20. Ein Gefallen

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Früher oder später erfährt man etwas, womit man nicht gerechnet hat. Vielleicht hatte man eine Ahnung oder es ist etwas, das aus dem Nichts erscheint.

In meinem Fall könnte es eine Mischung aus beidem sein.

Ich lugte durch das Fenster in den Raum, wo ich mit Marcos gewesen bin. Es war dunkel und nur wenige gelbe Lichter erleuchteten den Raum. An einem runden Tisch in der Mitte saßen sechs Männer. Einer von ihnen war klein genug, dass ich über seinen Kopf in das Gesicht seines gegenüber blicken konnte.

Vielleicht hatte ich mich doch darin geirrt, wer mir diese Nachricht in den Deckel geschrieben hat. Eigentlich wusste ich nicht mal, ob Marcos diese Schrift kannte.

Candela saß mit einer steinernen Mine an dem Tisch. Jeder von ihnen blickte in seiner eigenen Maske auf die Karten vor sich. Die Chips vor ihnen waren in unterschiedlichen Farben. Als ich den Stapel meiner Oma erblickte, wäre ich fast von der Wand gefallen.

Natürlich könnten die Chips immer einen anderen Preis bedeuten, je nachdem, was sie zu Beginn des Spiels besprochen hatten. Das Ding war nur, ich kannte meine Oma. Und sie würde dafür sorgen, dass der Chip mit dem höchsten Betrag lila enthält.

Aber was war jetzt der höchste Betrag? Es könnte ab 10.000 aufwärts alles sein. Tatsächlich wusste ich gar nicht, wie viel Geld Oma wirklich besaß. Sie hat früher oft gepokert und ihre Einsätze waren unnormal hoch. Und wenn sie mal nicht gewann, meinte sie zu mir, dass sie etwas Platz für die großen Scheine geschaffen hat.

Wir lebten immer gut, sehr gut sogar. Aber nicht so, dass man denken könnte, wir wären reich.

Lautes Gelächter drang an mein Ohr und ich stemmte mich wieder hoch, um durchs Fenster zu blicken. Candela schob über die Hälfte ihrer Chips in die Mitte und etwas in dem Blick des Mannes neben ihr, ließ mir keine Ruhe.

Ich ließ die Mauer los und landetet etwas lauter auf den Schotter unter mir. Als ich mich umdrehte und zum Eingang gehen wollte, stellten sich mir zwei muskelbepackte Männer in den Weg.

Ich hob langsam meinen Arm und winkte ihnen zu. >> Guten Abend, die Herren. << Noch bevor ich von dem Mann hinter mir wegspringen konnte, packte er meinen Arm und drehte ihn mir unsanft auf den Rücken. Ein ungutes Gefühl bildete sich in meinem Bauch, doch ich ignorierte es. >> Hey, so geht man aber nicht mit einer Frau um! <<

Er zog mir Kapuze und Schal vom Kopf und ich sah ihn finster an. Er sollte mich loslassen, sofort! >> Das ist nur ein Mädchen. <<

Mädchen? Wollen die mich verarschen? So jung sah ich nun auch wieder nicht aus! Bevor ich mich von dem Mann losreißen konnte, drängte er mich in die Richtung des Eingangs. Ich wehrte mich nicht, oder konnte es aus irgendeinem Grund nicht, als wir hinauf gingen.

Erst als einer von den Drein an die Tür zum Spielraum klopfte, bemerkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.

Die Tür wurde von innen auf gemacht und hinter uns wieder geschlossen. Die zwei Männer neben dem Fenster, durch das ich geschaut hatte, hatte ich eben nicht bemerkt.

Meine Aufmerksamkeit wanderte zu den Spielern, deren Aufmerksamkeit jedoch nicht auf mir, sondern noch auf deren Spiel lag. Keiner sprach, keiner lachte, keiner zeigte eine Regung in seinem Gesicht. Die letzte Karte, Karo Ass wurde auf den Tisch gelegt und einer schob seine Karten in die Mitte des Tisches, um aufzugeben. Zwei andere hatten ihre Karten schon vorher abgelegt. Marcos war der Dealer. Er war auch der Erste, der seine Aufmerksamkeit auf mich richtete, ich ignorierte ihn jedoch getrost und starrte auf das Spiel. Sie legten alle gleichzeitig die Karten um. Der Mann neben Marcos hatte dreimal den König, einen auf der Hand, zwei in der Mitte. Der kleine Mann gegenüber von Candela hatte da besser abgeschnitten, mit einem Straight, jedoch hatte sie ein Full Hous und so die Runde gewonnen.

The devil's green eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt