Kapitel 44

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„Bist du dann endlich soweit?" - „Gleeeiiiich", schrie ich aus meinem Zimmer.
Als mein Bruder mit seinem Anzug im Türrahmen stand, staunte ich nicht schlecht.
„Du siehst verdammt gut aus Bruderherz, die Mädchen werden Augen machen", begeistert musterte ich meinen Gegenüber. Mit hochrotem Kopf wich er meinem Blick aus.
Erstaunlich wie verlegen Männer werden können. Schmunzelnd schlüpfte ich in mein Kleid.
Ich entschied mich für das Satinkleid, welches ich damals mit Kiyoko und Hitoka gekauft hatte. Da ich letztendlich tatsächlich einen Anlass dafür gefunden hatte.
„Irgendetwas sagt mir, dass du dieses Kleid nicht für mich, sondern für einen anderen Kapitän trägst." Seine Miene war ernst, doch konnte ich sein unterdrücktes Grinsen erkennen.

„Du siehst wunderschön aus", ich fiel Kiyoko in die Arme, nachdem ich ihr dieses Kompliment gemacht hatte. Heute trug sie nicht einmal ihre Brille. Nicht dass sie damit nicht genauso hübsch aussah, doch ohne strahlte sie einen ganz anderen Reiz aus. Jetzt verstand ich langsam die zwei Chaoten unseres Teams. Diese Frau war verdammt heiß.
Mein Handy drückte ich Sugawara in die Hand, damit er ein Bild von uns machen soll. Dieses werde ich auf jeden Fall zu meiner Girlande im Zimmer hängen.
Die Drittklässler des Teams stellten sich dazu und wir machten ein Selfie. In den Anzügen sahen sie alle so.. so erwachsen aus. Obwohl sie sind ja auch bereits 18 Jahre, streng genommen waren sie bereits erwachsen.

Nach dem die Zeremonie zu Ende war, fuhr mich mein Vater an den Bahnhof, damit ich den Shinkansen noch bekam.
„Hier", er hielt mir eine kleine Tasche hin. Verärgert fuhr ich mir durchs Haar.
Ich hätte sie einfach vergessen..

. . .

Ich stieg aus dem Zug und ignorierte die Blicke der Passanten.
Overdressed wäre wohl der passende Begriff. Ich war definitiv zu overdressed für den Bahnhof.
„Da bist du ja endlich", mit einem frechen Grinsen sah mich mein Kater an und musterte mich bis ins kleinste Detail. Seine Zunge blitzte hervor und leckte über seine Lippen.
„Ich weiß nicht ob ich dich so mitnehmen kann" - „Hä, wieso denn nicht?", erschrocken blickte ich auf meine Erscheinung. Ich hatte im Zug etwas kleines gegessen.

Hatte ich vielleicht gekleckert?

„Weil ich nicht möchte, dass dich die anderen so sehen", hauchte er mir ins Ohr und ein aufregender Schauer fuhr meinen Rücken entlang.
Er hielt mir seinen Arm hin, damit ich mich einhaken konnte.
„Wieso wolltest du mich eigentlich abholen? Eure Zeremonie hat doch schon längst begonnen", bemerkte ich und sah verwundert zu dem Kapitän.
„Wir sind ja gleich an der Schule", erklärte er mir, doch ich verstand nicht ganz worauf er hinaus wollte. Immerhin brauchen wir mit dem Bus fast eine halbe Stunde bis wir dort wären.

Er zückte einen Autoschlüssel hervor und lief auf einen teuer aussehenden SUV zu.
„Mein Abschlussgeschenk", grinste er und hielt mir die Türe auf.
In 5 Minuten standen wir bereits vor der Schule und ich kramte noch schnell aus meiner Tasche etwas heraus.
„Kommst du kurz ein Stück runter?", irritiert sah er mich an.
Ich band ihm eine Fliege in der Farbe meines Kleides um.
„Perfekt", hauchte ich und überbrückte den letzten Abstand zu seinen Lippen.
In seinem schwarze Smoking sah er verboten gut aus. Eigentlich sollte er so nicht aus dem Haus dürfen. Mir war bewusst, dass ihn die Mädchen auf der Schule anhimmelten. Doch würde ich es mir heute nicht anmerken lassen. Er sollte seinen letzten Tag in diesen Räumlichkeiten voll auskosten können.

Wir hatten es geschafft, Tetsu's Klasse war noch nicht an der Reihe.
Vorteilhaft wenn man in der 3-5 war.
Er setzte sich zwischen seine Klassenkameraden und ich begab mich zu seiner Familie.
Sein Vater klopfte neben sich und deutete mir so an, mich daneben zu setzten.
„Schön, dass du es geschafft hast. Er war schon ganz aufgeregt" - „Wirklich? Hat man ihm gar nicht angemerkt..", überrascht sah ich in die Reihe, in der mein Freund saß. Von Aufregung oder Nervosität war nichts zu sehen.
„Jetzt bist du ja hier, deshalb hat er sich entspannt. Er hatte Angst, dass du es nicht rechtzeitig schaffst um das zu sehen..", er nickte nach vorne und ich folgte seinem Blick.

„Kuroo Tetsuro, Jahrgangsbester und Kapitän des Jungenvolleyballteams"

Der Rektor rief ihn zu sich um ihm sein Zeugnis zu überreichen.
Ein breites Grinsen machte sich nicht nur bei mir bemerkbar, sondern auch bei dem Rest seiner Familie. Laute Rufe und Pfiffe drangen zum Kapitän, der sich nun wieder ein mal beschämt den Hinterkopf rieb.

„Ich wusste ja immer dass du ein Streber bist, doch damit hätte selbst ich nicht gerechnet", staunte ich, woraufhin er nur grinste.
„Beeil dich, Kai hat einen Tisch reserviert", eilig zog er mich hinter sich her.
Wir gingen mit den Familien von Yaku und Kai gemeinsam Essen. Es war wirklich ein toller Abend. Wir hatten viel gelacht und sie erzählten sich viel über ihre Zukunftspläne, dabei hörte ich einfach nur wie gebannt zu.

Als wir spätabends bei den Kuroo's ankamen, betrachtete ich noch einmal meine Fotos von heute.

So schöne Erinnerungen..

Am besten gefiel mir jedoch das Bild mit Tetsu. Der Abschluss Talar und der passende Hut dazu, standen ihm hervorragend. Er hielt mich im Brautstyle und grinste breit in die Kamera.
Das wars dann wohl mit der gemeinsamen Schulzeit. Seine ist nun endgültig zu Ende.

„Hast du etwa kein Geschenk für mich", verführerisch spielte er mit dem Träger meines Kleids.
Ich hätte es beinahe vergessen..
Ich löste mich von ihm und sprang auf meine Tasche zu.
„Doch, das habe ich!"
Verunsichert sah ich mir die Karten in meinen Händen an.
Ob es ihm gefallen wird?

„Du weißt, dass ich eigentlich was anderes gemeint hatte", grinste er frech. „Und außerdem brauchst du kein Geschenk, welches nicht deinen Körper beinhaltet", lachte er und ließ mich schmollen. Blödmann.
Nervös zupfte ich an meinem Kleid und setzte mich aufs Bett.
„Dann zeig doch mal her", er ließ sich neben mir nieder und versuchte zu erkennen, was ich in den Händen hielt.

„Eintritt: Naturkundemuseum London, Vereinigtes Königreich", las er ab und weitete urplötzlich seine Augen. „G-Gefällt es dir nicht?..", eingeschüchtert hielt ich die zwei Tickets feste in der Hand, dass sie bereits einige Falten erleiden mussten.
„Da wollte ich schon immer mal hin. Aber es wäre viel zu teuer gewesen dahin zu reisen.. du spinnst doch.."
Erleichtert atmete ich aus.
Also konnte ich ihn doch gut genug einschätzen.
Meine selbstbewusste Haltung kam allmählich zurück und ich sah immer noch in das erschrockene Gesicht meines Freundes.
„Also ich dachte mir, da ja jetzt Frühlingsferien sind und dein erstes Semester ebenfalls erst danach beginnen wird.. Könnten wir uns eine schöne Woche in London gönnen" Immer noch regungslos betrachtete er die Tickets in meiner Hand. „Huhu Tetsu", nach dem ich mehrmals mit der Hand vor seinem Gesicht wedelte, sah er mich endlich an.
„Womit habe ich dich nur verdient?"

„AAAAHHH", ich rannte nochmals zu meiner Tasche und zückte ein Blatt heraus.
„Ich habe noch eine Überraschung" - „Wie noch eine?", geistesabwesend musterte er den Vertrag den ich ihm vorlegte. Ich kam während dem Turnier gar nicht dazu ihm davon zu erzählen.
„Ein Jahr noch, dann hast du mich endgültig an der Backe. Ich werde nach dem Abschluss wieder nach Tokio ziehen und für die Agentur arbeiten", strahlte ich. Ein Wunder, dass diese Information noch nicht Publik wurde, umso mehr freute mich der jetzige Gesichtsausdruck des Katers. Er hob mich an und drehte sich mehrmals mit mir um die eigene Achse.

. . .

„Habt ihr auch alles?", fragte mich meine Mutter, als sie uns am Flughafen Sendai abließ.
Wir sind früh morgens, nach dem Tetsu seinen Sachen gepackt hatte zurück nach Miyagi gefahren, denn die Flüge hatte ich von hier aus gebucht und musste auch noch meine eigene Tasche mitnehmen. Ich nickte ihr zu und freute mich auf die Woche mit meinem Freund.

Lovestory - Kuroo & OCDonde viven las historias. Descúbrelo ahora