Der Ball

8.6K 385 91
                                    

Der Ball

Wenn ich so daran dachte, was für ein ewiges Hin und Her die Kleidersuche war, bekam ich regelrecht einen Nervenzusammenbruch, doch heute lag ich gedankenverloren in meinem Bett und starrte an die Decke. Es war so weit. Heute war der Weihnachtsball und ich war so aufgeregt wie nie. Ich war noch nie auf einem Ball gewesen und die Tatsache, dass ich dort auch noch mit George hingehen würde, machte die Sache noch einmal besser.

Ich hatte meinen Eltern einen Brief im Namen von mir und meinen Bruder geschrieben, in dem ich ihnen erklärte, dass hier soweit alles gut war. Mutter hatte geantwortet und uns mitgeteilt, dass sie mit Molly mal wieder etwas für die Weihnachtsferien ausgemacht. Einerseits freute ich mich sehr darauf, da ich mich bei den Weasleys schon immer wohl fühlte, andererseits war ich etwas traurig, da es schon wieder ein Weihnachten ohne meine Eltern werden sollte.

Plötzlich tippte mich jemand an der Schulter an und meinte: „Ich will dich ja ungern davon abhalten jeden Riss in der Decke zu analysieren, aber wenn du dich nicht langsam fertig machst, wird das heute wohl nichts mehr mit dem Ball."

Es war Ginny, die bereits geschminkt vor mir stand. Sie hatte echt ein riesen Glück, dass sie einen Tanzpartner gefunden hatte, denn sonst hätte sie gar nicht am Ball teilnehmen dürfen. Dieser war nämlich erst für Leute ab dem vierten Jahr und Ginny war gerade in ihrem Dritten. Ich lächelte sie dankend an und ging zu mit meinem Kleid zu einem Spiegel, vor welchem auch Hermine stand.

"Na endlich, ich dachte du verpasst den Ball wirklich noch, wegen deiner Starre", sagte Hermine erleichtert, während sie sich noch einmal im Spiegel ansah. Sie sah fabelhaft aus.

"Du siehst perfekt aus", sagte ich, als ich komplett fertig wieder unser Zimmer betrat, in welchem nur noch Hermine war, da sie unbedingt auf mich warten wollte.

"Danke, du siehst auch wunderschön aus.", sagte Hermine und umarmte mich. Sie war so glücklich und aufgeregt, dass es mir ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte, obwohl es mir kein bisschen anders ging.

"Wir sollten los. Wir sind wegen mir schon spät dran.", erklärte ich Hermine, nachdem wir uns wieder losließen. Sie nickte und wir gingen zu den Treppen.

Am oberen Ende blieben wir beide noch einmal stehen, als wäre es Telepathie gewesen. Ich war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr und konnte es immer noch nicht fassen, dass ich so ein Glück hatte. Ich strahlte über beide Ohren.

Als wir nun herunter gingen spürte ich einige Blicke auf mir und Hermine, doch das interessierte mich momentan reichlich wenig. Da ich nur eine Meinung hören wollte und das war die von George.

"Du siehst wunderschön aus", murmelte George und sah erneut an mir herunter als ich vor ihm zum Stehen kam.

„Danke, du siehst auch sehr gut aus.", murmelte ich angetan und blickte ihn an. Er trugen einen schlichten schwarzen Anzug mit Fliege und seine Haare saßen wie immer locker auf seinem Kopf.

Er reichte mir schließlich die Hand und wir betraten die Halle um am Festessen teilzunehmen. Danach dauerte es auch keine fünf Minuten mehr, bis schließlich ein Eröffnungstanz kam, welcher den Teilnehmern des Trimagischen Tuniers galt.

Währendessen dachte ich wieder an das Tunier selbst. Es bereitete mir immer noch unglaubliche Bauchschmerzen. Zwar waren meine besten Freunde zum Glück nicht darin involviert, jedoch dafür aber Harry, der beste Freund von Ron und Hermine, welche am Boden zerstört wären, wenn ihm etwas passierte. Das ausgerechnet auch noch Cedric Diggory, einer der hilfsbereitesten Menschen, die ich kannte, auch teilnahm, lag mir auch sehr schwer im Magen.

Nach einigen Liedern beschlossen George und ich auch einmal zu tanzen und so verging schließlich einige Zeit, bis wir um 23 Uhr wieder am Tisch saßen und Georg mich auf einmal mit einer Frage überraschte: „Wollen wir zum See?"

Es war bereits wieder einige Wochen her, seit wir dort gewesen waren und da hatten wir nur über misslungene Zaubertränke und Scherzartikel gesprochen.

Auch wenn ich etwas perplex war, kam es mir gerade recht, dass er nach draußen wollte, denn selbst in dieser großen Halle, wurde es allmählich stickig.

Am See angekommen liefen wir erst einfach etwas herum und setzten uns dann irgendwann ans Ufer. Das mein Kleid wahrscheinlich dreckig werden würde, war mir in diesem Moment ziemlich egal. Ich war einfach viel zu müde. Ich gähnte schließlich laut und legte meinen Kopf dann kurzerhand auf Georges Schulter.

"Bist du echt so müde?", fragte er und legte seinen Kopf auf meinem ab. Ich nickte lediglich und sparte mir somit die Energie für eine Antwort.

Einige Minuten vergingen, während ich einfach nur auf das Wasser hinausblickte, auf dem sich der mittlerweile volle Mond spiegelte.

Irgendwann hob George seinen Kopf vorsichtig und flüsterte leise: „Bist du noch wach, Marzia?"

Auch ich hob nun meinen Kopf und sah ihn verschlafen und fragend an.

Da passierte es aus dem nichts. Er küsste mich einfach. Mein Herz überschlug sich, auch wenn ich total überrumpelt war. Ich begann den Kuss vorsichtig zu erwidern. Zwar war es nicht unser erster Kuss aber dieser fühlte sich ganz anders an, als der Kuss unter dem Mistelzweig. Er fühlte sich so real an. Kein einziger klarer Gedanke kam mehr in meinen Kopf.

Nach etwas längerer Zeit löste ich mich schließlich von ihm und starrte ihn einfach nur verwundert an und tat schließlich alles, außer das Richtige.

„Du hast mich geküsst.", meinte ich und machte das Offensichtliche klar.

„Ja.", war seine schlichte Antwort.

„Ich bin müde.", war alles, was ich daraufhin antwortete und ich stand auf.

Er lächelte verwirrt. Mir war zwar bewusst, dass er wahrscheinlich eine etwas andere Reaktion erwartet hatte, aber ich war einfach viel zu überrumpelt.

Klar, war ich in ihn verliebt, aber ich hätte niemals erwartet, dass er diese Gefühle auch nur ansatzweise erwiderte.

Ich murmelte noch ein kleines „Gute Nacht", bevor ich wieder ins Schloss verschwand und den armen Georg mit seinen Gedanken allein ließ.

Redhead Boy||George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt