16. Verschwunden

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10 Minuten.

20 Minuten

Eine Stunde.

Drei Stunden.

Ich lag auf einem harten Bett im Krankenhaus, einer anderen Person mit im Zimmer, die alle zwei Minuten hustete. Ich wusste das nur so genau, weil ich nicht aufhören konnte auf die Uhr an der Wand zu starren und die Sekunden zu zählen. Mittlerweile war ich bei 11.831 angekommen und zählte immer weiter.

11.832

11.833

11.834

11.835

11.836

11.837

11.838

11.839

11.840

Meine Gedanken waren verschwunden, sobald ich im Krankenhaus war und so, verzählte ich mich nicht. Das Zählen der Sekunden war eine Ablenkung, die mich mit dem Husten anfing in den Wahnsinn zu treiben. Da ich nicht so viel Rauch eingeatmet hatte, wie Oma, lag ich nicht auf ihrer Station. Wo das genau war, wusste ich nicht. Als der Arzt hereinkam und mich untersuchte, hatte ich mich nicht vom Zählen losreißen können. Das war 2.345 Sekunden her.

Als ich plötzlich ein Stich in meiner Armbeuge spüre, fiel mein Blick schlagartige darauf. Eine Flüssigkeit wurde durch einen Schlauch und die Nadel in mich geleitet. Da mein Mund ganz trocken war, wusste ich, dass es das richtige war, doch ich wollte nicht, dass diese Nadel in mir war.

Ich hatte nicht zugestimmt.

Ich hatte dem ganzen nicht zugestimmt.

Hat mich überhaupt jemand gefragt?

Wieso steckte da eine Nadel in mir?

Ich war so in meiner Verzweiflung gefangen, dass ich mich nicht rühren konnte. Auch nicht, als eine Schwester zu mir kam und mit mir sprach. Sie bemerkte, dass ich nicht auf sie reagierte und auch, auf was ich blickte.

Die kleine Frau stellte sich neben mich ans Bett und zog die Nadel aus mir raus. Sofort spürte ich einen Druck von meinen Lungen fallen und atmete tief ein. Die Geräusche um mich rum drangen alle auf einmal zu mir durch und ich musste blinzeln.

Das Ticken der Uhr, Husten, Stimmengewirr, das Piepen verschiedenster Gerätschaften und die Frau neben mir. Ich konzentrierte mich auf sie und konnte endlich hören, was sie zu mir sagte. >> von vorne. Sie sind Sra. Luz Diaz, richtig? <<

Ich musste schlucken, bevor ich antworten konnte. >> Ja, das bin ich. <<

>> Wie fühlen Sie sich? Haben Sie irgendwelche Schmerzen. << Verneinend schüttelte ich den Kopf. >> Also gut, Sie dürfen zu Sra. Diaz gehen, sollten Sie aber ein Schwindelgefühl bekommen, sagen Sie uns bitte sofort Bescheid. <<

>> Wie geht es ihr? <<

Die Frau blickte abwesend auf ihr Klemmbrett, bevor sie es unter ihren Arm steckt. >> Sie hat eine leichte Rauchvergiftung. Ihr geht es aber besser als gedacht, dennoch würden wir Sie gerne noch bis Morgen hier haben, um sicherzugehen. <<

Ich nicke und stehe auf, ohne schwarze Punkte vor die Augen zu bekommen. In meinem etwas angebrannten Schlafanzug gehe in die beschriebene Richtung der Schwester. Ich wollte keinen Krankenhauskittel anziehen, was auch gut so war.

Bevor ich in Omas Zimmer reinging, klopfte ich an und öffnete die Tür vorsichtig. Zu meinem Erstaunen war sie alleine in dem Raum. Hinter mir schloss ich die Tür wieder und ging auf ihr Bett zu. Als hätte sie gewusst, dass ich komme, schlug sie sofort die Augen auf.

The devil's green eyesWhere stories live. Discover now