TAG 6 .ೃ࿔ greatest love of all time • 𝐛𝐞𝐡𝐢𝐧𝐝 𝐭𝐡𝐞 𝐬𝐜𝐞𝐧𝐞𝐬

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❗️trigger warning: mention of death and cancer❗️
Nicht detailliert und auch nur kurz gegen Ende des Kapitels, aber wenn ihr mit solchen Themen nicht gut umgehen könnt und es wisst, bitte ich euch, an dieser Stelle nicht weiterzulesen. Wenn ihr Hilfe braucht, wendet euch bitte an jemanden.
Telefonseelsorge Deutschland:
0800-1110111
Telefonseelsorge Österreich:
142 oder 147
Telefonseelsorge Schweiz:
143 oder 147
(Nicht wundern: Das sind bundesweite Rufnummern, also so wie die der Polizei oder Feuerwehr.)








— 06. APRIL: OMA HELENA
📜🪻🫙

„ and, somehow, i know that you and i
would've found each other in another life,
you still would've turned my head "


„ and, somehow, i know that you and iwould've found each other in another life,you still would've turned my head "

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「 2014 」

MÜNCHEN. Der Bildschirm im Wohnzimmer des kleinen Hauses flimmert. Zweiundzwanzig Männer jagen seit fast einer Stunde dem Ball hinterher, voller Hoffnung, am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. Es ist das Endspiel. Der Weltmeisterschaft.

Wie auf heißen Kohlen sitzt Charlotte, genannt Charly, auf einem der Sessel im Wohnzimmer ihrer Großeltern und verfolgt angestrengt den Ball mit ihren, mittlerweile müden, Kinderaugen. Aber heute darf sie länger wach bleiben. Das möchte das Mädchen auch unbedingt, denn Deutschland spielt.

Ihr Opa sitzt, mit einem Bier in der Hand, auf dem Sofa und gibt hin und wieder Kommentare zum Spielverlauf ab, während ihre Großmutter sich schon vor einiger Zeit nach oben ins Schlafzimmer verabschiedet. Sie möchte ihren Roman heute noch zu Ende lesen. Opa hat nur mit der Nase gerümpft und gemeint, dass Oma früher aber begeisterter war, wenn es um die Ballsportart ging, die die ganze Nation heute Abend in Atem hält. Charly findet das witzig, wenn die beiden so miteinander sprechen, weil sie weiß, dass die beiden das nur im Spaß meinen.

„Ach, Charly," Opa setzt sich auf der Couch wieder gerade hin. Mit seinem Rücken hat er schon seit Jahren Probleme. „Das erinnert mich daran, wie deine Oma und ich uns kennengelernt haben, mein Engel. Hab ich dir die Geschichte schon einmal erzählt?" Das junge blonde Mädchen grinst und wendet ihre Augen für einige Momente vom Bildschirm des Fernsehers ab. „Ja, hast du Opi. Aber ich möchte sie trotzdem hören."








「 1972 」

MÜNCHEN. Die Straßen der Stadt drohen überzuquellen. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck kämpft sich Claus durch die Menschenmenge. Seine beiden besten Freunde Wolfgang und Hans hat er schon vor über einer Stunde aus den Augen verloren. Doch das löst in dem 20-Jährigen keine Panik aus. Immerhin kennt er die Straßen Münchens wie seine Westentasche. Hier ist er auf gewachsen; hier kennt er die Leute. Und hier ist er im Westen. Jenseits der Mauer und nicht gefangen in einem Land, das seine Bürger einsperren muss, um sie bei sich zu behalten.

Claus' Blick schweift über die Gesichter der Menschen, die voller Ekstase sind. Die Stadt feiert Gerd Müller, der im Endspiel gegen die Sowjetunion zwei Tore schießen und sie so zum Torschützenkönig des Turniers krönen konnte. Doch anders als alle anderen kann Claus nicht inne halten; er muss wieder nach Hause zu seiner Mutter. Seit sein Vater vor sieben Jahren einen Arbeitsunfall erlitt, kümmert sich der damals 13-Jährige, aber älteste, Sohn der Familie mit um seine kleinen Geschwister. Und auch um seine Mutter. Der Tod des Vaters hat tiefere Risse hinterlassen, als alle zugeben wollen.

Mit den Gedanken immer noch bei der gewonnenen Europameisterschaft nehmen Claus' Schritte wieder an Tempo auf. Bis der junge Mann mit jemandem Zusammenstößt. „Kannst du nicht aufpassen?!" Vor ihm steht eine Blondine, die kaum jünger sein kann als er selbst, und die alles andere als erfreut über den Zusammenstoß der beiden zu sein scheint. „Es scheint, als hätten alle über diesen Sieg ihren Kopf verloren!"

Claus kann nicht anders. Er starrt die fremde Schönheit unverhohlen an. Als die jedoch auch noch die Arme vor der Brust verschränkt und sich schon empört abwenden will, erwacht er aus seiner Schockstarre. „Warte! Verzeihung! Es tut mir leid!" Vorsichtig greift er nach dem Arm der Blondine, die sich schon zum Gehen gewendet hat. „Das war nicht beabsichtigt."

Die junge Frau runzelt die Stirn. „Das hoffe ich. Du scheinst ja kein so ungehobelter Rüpel zu sein, wie ich angenommen hatte." Zaghaft lächelt Claus. „Darf ich fragen, wie dein Name lautet? Ich heiße Claus." Der junge Mann greift nach der Hand seines Gegenübers und drückt vorsichtig einen Kuss darauf. „Helena. Mein Name ist Helena."








「 1983 」

MÜNCHEN. „Schau nur, sie hat deine Augen, Lene." Mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen hält Claus seine neugeborene Tochter im Arm. Seine Frau betrachtet die beiden mit einem seligen, aber mindestens genauso erschöpften, Blick. Die Geburt hat länger gedauert als erwartet. Vielleicht war Helena aber auch einfach nicht auf die Schmerzen vorbereitet, die ihr Körper hatte durchleben müssen. „Hast du schon entschieden, wie sie heißen soll?" Der Blick ihres Ehemanns richtet sich wieder auf sie, während er das schlafende Baby in seinen Armen hin und her wiegt.

„Anne." Claus' Augen füllen sich langsam mit Tränen. Erst vor etwa zwei Jahren ist seine Mutter verstorben und damit ihrem Mann gefolgt. Es tut ihm im Herzen weh, dass seiner kleinen Tochter die Möglichkeit ihre Großeltern verwehrt bleiben wird, aber er weiß, dass seine Mutter Schmerzen hatte. Besonders die letzten Wochen vor ihrem Tod, die sie hat durchstehen müssen, waren zu viel für die alte Frau gewesen. Jetzt ist die wieder vereint mit ihrem Ehemann, den sie die letzten Jahre so schmerzlich hatte missen müssen. Doch Claus hat seine Frau; hier und jetzt. Und Helena hat ihm das schönste Geschenk auf Erden gemacht, seine kleine Anne.








「 2021 」

MÜNCHEN. „Es ist in Ordnung, Liebster." Helena schluckt, während sie ihrem Mann durch die Haare fährt. „Du hast mir so viele schöne Jahre mit dir geschenkt. Mit niemand anderem hätte ich sie lieber verbracht." In der weißen Bettwäsche seines Krankenhausbettes sieht Claus so verändert aus. Sein Gesicht ist eingefallen. Seine Augen wirken müde. Und auch sein Körper hat schon lange den Kampf gegen den Krebs aufgegeben. Helena weiß schon seit einigen Wochen, dass es ihren Ehemann nicht mehr lange hier bei ihr halten wird.

„Es tut mir leid, mein Herz. Ich wollte nie, dass du mich einmal so sehen musst." Claus' Stimme klingt brüchig. „Sei nicht albern. Ich hab dich schon in ganz anderen Lebenslagen gesehen." Die beiden lächeln sich an.

Helena hat damit ihren Frieden geschlossen. Sie weiß, dass sie ihren Mann wiedersehen wird. Und dass noch ein ewiges Leben gemeinsam mit ihm auf sie wartet. Die Zeit hier auf Erden ist für die beiden als Eheleute abgelaufen. Doch da bleibt immer noch die Ewigkeit, die die beiden miteinander verbringen werden. Zusammen. Wie es schon immer hat sein sollen.























— a/n
bisschen sad gegen Ende, aber ich hoffe es tröstet euch, dass die beiden ihre Ewigkeit miteinander verbringen werden 🤍

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