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Sorry, jetzt geht es endlich weiter 😅🙏🏼

Masha Karminsky

Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf. Es war Samstag, das wusste ich ganz genau und als ich spürte und sah, dass Elisabeth nach wie vor in meinen Armen lag, musste ich lächeln. Genau so waren wir am Abend eingeschlafen, nachdem das erste Mal die Leidenschaft zwischen uns gespielt hatte. Irgendwie hatte ich gespürt, dass Elisabeth, die ganz plötzlich ziemlich dominant und aktiv werden konnte, trotzdem Ruhe und Geborgenheit brauchte, vor allem nach solchen Handlungen. Das war der Hauptgrund dafür, dass ich sie so eng an mich drückte und sie die ganze Nacht über in meinen Armen hielt.
Sie schlief tief und fest und ich betrachtete sie dabei ein paar Minuten lang, strich nachdenklich mit meiner Hand über ihren Kopf. Wach wurde sie dann aber doch von alleine - viele weitere Minuten später, in denen ich fast wieder eingeschlafen war, weil ich ihre Nähe und die Wärme ihres Kopfes auf meiner Brust so genoss. Es war ein wirklich sehr wundervolles Gefühl.
-"Guten Morgen", murmelte Elisabeth verschlafen, nachdem sie ihre Augen geöffnet hatte und mich ein paar Sekunden lang von ihrer Position aus angesehen hatte. Plötzlich kam sie mir irgendwie so klein vor und so, als müsste ich sie vor irgendetwas beschützen. Es erinnerte mich an etwas - an irgendeine Situation in meinem Leben, in welcher ich diesen Gedanken, diesen Beschützerinstinkt schon einmal hatte.
"Guten Morgen", gab ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zurück und sah Elisabeth in die Augen. Sie waren so wunderschön tiefblau und ich wusste, ich konnte Ewigkeiten lange in ihnen versinken. Trotzdem wollte ich die junge Frau, die sich immer noch intensiv an mich kuschelte, nicht verunsichern, sah deswegen wenige Sekunden später in eine andere Richtung.
"Hast du gut geschlafen?", fragte ich nach einiger Zeit und strich Elisabeth währenddessen nachdenklich über ihre braunen Haare. Sie seufzte kurz tief und kuschelte ihren Kopf dann wieder ganz eng an meine Brust. Elisabeth nickte und schloss die Augen, bevor sie mit verliebter und verschlafener Stimme meinte: "Ja, unwahrscheinlich gut... Weil ich mit dir gekuschelt habe und du mich so fest in deinen Armen gehalten und mich an dich gedrückt hast, dass ich deinen Herzschlag hören und deine Wärme spüren konnte". Sie sah mir bei dem zweiten Teil des Satzes tief in die Augen und ich musste lächeln. Dann fuhr sie mit einem leicht traurigen Unterton in ihrer Stimme fort: "So sicher habe ich mich lange nicht mehr gefühlt... Leider...". Ich seufzte und schwieg einfach. Es tat mir eigentlich unfassbar sehr leid, dass Elisabeth sich so lange nicht so sicher gefühlt hat, wie in meinen Armen. Gleichzeitig war diese Aussage aber auch ein eindeutiges Kompliment für mich, schließlich war ich es, die ihr Sicherheit zu geben schien. Aber trotzdem hatte ich unterschwellig das Gefühl, dass es ihr wirklich auf dem Herzen lag - der Grund, weshalb sie sich so selten sicher fühlte. Noch dazu hatte ich schon einen ihrer Flashbacks mitbekommen und dieser war sehr intensiv. Zwar hatte sie angedeutet, was passiert war und dass es schrecklich war. Sie hatte angedeutet, dass sie vor vielen Jahren einen Unfall hatte, bei dem auch ihre Eltern starben. Aber ob ihr fehlendes Gefühl von Sicherheit daher rührte, wusste ich auch nicht.
"Elisabeth?", sprach ich sie an. Sie sah sofort zu mir und unsere Augen versanken ineinander. Die Blicke waren plötzlich so tief, dass ich fast vergaß, was ich fragen wollte. Aber als ich ihren unsicheren Blick wahrnahm, erinnerte ich mich direkt wieder daran.
"Ich will keinesfalls die Ruhe und deine Sicherheit in meiner Nähe zerstören, aber ich mache mir irgendwie Gedanken darüber, warum du dich so selten wirklich sicher fühlst... Ich meine... Bis jetzt hast du diesen Gedanken nur geäußert, wenn du in meiner Nähe warst". Ich musste dabei vor allem an ihren Flashback vor ein paar Wochen denken, nach welchem sie ziemlich intensiv und aktiv meine Nähe suchte und ich dies auch zuließ. Anders wäre es wohl kaum so weit gekommen, wie es nun war.
-"I-Ich denke... Es liegt an meiner Vergangenheit und so...". Elisabeths Stimme zitterte ein bisschen und ich spürte für einen Augenblick, wie sie sich ganz kurz intensiver und dichter an mich kuschelte. Ich wusste, dass sie einen Unfall hatte und dabei ihre Eltern starben, aber mehr Details darüber wusste ich nicht. Und ich wollte ihr auch nicht zumuten, mir alles darüber zu erzählen, schließlich konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es schwierig war. Würde mich jemand jetzt auf mein leichtes Trauma was das Autofahren betrifft ansprechen, wäre ich auch mindestens perplex und danach würden mir tausende Bilder durch den Kopf gehen, die mir sicherlich einige schlaflose Nächte bereiten würden.
"Auch an dem Unfall?", fragte ich vorsichtig, bedacht darauf, dass ich Elisabeth mit meiner Frage nicht zu sehr an das Vergangene erinnern wollte. Sie nickte und vergrub dann ihren Kopf an meinem Hals. Ich begann zu spüren, wie sie sehr unruhig atmete und sich mit ihren Händen noch fester an mich klammerte. Ganz vorsichtig legte ich die warme Bettdecke wieder über unsere Körper und legte dann meine Arme wieder bewusster und intensiver um Elisabeths Körper, der nun auch zitterte. Diese Reaktion sprach eindeutig für sich.
"Hey, es ist alles gut, ich bin bei dir, okay?", flüsterte ich mehrmals und es dauerte fast eine Minute, bis Elisabeth sich einigermaßen beruhigt hatte, das Zittern in ihrem Körper langsam nachließ und sie sich mit ihren Händen nur noch sehr schwach an meinen nackten Armen festhielt. Ganz vorsichtig löste sie sich von mir und sah mir dann ins Gesicht, während sie mit ihrem Körper immer noch auf meinem lag. Ihren Kopf legte sie an meiner linken Schulter ab.
-"Sorry... Es... Es ist gerade alles einfach wieder hochgekommen... Zurück in meinen Kopf, in die lebendige Erinnerung", erklärte sie und begann nachdenklich mit meinen offenen roten Haaren, die über meine Schultern lagen zu spielen.
"Ist doch alles okay... Du musst auch nicht davon erzählen, ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil du dich so selten irgendwo sicher fühlst...", meinte ich, sie nickte einfach nur stumpf. Dann begann sie, sehr viel zu reden.
-"Ich weiß nicht, aber... Als meine Eltern, meine Schwester und ich diesen Unfall hatten, bin ich etwa eine halbe Stunde nach dem Aufprall aufgewacht... Mein Kopf tat so schrecklich weh und ich blutete am ganzen Körper... Meine Eltern waren beide tot, meine Schwester wurde aus dem Auto geschleudert... Ich habe sie nach dem Unfall nie wieder gesehen, aber sie musste auch sofort tot gewesen sein... Irgendwie habe ich es geschafft, mich aus dem bereits qualmenden Auto auf die Straße zu schleppen, aber ich war zu schwach und zu müde... Ich hoffte, es würde nur ein Albtraum sein und jemand würde sofort kommen und mich retten, aber je mehr Zeit verging, desto eher glaubte ich, ich würde ebenfalls sterben müssen... U-Und ich wurde immer schwächer und hatte gleichzeitig unendliche Angst...". Elisabeths Stimme brach ab und sie kuschelte sich wieder weinend an meinen Oberkörper. Ich blieb jedoch stocksteif liegen und starrte an die Zimmerdecke - nun war ich schockiert.

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