Kapitel 25

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Als ich die Augen wieder aufschlug, musste ich gegen das helle Licht anblinzeln. Durch die hellen Vorhänge schien mir die späte Herbstsonne ins Gesicht. Das Fenster war leicht geöffnet und eine kleine Brise wehte durch den Raum. Als sich meine Augen and as Licht gewöhnt hatten, sah ich mich um. Ich war in unserem Schlafzimmer. Ich seufzte auf. Es war alles gut. Ich wollte mich auf die rechte Seite drehen, aber ein stechender Schmerz fuhr mir in den Rücken. Ich atmete zischend ein.
„June!" Will's Stimme ließ mich aufblicken. Er saß in der hinteren Ecke des Zimmers auf einem blauen Sessel. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Er trug ein altes T-Shirt und sah aus, als hätte er mehrere Tage nicht geschlafen.
„Hey", krächzte ich. „Wie lange war ich weg?" Will kniete sich neben das Bett und nahm meine Hand. Er schloss seine Augen und küsste meine Hand.
„Göttin sei Dank", flüsterte er.
„Will?" Ich sah in unsicher an.
„Baby, du warst fast 12 Tage bewusstlos.. ich hatte solche Angst." Zwölf Tage? Ich schnappte erschrocken nach Luft und meine Hand fuhr zu meinem Bauch.
„Es ist alles gut!", versicherte Will schnell, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Unseren Babys geht es gut." Ich stieß erleichtert die Luft aus und sank wieder in die Kissen.
„Was ist passiert?", fragte ich.
„Du bist auf der Lichtung bewusstlos geworden, du hattest viel Blut verloren. Du wurdest genäht und hast eine Bluttransfusion bekommen, aber irgendwie bist du nicht wieder aufgewacht.. bis jetzt", fügte er lächelnd hinzu.
„Geht es allen gut? Was ist mit den Wölfen aus Texas? Was ist mit Clark passiert?" Meine Fragen überschlugen sich.
Will lachte ein warmes Lachen und mein Herz machte einen Hüpfer. Will erzählte mir in aller Ruhe was in der Zwischenzeit passiert war: Alle Rudelmitglieder hatten sich wieder erholt. Felix und Jace hatten dafür gesorgt, dass die Mitglieder des Texas-Rudels wieder aus unserem Revier ver-schwanden. Die gebliebenen Wölfe hatten gestern gegenüber Will den Schwur der Treue abgelegt und waren unserem Rudel beigetreten. Ein junges Paar von ihnen sowie ein weiterer älterer Wolf wollten hierbleiben, aber die anderen zwei jungen Wölfinnen würden in ein paar Tagen die Siedlung verlassen und ein Entdeckungsjahr beginnen.
Ich lächelte bei dem Gedanken. Wir hatten es geschafft. Die jungen Wölfe würden ein neues, freies Leben führen können, soweit es das Leben als Wolf ermöglichte.
Clark war dem Texas Rudel nicht gefolgt, aber wurde von unserem Rudel ausgeschlossen. Er war jetzt als Streuner unterwegs und seine Spur verlor sich außerhalb des Reviers in den Bergen. Plötzlich machte Will ein zerknirschtes Gesicht.
„Was ist?", fragte ich sofort besorgt.
„Es gibt noch eine Neuigkeit, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich der richtige bin, dir das zu erzählen." Er blickte mich unsicher an.
„Jetzt sag schon!"
„Naja also letzten Vollmond gab es eine etwas.. ungewöhnlich Verbindung.. der neue Wolf - Peter - hat sich direkt verbunden.. und zwar mit deiner Mutter.  - June?"
Ich musste aussehen, wie ein begriffsstutziger Welpe. Bei Will's Erzählung war mein Unterkiefer runtergeklappt und der Gedanke, dass sich meine Mutter neu verband.. nun, Ekel wäre ein zu hartes Wort. Aber wer stellte sich schon gerne seine Eltern beim Sex vor? Ich verzog das Gesicht, aber lachte. Ich freute mich für meine Mutter. Nach all der Zeit, sollte sie wieder glücklich sein dürfen. Ich hob die Hand, strich Will über die Wange und schob eine Strähne seines Haares hinter sein Ohr.
„Hauptsache, sie ist glücklich", sagte ich. „Und jetzt gib mir endlich einen Kuss!"

***
Ich erholte mich nur langsam von meiner Verletzung, aber nach einer weiteren Woche im Bett konnte ich endlich wieder aufstehen und noch eine Woche später war ich wieder in der Lage, mich zu verwandeln. In ein paar Tagen würde ich wieder anfangen können zu arbeiten. Nach meiner Verwandlung und nachdem Will sich versichert hatte, dass meine Wunde nicht mehr aufreißen würde, hatten wir den Tag am See im Wald verbracht. Mittlerweile bildete mein Bauch eine kleine feste Kugel und meine Hormone sorgten dafür, dass ich durchgängig rollig wie eine junge Katze war. Meine innere Wölfin hechelte bei dem Gedanken an unseren Tag am See. Obwohl es mittlerweile tagsüber höchstens 20 Grad warm wurde, hatten wir uns ausgezogen und waren in den See gesprungen. Dort hatte Will mich in seinen Arm gezogen und mich geküsst, dass mir Hören und Sehen verging. Nach kurzer Zeit wimmerte ich schon in seinem Arm und flehte ihn an, mich zu nehmen. Seine Härte rieb an meiner Hitze und brachte mich ist um den Verstand. Will hatte in meine Haare gegriffen und meine empfindsame Stelle am Hals liebkost, während er immer wieder in mich stieß und mich so zum Höhepunkt trieb.

Ich biss mir auf die Lippe und blickte über meinen Rücken zu Will herüber. Er stand hinter mir in der Küche am Herd und rührte in einem Kochtopf herum, während ich gerade einen Salat zubereitete. Heute würden meine Mutter und Peter zu Besuch kommen. Auch Felix hatte sich angekündigt, obwohl der sowieso immer bei uns rumhing. Er ging hier ein und aus und langsam ging er mir auf den Keks. Nicht nur, dass er zu allem und jedem einen Kommentar hatte, wie zu meiner Farbwahl für das Kinderzimmer.
„Gelb?!", hatte er mich entgeistert gefragt, als ich die gelbe Tapete mit kleinen Giraffen an die Wände hielt. „Soll der neue Alpha des Rudels etwa ein Schwächling werden? Ich würde hier blaue Farbe nehmen."
Nach einer hitziger Diskussion über die Sexualisierung von Farben und der Auswirkung auf die kindliche Entwicklung, von der ich in einem der unzähligen Schwangerschaftsratgeber gelesen hatte, hatte Will uns getrennt und Felix eröffnet, dass es vielleicht zwei kleine Mädchen werden. Felix Fassungslosigkeit und die sich daran anschließende Diskussion über weibliche Alphatiere dauerte mehrere Stunden an.

Aber auch so störte Felix. Neulich hatte er Will und mich bei hemmungslosen Sex in der Küche erwischt und dann nochmal auf dem Sofa im Wohnzimmer. Nicht nur, dass mich meine Schwangerschaftshormone gepaart mit der Wut meiner inneren Wölfin bei einem abgebrochenen Orgasmus, schier wahnsinnig machten. Auch benahm sich Felix wie ein Kleinkind und stolperte übertrieben angeekelt und unter lautem Fluchen aus den Zimmern heraus. Ich schüttelte bei der Erinnerung den Kopf.
„Weißt du was?", überlegt ich laut. Will zog die Augenbrauen hoch und sah mich an.
„Felix braucht eine Freundin." Ich verschränkte bestimmend die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen. Will lachte und verzog das Gesicht zu dem schiefen Grinsen, das ich so liebte.
„Felix ist ein ewiger Junggeselle, der wird sich niemals binden." Ich verzog das Gesicht. Ich würde Felix schon noch verkuppeln.. Vielleicht ja mit einer der neuen Wölfinnen? Ich nahm mir vor, meine Pläne demnächst mit Dina zu besprechen.
Das Abendessen verlief harmonisch und ich stellte fest, dass ich Peter wirklich mochte. Er war sehr aufgeschlossen und brachte meine Mutter zum Lachen. Felix war auch guter Stimmung und als meine Mutter wieder aufbrach, machte auch er sich aus dem Staub.
„Ich will ja nicht das unser Sonnenschein wieder bei etwas unterbrochen wird", witzelte er und zwinkerte mir zu. Also ehrlich! Er war Will's bester Freund und auch ich mochte ihn wirklich. Aber er brauchte wirklich etwas mehr Ablenkung.
Nachdem ich mich ausgezogen und ein T-Shirt von Will übergeworfen hatte, ließ ich mich mit einem Stöhnen ins Bett fallen und stütze mich auf meine Unterarme, als Will ins Schlafzimmer trat und mich ansah.
„Baby, so wie du da liegst.." Er grinste und streckte die Zunge raus. Meine innere Wölfin schnurrte.
„Jaaah?", fragte ich neckisch und ließ meine Beine langsam auseinanderfallen. Will grinste wortwörtlich wölfisch und schob sich zwischen meine Beine. Seine Lippen wanderten langsam die Innenseite meiner Oberschenkel hoch und verharrten über meiner empfindlichen Stelle. Seine Hand strich über meine Rippen zu meiner linken Brust und begann, sie zu massieren, während seine linke Hand meinen rechten Schenkel weiter festhielt, damit ich mich nicht bewegte. Nach kurzer Zeit wand ich mich unter seinen Berührungen und stöhnte seinen Namen.
„Will, bitte", flüsterte ich. Will kniete sich zwischen mich und drang in mich ein.
„Was möchstest du, Baby?" Ich stöhnte frustriert auf. „Sag es!" Quälend langsam fing er an, sich zu bewegen.
„Fester!", forderte ich und bog mich ihm entgegen. „Will, fick mich fester!"
Das musste ich ihm nicht zweimal sagen. Will stöhnte auf und brachte uns zu einem gemeinsamen Höhepunkt, der mich sowohl schreien als auch erzittern ließ. Der beste Sex meines Lebens.

In dieser Nacht kuschelte ich mich an Will heran. Der Mond stand am wolkenlosen Himmel und fast wieder soweit, unsere Natur zur Verwandlung zu zwingen. Ein paar Tage war noch Zeit. Das helle Licht schien in die Fenster des Schlafzimmers und fiel auf unsere Körper. Ich konnte nicht schlafen und sah schließlich zu Will, der ebenfalls noch wach war. Eisgrau traf auf Gold. Eine Wellen puren Glücks und tiefer Liebe durchflutete mich. „Ich liebe dich, Will", flüsterte ich. „Ich liebe dich auch, Baby. Für immer.", flüsterte er zurück und gab mir einen leichten Kuss.

Und so würde es für immer sein.

Grey on GoldWhere stories live. Discover now