Kapitel 11

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Every days a holiday

When babys making out with me


Meine Familie aus Arkansas kommt ein paar Tage vor der Hochzeit in LA an. Sie haben sich einen Mietwagen und ein Airbnb in unserer Nähe gemietet und ich freue mich sehr, sie endlich wiederzusehen. Wir verbringen jeden Abend gemeinsam und ich merke mal wieder, wie sehr ich sie vermisst habe.

Einen Tag vor Weihnachten kommen dann auch die restlichen Gäste in der Stadt an. Wir haben sie alle in einem Hotel am Hafen untergebracht, wo am frühen Nachmittag des 23. Dezembers auch das Probeessen stattfindet. Beim Essen informieren wir unsere Gäste nochmal über den Ablauf des morgigen Tages und sorgen dafür, dass sich unsere Familien ein bisschen besser kennenlernen. Der Entfernung geschuldet, haben sich unsere Eltern nämlich erst ein einziges Mal getroffen. Glücklicherweise haben sie sich gut verstanden und während der Hochzeitsvorbereitungen auch ein paar Mal telefoniert.

Das Dinner verläuft problemlos und findet ein jähes Ende, als wir zu unseren Junggesellenabschieden aufbrechen. Bevor Gabriel mit seinen Jungs loszieht und ich mit meinen Mädels, verabschieden wir uns mit einem innigen Kuss.

„Wir sehen uns morgen vor dem Altar", sagt Gabriel.

„Ich bin die, im weißen Kleid", antworte ich und dann wird er von seinem Trauzeugen auch schon von mir weggezogen. „Viel Spaß", rufe ich Ihnen hinterher. Ich vertraue darauf, dass sie meinen Zukünftigen nicht in Schwierigkeiten bringen und er morgen noch fit ist.

„Und du kommst jetzt mit uns", sagt meine kleine Schwester May und zieht mich aus dem Raum. Vor dem Hotel wartet eine Limousine auf uns. May steigt ein und ich folge ihr. Im Innenraum sitzen schon alle anderen. Neben May, ist meine Mum mit von der Partie, genau wie Gabriels Mum Lissie. Außerdem meine Trauzeugin Anne und meine zwei Brautjungfern Carol und Zoe.

Anne ist meine beste Freundin aus Arkansas. Unsere Mütter haben sich bereits im Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt und wir haben schon als Babys zusammen gespielt. Wir waren gemeinsam im Kindergarten und die komplette Schulzeit haben wir nur miteinander überstanden. Sie hat jeden Schritt meines Lebens begleitet und ich Ihren. So ist es nur richtig, dass sie nun meine Trauzeugin ist, nachdem ich vor drei Jahren ihre war, als sie ihre große Liebe aus der High-School geheiratet hat.

Carol war dann im College meine Mitbewohnerin und gute Freundin. Wir haben so einige Nächste gemeinsam durchgemacht, egal ob beim Feiern oder beim Lernen.

Zoe habe ich letztes Jahr auf der Arbeit kennengelernt. Wir haben bei einem Projekt zusammengearbeitet und sofort harmoniert. Und obwohl wir uns noch nicht so lange kennen, ist sie mir wirklich ans Herz gewachsen.

Zu siebt fahren wir also in der Limousine zu einem mir unbekannten Ort. Meine Brautjungfern haben den Abend gemeinsam organisiert, ohne mir auch nur den kleinsten Hinweis darauf zu geben, was wir machen. Ich bin ganz schön nervös.

Während der Fahrt spielt Carol über die Lautsprecher der Limousine ein paar meiner Lieblingssongs. Wir singen alle lauthals mit und trinken Prosecco aus Plastikbechern.

Es kann nicht viel Zeit vergangen sein, da halten wir an und steigen aus. Zoe weiß scheinbar, wo wir hinmüssen, denn sie geht voraus in ein modernes Gebäude und dort in einen Raum, wo wir wohl schon erwartet werden. In der Mitte des Raums ist ein großer runder Tisch aufgebaut, mit Utensilien, die ich direkt erkenne. Leinwände, Acrylfarben, Pinsel und Schürzen sind schließlich genau meine Welt.

„Wo ist die Braut?", fragt eine aufgekratzte kleine Frau als wir den Raum betreten und alle zeigen sofort auf mich. Sie kommt zu mir uns umarmt mich stürmisch.

„Hallo Yule, schön dich kennenzulernen. Ich bin Melody und ich begleite euch heute in die kreative Welt der Kunst", begrüßt sie mich und ich bin so sprachlos, dass ich nichts erwidern kann. Egal was ich mir für meinen Junggesellinnenabschied hätte wünschen können, das hier ist besser.

Wir setzen uns alle an den Tisch und die bereits vorbereiteten Plätze. Auf meiner rechten Seite sitzt May, auf der anderen Anne. Melody erklärt, wie der Abend ablaufen wird. Wir haben alle eine große und eine kleine Leinwand, die wir bemalen können. Die Motive können wir uns selbst aussuchen, jedoch steht es unter dem Motto „Weihnachtshochzeit in LA". Sie hat ein paar Bilder als Inspiration mitgebracht, aber ich habe bereits meine eigene Idee und fange einfach an mit Bleistift ein paar Grundlinien zu ziehen.

Auch die anderen vertiefen sich schnell in ihren Kunstwerken. Während wir malen, läuft im Hintergrund Weihnachtsmusik und eine Assistentin von Melody sorgt dafür, dass wir alle immer genug zu trinken haben. Melody ist immer sofort zur Stelle, wenn man eine Frage hat und gibt hilfreiche Ratschläge. Über den runden Tisch hinweg, gibt es immer mal wieder kurze Wortwechsel, aber die Fortschritte und Motivwahlen der anderen kann man nicht sehen, wenn man nicht aufsteht und herum geht.

Ich selbst habe mich für eine abstrakte Version des Hollywood Schriftzugs entschieden. Er besteht aus Zuckerstangen und Plätzchen und der Hintergrund ist bedeckt von Tannengrün und Mistelzweigen. Ich benötige lange, um mit dem Bleistift alles vorzuzeichnen und erst dann wage ich mich an die Farben. Ich bin so in mich selbst versunken, dass ich es kaum merke, wenn die anderen eine kleine Pause einlegen und hinter mir stehend zusehen, wie ich präzise jeden Strich aufs Papier setze.

Erst als ich mit der ersten Farbschicht fertig bin und sie etwas antrocknen muss, damit ich mit einer zweiten Farbschicht die Details hervorheben kann, stehe ich auf und strecke meine Beine durch, die vom langen Sitzen schon ganz steif sind. Ich nehme mir Zeit und betrachte jedes einzelne Bild, welches die anderen gemalt haben. Viele sind schon fast fertig mit dem ersten Bild, haben aber auch deutlich einfachere Motive gewählt. Zwei Bilder fallen mir besonders ins Auge.

Lissie, Gabriels Mum, hat eine stark vereinfachte Version von einem Segelschiff auf dem Meer gemalt. Mit Lichterketten an den Masten, einem kleinen Tannenbaum am Bug und einem winken Paar an der Reling stehend.

Das zweite Bild ist das von Zoe. Für das Architekturstudium, muss man ein gewisses künstlerisches Talent mitbringen, doch bei Zoe ist es mehr als nur ein bisschen. Sie hätte genauso gut auch Kunst studieren und die nächste Mona Lisa malen können. Doch sie bleibt lieber bei Städten, denn sie hat die Skyline von Los Angeles bei Nacht gezeichnet. Die Gebäude leuchten in rot, grün und weiß und die Palmen glitzern im Licht der Sterne am Himmel. Auch sie ist noch nicht ganz fertig, aber ich sehe, dass es ein Meisterwerk wird.

Ich setze mich wieder an meinen Platz und widme mich den Details. Als ich zufrieden bin, nehme ich mir das kleine Bild vor. Erst weiß ich nicht, was ich malen soll, doch dann entscheide ich mich für Winterrosen. Ich weiß natürlich erst morgen, wie mein Brautstrauß genau aussehen wird, aber die Winterrosen werden ein großer Teil davon sein, daher zeichne ich den Strauß einfach so, wie ich ihn mir vorstelle.

Ich sitze wieder so konzentriert daran, dass ich gar nicht mitbekomme, wie die anderen nach und nach fertig werden und sich in leise Gespräche vertiefen. Tatsächlich bin ich die letzte, die den Pinsel niederlegt und ich geselle mich zu den anderen. Gemeinsam mit Melody schauen wir uns die Bilder an und wir versichern ihr, was für einen tollen Abend wir hatten.

Da die Bilder noch trocknen müssen, bleiben sie erstmal noch hier und werden morgen zum Schiff gebracht, damit alle Gäste sich unsere Ergebnisse anschauen können. Auch das ist eine schöne Idee, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Wir verabschieden uns herzlichen von Melody und ihrer Assistentin und machen uns in der Limousine auf den Weg zurück zum Hotel am Hafen.

Während Gabriel heute Nacht in unserer Wohnung schläft und sich auch morgen früh dort fertig macht, ist es für mich einfacher in der Nähe der Location zu sein und das Hotel ist die perfekte Wahl. Ich teile mir ein Zimmer mit Anne und wir reden noch bis tief in die Nacht hinein, was wahrscheinlich keine gute Idee ist. Aber ich muss die Zeit mit ihr auskosten.

Ich bin ganz schön aufgeregt und wälze mich viel im Bett herum, bevor ich es endlich schaffe einzuschlafen.

Sail that boat into the red horizonWhere stories live. Discover now