Kapitel 39

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Es war bereits Freitag. Die Woche verging ausnahmsweise schneller als sonst. Vielleicht lag es ja am intensiven Training, dadurch rannte die Zeit förmlich an uns vorbei. Erschöpft stieg ich aus der Dusche und schleppte meinen Körper in mein Zimmer, um mich samt Handtuch aufs Bett zu schmeißen.

Als mein Handy klingelte, richtete ich mich widerwillig auf.

„Bist du schon da?", fragte ich aufgeregt.
„Nein wir kommen erst gegen Abend an, haben einen langen Weg Prinzessin" - „Oh stimmt ja, sollen wir uns dann lieber erst morgen treffen?" - „Nein, auf keinen Fall! Zieh dir was hübsches an, dann können wir wenigstens heute noch zusammen essen gehen."

Ich freute mich schon unglaublich auf Atsumu .Mit ihm konnte ich ich mich über alles unterhalten, es war immer so lustig. Die Woche war so unglaublich stressig, dass ich gar keine Zeit dazu hatte das Wochenende zu planen, wie ich es sonst machte.

Während ich mich dezent schminkte, rief mich mein Kater per Video an.
„Oi Kätzchen", beleidigt sah er mich an. Belustigt hob ich eine Augenbraue.
„Was machst du heute so?", fragte er gedehnt.
Er wusste ganz genau, was ich dieses Wochenende vor hatte. Weshalb er dieses Schauspiel veranstaltete war mir nicht bewusst.
„Tetsu!", ermahnte ich ihn. Ergeben seufzte er.
„Mach dich wenigstens nicht so hübsch..", flehte er. „Bitte was? Ich dachte am hübschesten bin ich ungerichtet.. das sagst du doch immer?!", gespielt beleidigt sah ich ihn an.
„JA für mich. Aber unreife Männer denken da anders", begründete er.
So schwachsinnig wie seine Aussage auch wahr, dennoch fand ich es irgendwie süß.
Wir redeten noch viel über sein Training und die restliche Woche, bis wir auflegten.

Umziehen wollte ich mich noch nicht, da ich dafür noch genug Zeit hätte.
Ich setzte mich an meine Hausaufgaben, damit ich diese wenigstens schon erledigt hätte.
Unsere Chemielehrerin gab uns heute so viel auf, dass ich gar nicht mehr mitkam.
In diesem Moment wünschte ich mir wirklich meinen Freund an der Seite, denn er könnte mir alles ohne großartig nachzudenken erklären. Seufzend lehnte ich mich in den Schreibtischstuhl.
Ich hasse Chemie..
Wie konnte Tetsu nur so gut darin sein..

Ein erneutes Klingeln, riss mich aus meiner Misere.

„Was verschafft mir die Ehre?", lachte ich.
„Mira kannst du zu mir kommen, es ist wichtig."
So verzweifelt hatte ich ihn noch nie erlebt. Irgendwie machte ich mir unheimliche Sorgen und blickte kurz auf die Uhr. Wir hatten gerade mal Mittag. Atsumu meinte, er komme erst gegen Abend. Im schlimmsten Fall muss er halt warten.
„Ich bin gleich da", versicherte ich ihm und zog mich schnell an.
Ein schwarzes Blusenkleid, mit einem cremefarbenen Pullunder und dazu passende Strümpfe machten mein Outfit komplett. In der Eile vergaß ich mir eine Jacke mit zunehmen, doch das war mir in diesem Moment egal.
Er braucht mich jetzt..

Völlig aus der Puste, stützte ich die Hände auf meinen Knien ab, bevor ich die Klingel betätigte.
„Schön dich zu sehen Mira, die Jungs sind oben!"
Ich stürmte regelrecht ins Zimmer und sah mich besorgt um.
„Was ist los Hajime?"
Toru sah mich stirnrunzelnd an. „Wieso bist du denn so kreidebleich?", er legte mir eine Hand auf die Stirn. Diese schlug ich leicht weg und sah an ihm vorbei.

Hajime saß verzweifelt vor seinem Kleiderschrank und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
„Was ist denn mit dem los?", fragte ich Toru leise, doch sah immer noch auf das Häufchen Elend.

„Er hat ein Date."
Begeistert sah ich in das grinsende Gesicht Oikawa's.
Der kleine Haji hat also ein Date und ist so nervös, dass er so bekümmert auf dem Boden saß.
Ich setzte mich langsam neben ihn auf den Boden und musterte ihn amüsiert.
„Magst du sie?", fragte ich vorsichtig, doch konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.
Mit knallrotem Gesicht sah er mich an. Wow..
So rot hatte ich ihn noch nie gesehen. Zögerlich nickte er.
„Und wo liegt dann jetzt das Problem?"
Er zeigte auf seinen Kleiderschrank, den ich nun ebenfalls betrachtete.
„Ich weiß nicht was ich anziehen soll?"

Er lacht zwar immer über Oikawa, doch wenn der kleine Hajime verknallt ist, benimmt er sich also auch wie ein kleines Mädchen. Ich stand nun euphorisch auf und begutachtete seine Klamotten.
„Sag mal Hajime.. was werdet ihr denn unternehmen?" - „Sie gehen essen", antwortete Oikawa für ihn. „Wir müssen echt mal shoppen gehen, wieso zum Teufel hast du nur sportliche Kleidung", ich fuhr mit der Hand über mein Gesicht. Ich sah nochmal auf die Uhr.
„Dafür haben wir leider keine Zeit mehr.. Wir gehen zum Schönling hopp hopp", forderte ich beide auf. „Sie findet mich schön, hast du gehört Iwalein", genervt schlug Hajime ihm auf den Hinterkopf.

Als wir bei Toru ankamen, sah ich in seinen Kleiderschrank und wurde definitiv schneller fündig.
„Probier das mal an!" Ich schmiss ihm eine dunkle Jeans und ein schwarzes Hemd zu.
„HALT!"
Der Junge war so unglaublich nervös, dass er sich direkt vor mir ausgezogen hatte.
Ich nahm die Hand von den Augen.
„Was solls..", die Röte in seinem Gesicht ignorierte ich einfach.
„Soll ich mich auch ausziehen?" - „WAS STIMMTNICHT MIT DIR SHITTYKAWA", schrien wir beide.

Er stand nun eingekleidet vor uns. Toru und ich gaben uns ein High Five. Er sah verdammt gut aus. Nun sah er sich selbst im Spiegel an, von dem Oikawa nur zu Genüge in seinem Zimmer stehen hatte. „Danke Mira", grinste er und fiel mir um den Hals. Tätschelnd fuhr ich über seinen Rücken. "Mich umarmt er nie so..", murmelte sein Freund beleidigt.
Wieder einmal klingelte mein Handy. Wir hatten bereits 19 Uhr.
Wie schnell ist die Zeit bitte vergangen..

„Seid ihr schon angekommen?", fragte ich.
„Ja, wenn du mir deine Adresse schickst hole ich dich ab" - „Ehm.. ich bin gerade nicht zu Hause, wenn es dir nichts ausmacht kannst du mich hier abholen, ich bin gerade bei einem Freund", sagte ich und schickte Atsumu meinen Standort.
„Ist Kuroo wieder da?", fragte Iwa.
Ich schüttelte traurig den Kopf.
„Nein.. leider nicht.. es ist ein Freund, aber auf ihn freue ich mich auch", versuchte ich die Enttäuschung weg zu lächeln.
Natürlich verbrachte ich am liebsten Zeit mit meinem Kater, doch freute ich mich trotzdem auf Atsumu.

Keine 10 Minuten später klingelte es bereits an der Türe und ich stolperte aus dem Zimmer.
„Toru. Besuuuch", rief Oikawa's Mutter. Wir stiegen die letzten Treppenstufen hinab und Atsumu stand bereits im Hausflur.
„DU?", brüllten sich beide an. Verwirrt sah ich von Toru zu Atsumu.
Atsumu hielt seinen genervten Blick stand, doch kam auf mich zu.
„Endlich sehe ich dich wieder Prinzessin", er zog mich in eine Umarmung und ließ Toru knurren.
Oikawa's Mutter ließ uns alleine im Flur stehen und durcheinander sah ich in die Runde.
„Woher kennt ihr euch?", fragte ich die Zuspieler.
„Die Frage ist wohl eher, woher du ihn kennst?", fragten beide und zeigten auf den jeweils anderen. Ich seufzte und löste mich aus Atsumu's Armen, um mich zu Iwaizumi zu gesellen.
„Rivalität", sagte er nur knapp und ich nickte.
„Gehen wir?", fragte mich Atsumu charmant. Er war zwar immer so freundlich zu mir, doch galt dieser überschwängliche Ton eher Oikawa, der sich wohl darüber ärgern sollte.
„Darüber reden wir noch", richtete ich mein Wort an Toru und verabschiedete mich von beiden, nachdem ich Haji noch viel Glück wünschte.

. . .

„Ich wusste nicht, dass du Oikawa kennst?" - „Ichwusste auch nicht, dass du ihn kennst", lachte ich. Er schien nicht gerade begeistert darüber zu sein, doch das sollte mich nicht stören.
Was auch immer das Problem der beiden war, mich sollte es nicht betreffen.
„Du hast bestimmt großen Hunger, ihr seid ja ziemlich lange gefahren", bemerkte ich und drehte mich in Atsumu's Richtung.
„Ich hab schon die ganze Fahrt über Restaurants rausgesucht", grinste er mich an.
Er lotste mich in verschiedene Richtungen und Gassen, bis wir vor einem ziemlich teuer aussehenden Restaurant ankamen.
Als ich bereits eintreten wollte hielt er meine Hand um mich aufzuhalten.

Er sah mir tief in die Augen, doch sagte nichts. Er zog mich näher zu sich.
Wieso sagt er nichts..
„A-Atsumu..", unsicher sah ich ihn an.
„Ich hab zwar gesagt, dass du dich hübsch machen sollst.. doch damit hatte ich nicht gerechnet", flüsterte er und mir schoss die Hitze regelrecht ins Gesicht.
W-Wieso sagt er sowas?..
„W-Wir sollten rein gehen..", stotterte ich unbeholfen, was ihn zum glucksen brachte.
Gentlemanlike öffnete er die Türe, damit ich eintreten konnte.

Die peinliche Situation überspielte ich mit Bravour. Der restliche Abend verlief unglaublich angenehm. Wir haben viel gelacht und hatten uns unfassbar viel zu erzählen.
Er beschwerte sich oft über Osamu und wie beängstigend sein Kapitän war.
Atsumu ist vieles, aber definitiv nicht langweilig.
„Ich freue mich schon, dein Team beim Frühlingsturnier kennenzulernen", lachte ich.
„Du wirst sie mögen", meinte er.

„Nein Atsumu! Du bist mein Gast, ich zahle das Essen."
„Ganz bestimmt nicht, ich lasse mich doch nicht von einem Mädchen einladen", genervt legte er sein Geld in die bereitstehende Mappe.
„Wenn ich dich besuchen komme, zahle ich" - „Du willst mich besuchen?" - „Ehrlich Tsumu? Nur das ist hängengeblieben?" - „Ich lasse dich trotzdem nicht bezahlen", grinste er, und hielt mir die Hand hin zum aufstehen.

Wir stiegen in die kalte Abendluft und ich zitterte kurz.
Wieso hatte ich nochmal keine Jacke mitgenommen. Stimmt ja..
Dank Iwaizumi, der mir so verdammte Sorgen bereitete, verließ ich ohne nachzudenken das Haus. Ich spürte Gewicht auf meinen Schultern und sah über diese zu Atsumu der mich anlächelte.
„Nicht dass du erfrierst" - „Danke", nuschelte ich in seine Jacke.

Er brachte mich noch bis vor die Haustüre.
„Morgen hole ich dich gleich am morgen ab, ja?" - „Definiere morgen", lachte ich.
„So früh, dass wir draußen frühstücken können. Wir werden den ganzen Tag unterwegs sein und am Abend gehen wir in den Vergnügungspark, der ist nur eine Stunde von hier entfernt", bestimmte er. „Da hat sich aber jemand gut informiert", lobte ich ihn. Stolz grinste er mich an.

. . .

Der nächste morgen begann nicht gerade erfreulich. Tetsuro riss mich aufgewühlt aus dem Schlaf. Wieder einmal hatte jemand ein Bild von mir gemacht, vor dem Restaurant als Atsumu meine Hand hielt.

„Hat Sawamura Mira einen neuen Freund? Er ist kein Unbekannter."

„Letzte Woche noch mit ihrem Freund gesichtet.."
„Schienen sehr vertraut.."
„Spieler aus Hyogo"
„Nur Freunde oder doch mehr.."

Es nervte echt. Woher tauchten diese ganzen Bilder bitte auf. Mir fiel nicht einmal auf, dass wir beobachtet wurden. Okay, bei den Fotos mit Tetsu waren wir immer von einer riesigen Menschenmenge umgeben. Doch gestern hatte ich niemanden gesehen.
Ich konnte Tetsu's Wut verstehen. Wenn ich so etwas über ihn in den Sozialen Medien lesen würde , wäre ich wohl genauso eingeschnappt gewesen.
Nakamura meinte mal, dass dies erst der Anfang sei und diese ständige Aufmerksamkeit noch schlimmer werden soll.
Den Vorschlag mein Instagramprofil öffentlich zu machen, lehnte ich anfangs ab. Doch wenn die Leute Zugriff auf meine Bilder hätten, würden sie vielleicht weniger spekulieren.
Stöhnend schmiss ich mich zurück aufs Bett.
Ich tippte auf die Einstellungen und stellte mein Profil auf öffentlich.

Es war mir nicht ganz geheuer.. Ich fühlte mich nackt. Als hätte ich mich vor der Öffentlichkeit entblößt. Doch war es der einzig richtige Weg, um unser aller Leben zu erleichtern.
Meiner Followerzahl stieg augenblicklich in die Höhe und ich rief meinen Kater an, um es ihm mitzuteilen.
. . .

Es klingelte an der Türe.
Wir haben halb 10 morgens, das kann doch nicht sein ernst sein?!

„Guten Morgen Prinzessin", flötete er neben meiner Mama, die vorher an der Zimmertüre klopfte. Skeptisch sah sie zwischen uns hin und her.

Lovestory - Kuroo & OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt