Kapitel 13

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Felix stand mit verschränkten Armen an der Wohnzimmerwand, während Will in dem Raum auf und ab tigerte. „Bist du verletzt?", fragte er mich, als ich einen Schritt in das Wohnzimmer setzte.
„Nein, ich.. mir fehlt nichts.", gab ich kleinlaut zurück.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?", fuhr er mich an und seine goldenen Augen blitzten wütend auf. „Ist dir klar, was hätte passieren können?! Wo wolltest du hin? Wolltest du abhauen? Zurück nach Texas?!", fragte er mit gepresster Stimme.
„Was?", meine Stimme war 5 Oktaven höher als normalerweise. „Nein, ich.. ich war einfach nur laufen, ich musste nachdenken und.. ich hab die Grenze übersehen, es.. es tut mir so leid!", brachte ich hervor und blickte Felix an, der mich nachdenklich beobachtete.
„Sieh mich an!", forderte mich Will auf. „Du wirst nie wieder alleine so weit laufen gehen, hast du das verstanden?"
Es war ein Befehl. Er sprach mit seiner Alphastimme, die meinen Körper instinktiv dazu brachte den Blick zu senken und den Kopf zur rechten Seite zu neigen. Doch das fühlte sich nicht richtig an. Meine innere Wölfin rebellierte.
„Sag mir, dass du das verstanden hast!", bellte Will und schlug mir der Faust gegen die Wand.
Ich zuckte zusammen und nickte. „Ich hab verstanden." Ich bin ja nicht taub. Aber Verstehen ist ja etwas anderes als Versprechen, oder? Will holte tief Luft.
„Gut. Du bleibst heute hier. Wir waren die ganze Nacht unterwegs, wir sollten uns etwas ausruhen." An Felix gerichtet sprach er weiter: „Danke für deine Hilfe. Wir sprechen uns nachher."
Mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer und lief die Treppe nach oben, wo ich eine Tür zuknallen hörte. Ich hob meinen Blick und sah zu Felix, der mir ein schmales Lächeln zuwarf.
„Es tut mir so leid, Felix. Ich.. ich weiß nicht, wie ich dir danken soll." Er verzog das Gesicht.
„Ist schon okay, Sonnenschein. Meine Aufgabe ist der Schutz des Rudels und diese Streuner versuchen wir schon seit Wochen zu erwischen. Sie bewegen sich immer am Rande unserer Grenze, überschreiten sie jedoch nie richtig. Dein Geruch muss sie rüber getrieben haben. Sie sind unvorsichtig geworden."
Er zuckte die Schultern. Natürlich! Die Grenzprobleme wurden an meinem ersten Tag hier auf der Rudelversammlung besprochen. Da hatte ich wohl mal wieder nicht richtig zugehört. Ich schüttelte den Kopf. Und ich dachte, ich hätte unerlaubt ein fremdes Revier betreten. Mein Mitleid für den toten Streuner hielt sich plötzlich in Grenzen. Schließlich wollten die drei Wölfe sonst was mit mir anstellen. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ein kleiner Stich der Enttäuschung traf mich. Will war nicht meinetwegen gekommen, sondern er war ohnehin auf Grenzpatrouille unterwegs. Wieso machte er dann so einen Zirkus?!
Felix sah mich prüfend an. „Er hat sich Sorgen gemacht, weißt du?" Ich sah ihn ungläubig an.
„Wir waren gerade auf Patrouille als wir das Heulen der Streuner hörten und dann haben wir deinen Hilferuf vernommen. Er war wie ausgewechselt. So hab ich ihn noch nie erlebt.", stellte er fest.
„Er schützt einfach sein Rudel", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Felix fing an zu lachen.
„Er hat mir von eurem Band erzählt, June" und bevor ich protestieren konnte, fügte er hinzu: „Ich werde es keinem sagen, versprochen. Aber glaub mir, lange wird er es nicht für sich behalten können und dürfen. Sonst muss...", er unterbrach sich und ich hob meine Augenbrauen.
„Ach, nicht so wichtig." Felix grinste mich nochmal müde an. „Bis zum nächsten Mal, Sonnenschein!" und mit diesen Worten war er auf der Tür.
Ich schrieb meiner Mutter eine kurze SMS, dass ich heute spät nach Hause kommen würde und stieg die Treppen auch oben zum Schlafzimmer von Will. Nach einem kurzen Klopfen, trat ich ein. Will saß oberkörperfrei und mit nassen Haaren, nur in einem Handtuch um die Hüften gewickelt, auf seinem Bett und schaute missmutig auf den Fußboden vor sich. Ich seufzte und ging auf ihn zu. Als ich vor ihm stand, legte ich meine Hand unter seinen Kopf und zwang ihn mich anzuschauen. Eisgrau auf gold. Für einen Moment schaute ich ihn nur an und erkannte Sorge in seinem Blick. Hatte er wirklich Angst um mich gehabt
„Es tut mir leid, Will. Wirklich. Bitte verzeih mir.", flüsterte ich.
Will nickte, zog mich zu sich heran und vergrub den Kopf an meiner Brust. Dann sah er wieder auf: „Ich bin nicht blöd, June. Ich weiß, dass du dich eben gegen meinen Befehl gewehrt hast."
Mit diesen Worten stand er auf und baute sich vor mir auf. Göttin, aus diesem Mann wurde ich nicht schlau. Offenbar war er immer noch wütend und war nicht bereit, es auf sich beruhen zu lassen.
„Es scheint das Band zu sein. Deshalb kannst du dich mir widersetzen.", analysierte er. Dieses bescheuerte Band.
„Vielleicht bin ich auch einfach kein schwaches Mäuschen, das bei jeder halbwegs starken Alphastimme sofort auf die Knie fällt, sondern durchaus einen eigenen Willen hat.", gab ich zurück. Will schaute mich herausfordernd an.
„Was?"
„Du hast schon verstanden. Damit wir gleich eins klarstellen: Ich mache was ich will, wann ich will und mit wem ich will. Klar?" Ich funkelte ihn böse an. Scheiß Macho-Gehabe.
„Das tust du nicht!", widersprach er. „Du hast dich an mich gebunden, wir gehören jetzt zusammen, ob du willst oder nicht. Und tu gar nicht erst so, als ob du das nicht wollen würdest!"
Er kam noch einen Schritt auf mich zu.
„Ja wir haben uns verbunden und natürlich.. will ich dich.", fing ich an. Will stand jetzt dicht vor mir und sein Blick wanderte auf meine Lippen.
„Aber..", fuhr ich fort und er kniff die Augen zusammen, „ich will meinen freien Willen behalten. Weil es das ist was der Wolf in uns von Natur aus anstrebt. Freiheit." Will hielt inne.
„Du hast Recht. Aber der Wolf braucht auch eine Familie und die Sicherheit des Rudels.", gab er zu bedenken. Das wusste ich. Ich nickte.
Plötzlich überkam mich eine starke Müdigkeit. Ich war kaputt von der Aufregung und dem ganzen Gerenne.
„Können wir das morgen weiter besprechen?", fragte ich ihn. „Ich habe noch ein paar Fragen, die.. die wir dringend klären müssen."
„Das gilt auch für mich.", gab er zurück.

Nachdem ich nicht so wirklich wusste, ob ich jetzt gehen oder bleiben sollte, schien Will meine Unsicherheit zu erkennen und bat mich zu bleiben, damit wir im Laufe des Tages direkt unsere Fragen klären konnten.
Während er die Vorhänge zuzog, um das aufsteigende Tageslicht draußen zu halten, nahm ich im angrenzenden Badezimmer eine heiße Dusche. Ich musste den Geruch von Wald und dem anderen Wolf auf meinem Rücken loswerden. Als ich unter den heißen Strahl stieg, spürte ich wie die Anspannung der Nacht von mir abfiel und realisierte erstmals wirklich, wie viel Glück ich heute gehabt hatte. Ich schlug die Hände vor's Gesicht und fing stumm an zu weinen. Es war alles zu viel. Das neue Rudel, die Politik, Will und jetzt dieser Zwischenfall..
Ich spürte, wie die Tür der Duschkabine geöffnet wurde und sich zwei starke Arme von hinten um meinen Körper schlangen. „Sch, ist schon gut.", flüsterte Will und nach einem kurzen Zögern, lehnte ich mich in seine Arme zurück. So hielt er mich eine ganze Weile einfach stumm und wiegte mich langsam hin und her, bis meine Tränen versiegt waren.
Als ich mich beruhigt hatte wurde ich mir wieder meines Körpers bewusst. Ich spürte seinen festen Oberkörper an meinem Rücken und mein Hintern schmiegte sich an seine harte Erektion. Vorsichtig schob Will meine Haare von meiner rechten Schulter und begann meinen Hals zu küssen und zu liebkosen. Dort fand er schnell meine sensible Stelle, die mich dazu brachte mich zu winden und nach Luft zu schnappen. Er berührte mich anders, bewusster, fast ehrfürchtig. Das heiße Wasser lief über unsere Körper und Will fing an meine Brüste zu massieren. Langsam wanderte er über meinen Bauch zu meiner empfindlichsten Stelle. Ich stöhnte auf und stütze mich mit beiden Händen an der Duschwand ab, während ich mich auf Zehenspitzen stellte, um ihm leichteren Zugang zu verschaffen. Will verstand und drang langsam von hinten in mich ein. Dabei liebkoste er weiter meinen Hals und trieb mich so bis zum Höhepunkt. Ich schrie leise auf und verfiel in tiefste Glückseligkeit, als Will mir sanft in den Hals biss.
„Tú eres mi luna!", flüsterte Will an meinem Hals und zog sich langsam zurück. Du bist meine Luna.
Mein Atmen stockte und mein Herzschlag setzte aus. Ich hatte mich verhört, oder? Ganz sicher. Schließlich war ich auch hundemüde. Mit weichen Knien stieg ich aus der Dusche. Will wickelte mich in ein Handtuch und trocknete mich ab. Dann hob er mich hoch und trug mich rüber in sein Bett. Als hätten wie nie etwas anderes gemacht, zog mich Will zu sich heran und gab mir einen langen Kuss. „Jetzt schlaf, Baby", lächelte er und das tat ich.

Grey on GoldWhere stories live. Discover now