrochen. In zwei Tagen sind sie bestimmt zurück, es sei denn, Vater verwickelt sie in ein Gespräch, dann könnte es noch etwas länger dauern."

Gefangen in der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt