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Die nächste Zeit verging recht schnell.

Ich habe mich zusammengerissen und durchgehend gearbeitet.
Doch jetzt schaue ich mich seufzend im Spiegel an. „Du siehst wunderschön aus. Wie immer."
Lächelnd drehe ich mich zu Kemal um. „Findest du? Ist die Kette nicht etwas zu übertrieben?", frage ich ihn, während ich auf meine Diamantkette zeige.
Irgendwie ist sie mir zu groß.

Er schüttelt mit seinem Kopf.
„Nein, alles passt perfekt zusammen.", versichert er mir.  Wenn er das sagt, dann lasse ich es an.
Ich greife nach meiner Tasche und hacke mich bei ihm ein.
„Lass es uns schnell machen. Ich..." „hasse diese Veranstaltungen.", beendet er meinen Satz.
Genervt haue ich ihm gegen seine Schulter. „Werd nicht frech! Sonst brech ich dir was!", zicke ich ihn schmunzelnd an und laufe ihn ihn zum Auto.

„Azra, ich fahre."
Wenn er fahren will, gut.
Ich laufe dann doch um das Auto und setze mich auf den Beifahrersitz. Schnell rücke ich mein Taschenmesser auch zurecht, damit es in guter Position ist.
„Das wirst du nicht brauchen. Ich bin da."
Ich zucke mit meinen Schultern. „Unvorsichtig zu sein ist untypisch für mich. Das soll auch so bleiben."

Er nickt mir zu und fährt dann los.
Während der Fahrt schließe ich meine Augen und denke wieder nach.

An Emir.

Dieser Mann soll endlich aus meinen Gedanken verschwinden! Er ist tot, ich habe ihn erschossen!
Doch trotzdem denke ich an ihn. Warum?
Sowas ist mir nich nie passiert. Nicht einmal an meinen Vater denke ich. Seinen Tod hat er mehr als verdient, es war schon zu spät.

Gelangweilt kommen wir endlich an.
Wow, heute kommen aber echt viele hierher.
„Es ist mir zu voll.", merke ich an. Seufzend hacke ich mich bei Kemal ein, der mich geduldig ansieht.
„Du überlebst das schon."

Schließlich laufen wir beide hoch. Ich begrüße ein paar Leute und verschwinde sofort zum Buffet.
„Kemal, gel komm."
Er schaut mich abwartend an und ich halte ihm eine goldene Erdbeere hoch.

„Denkst du das gleiche wie ich..." Kurz schaut er mich verwirrt an und dann versteht er es.
„Das ist nur Blattgold, bestimmt löst es sich im Magen auf.", sagt er dann unsicher. Schmunzelnd halte ich sie ihm hin.
„Wir können es ja testen. Gib mir dann Bescheid."
Lachend drücke ich ihm die Erdbeere in seinem Mund und nehme mir selbst eine.
Die schmeckt mega gut, doch dieses Gold verwirrt mich etwas.

Gerade als ich durch die Menge schaue erstarre ich.

Das kann nicht wahr sein! Ich träume verdammt nochmal!
Sofort laufen mir Tränen von den Wangen herunter.
„Kemal, siehst du ihn auch? Oder bilde ich es mir verdammt nochmal ein..."

Sofort schaut er in die Richtung und spannt sich an. „Wie geht das?", höre ich ihn leise aussprechen.
Ich halte mich an seinem Arm fest und kann keine Worte mehr aus meinem Mund aussprechen.

Nach all der Zeit steht er hier.
Vor mir.

Die ganzen schlaflosen Nächte, die Einsamkeit. Das alles für nichts?
Dann schaut er genau in meine Richtung. Jetzt spanne ich mich auch an. Seine Augen sind genau so wie vorher...

Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt