Kapitel 12

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Look at this angel that's on my arms


Als ich vom Weckerklingeln aufwache, weiß ich sofort: der große Tag ist gekommen. Heute werde ich Gabriel heiraten. Anne neben mir dreht sich stöhnend auf die andere Seite. Sie war schon immer ein Morgenmuffel. Aber ich bin hellwach.

In einer Suite treffen wir uns mit den anderen und nehmen ein kleines Frühstück ein, bevor zwei Stylisten kommen und uns vorbereiten. Ich bekomme eine Hochsteckfrisur, die so stabil ist wie Beton, sodass sie auch den stärksten Winden auf dem Boot standhalten könnte. Meine Make-Up bleibt eher natürlich.

Wir werden alle pünktlich fertig, wobei ich die Einzige bin, die ihr Kleid noch nicht trägt. Wir haben es während der Vorbereitungen schon rausgeholt und ich habe es noch einmal anprobiert, aber nun verpacken wir es wieder sicher in seinem Kleidersack. Ich werde es erst auf dem Schiff anziehen, damit mich niemand darin sieht, bevor die Zeremonie beginnt. Solange trage ich ein pinkes Cocktailkleid, damit ich nicht ganz underdressed bin.

Mit mehreren Golfkarts vom Hotel, werden wir direkt an das Schiff gebracht, wo sich schon einige Gäste tummeln. Von Gabriel ist allerdings keine Spur zu sehen. Ich begrüße meine Freunde und Bekannten flüchtig und gehe mit meiner Familie in den Innenraum des Schiffes. Dort bereitet das Catering-Unternehmen schon alles für den Empfang nach der Trauung vor. Wir verschwinden in das Hauptschlafzimmer und da es hier auf dem Schiff nun nicht mehr so geräumig ist, bleiben nur Anne und meine Mutter bei mir.

Ich spüre mit jeder Minute, die die Trauung näher rückt, wie meine Anspannung steigt. Es ist 100% Freude und keine Nervosität, denn ich war mir noch nie in meinem Leben bei etwas so sicher. Und doch rast mein Herz bei dem Gedanken, dass Gabriel und ich bald verheiratet sind.

Um an etwas anderes zu denken, mache ich etwas Weihnachtsmusik an und schlüpfe in mein Brautkleid. Als ich fertig bin, betrachte ich mich in einem kleinen Spiegel. Das Kleid ist hochgeschlossen mit Ärmeln, die gerade so meine Schultern bedecken. Doch hinten ist es rückenfrei. Das Oberteil ist mit grober Spitze bedeckt, und der Rock aus Tüll, der leicht um meine Beine fällt. Es hat keine Schleppe, sodass ich heute Abend gut darin tanzen kann. Und ich bin gespannt, was Gabriel zu dem Kleid sagen wird. Um der Tradition treu zu bleiben, habe ich neben diesem neuen Kleid noch blaue Schuhe und die alten, geliehenen Diamantohrringe, die meine Mutter bereits auf ihrer Hochzeit getragen hat.

Irgendwann spüre ich, wie das Schiff ablegt und wir aus Meer hinausfahren. Die Segel werden gesetzt und nun kann es nicht mehr lange dauern, bis die Zeremonie startet.

Als es dann soweit ist, kommt mein Vater in die Kabine. Meine Mutter drückt mich ein letztes Mal und Anne gibt mir meinen Brautstrauß, bevor sie an Deck zu ihren Plätzen gehen.

„Du siehst wunderschön aus, mein Kind", sagt Dad und haucht einen Kuss auf meine Wange. Dann hake ich mich bei ihm unter und er führt mich die Stufen hoch, bis wir vor der verschlossenen Außentür stehen.

„Bist du bereit?", fragt er mich und ich nicke, denn würde ich jetzt sprechen, würde ich bereits in Glückstränen ausbrechen und das hebe ich mir lieber für später auf.

Die Tür wird von außen geöffnet und wir treten heraus. Mein Blick fällt sofort auf Gabriel, der bereits vor dem Blumenbogen steht und auf mich wartet. Seine Augen leuchten, als er mich sieht und sein strahlendes Lächeln bewirkt, dass ich zu ihm rennen möchte. Wir halten unseren Blickkontakt, während Dad und ich langsam nach vorn schreiten. Der Weg ist nicht sehr lang und schon bald stehe ich vor ihm. Dad übergibt feierlich meine Hand an den Bräutigam und setzt sich dann zu Mum in die erste Reihe. Ich übergebe Anne meinen Brautstrauß und dann beginnt der Kapitän mit seiner Ansprache.

Sail that boat into the red horizonWhere stories live. Discover now