Kapitel 36: Fehlendes Vertrauen

331 30 5
                                    

Reagan


Erleichterung. Das verspürte ich als ich mich am nächsten Morgen in einem leeren Bett wiederfand. Kaum vorstellbar wie unangenehm es nach dieser Nacht wäre neben Ella oder noch schlimmer mit Ella im Arm aufzuwachen.

Was mich wohl außerhalb des Zimmers erwartete? Da ich noch nicht bereit war das herauszufinden, starrte ich die geschlossene Tür an, welche in das Ungewisse führte. Das fahle Licht der aufgehenden Sonne strahlte mir direkt in die Augen. Genervt richtete ich mich auf, sodass ich nicht mehr geblendet wurde.

Ich wollte nicht raus. Hier im warmen Bett, unter der kuscheligen Decke war es sicher. Hier im Schlafzimmer konnte ich noch fantasieren über meine ungewisse Zukunft. Mir vorstellen, dass Ella gerade Kaffee für uns machte und wir uns gleich mit schelmischem Grinsen über den Versöhnungssex - oder was auch immer das gestern war - unterhielten.

Leider machte mir meine Blase einen Strich durch die Rechnung. Gezwungenermaßen musste ich mich von meinem Zufluchtsort verabschieden. Auch wenn das Bad direkt nebenan war, führte der Weg dorthin durchs Wohnzimmer. Ich sah Ella nicht, aber ich hörte in der Küche irgendwas klirren, also wusste ich zumindest, dass sie noch in der Wohnung war.

Schnell entleerte ich meine Blase und nahm dann meinen Mut zusammen, um mich ihr zu stellen. Was könnte schon im schlimmsten Fall passieren? Wegschicken ging nicht, da ich für die CIA noch den Köder spielen musste. Ella wird mich also höchstens ignorieren, aber mehr auch nicht.

„Morgen", versuchte ich einen ersten, vorsichtigen Annährungsversuch. Ella blätterte in einem Sportmagazin, während sie sich ein Stück der Pizza, die wir gestern nicht anrührten, in den Mund schob.

„Morgen." Oh, ich werde doch nicht ignoriert. Eine positive Überraschung, aber gewiss noch kein Grund, um in Jubelschreie auszubrechen.

„Alles klar bei dir?", stellte ich mein Glück weiter auf die Probe.

„Jep." Gesprächig war Ella keinesfalls. Vielleicht wollte sie auch einfach in Ruhe den Artikel fertiglesen. Ich setzte mich zu ihr und schnappte mir ebenfalls ein Stück der kalten Pizza. Zwei Bissen nahm ich zu mir, ehe ich die Geduld verlor. Ja, ich weiß, nicht gerade souverän, aber das war mir gerade herzlich egal.

„Bereust du gestern Abend?", fragte ich ganz offen. Ich brauchte antworten, weil es mich sonst noch verrückt machte. Ella hob langsam den Kopf, wirkte aber nicht genervt.

„Nein."

„Echt nicht?", wunderte ich mich. Ich hätte schwören können, dass sie es als den größten Fehler ihres Lebens abtat. Natürlich neben diesem anderen gigantischen Fehler sich überhaupt erst in mich verliebt zu haben.

„Nope. Du etwa?"

„Nein."

„Dann ist doch gut", kommentierte Ella achselzuckend. Was meinte sie denn damit? Ihre Art der Kommunikation stieß bei mir auf pures Unverständnis.

„Aber ... ich check es nicht."

„Denkst du ich check es? Tue ich nicht. Ganz und gar nicht, aber ich habe keine Lust mehr mir den Kopf darüber zu zerbrechen." Unglaublich. Wie können zwei Menschen so viel Unwissenheit in sich bündeln? Das müsste uns erst mal jemand nachmachen.

„Okay. Und was bedeutet das für uns?"

„Offensichtlich können wir nicht die Finger voneinander lassen und haben ein nicht zu verachtendes Vertrauensproblem", stellte Ella nüchtern fest. Das traf es ziemlich passend, allerdings war mir nicht klar, worauf das alles hinauslief.

Hacking a HeartWhere stories live. Discover now