Chapter one

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Mein Blick fällt auf meine Wanduhr, welche mich schon seit mehr als einer Stunde in den Wahnsinn treibt, und mir gleichzeitig auch die Sicherheit gibt, dass ich noch genügend Zeit hab um mich fertig zu machen. Es ist das erste mal in meinem Leben, das ich auf ein Event eingeladen werde, wo sehr viele bekannte Menschen aus der Politik, bestimmt einige Celebrities, Models und Geschäftsleute sein werden. Alle aus anderen Gründen, sei es Reichtum, Fame oder einfach nur das Image. Den Grund dieses Anlasses ist mir auch nicht bekannt, zumindest verstehe ich ihn nicht, da ich mich ohnehin nie mit Politik befasst habe, auch wenn ich theoretisch immer irgendwie mit dabei bin, da ich den Präsidenten in Person kenne und auch des Öfteren bei diesem Zuhause war. Baekhyun mein bester Freund und Sandkastenfreund ist nun mal der Sohn des Präsidenten. Durch meinen Vater damals, welcher für den Präsidenten gearbeitet hatte, lernte ich Baekhyun kennen und so begann unsere Freundschaft. Als meine Eltern damals bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, war Baekhyuns Familie immer für mich da und stand mir mit Rat und Tat zur Seite. Dennoch wurde entschieden, dass ich lieber in einem Heim leben sollte, da ich, so hart es klingen mag, lernen musste alleine klar zu kommen. Damals hat mich das sehr verletzt, da ich nicht allein sein wollte, ich wollte bei Baekhyun bleiben, welcher mein einziger Halt war. Im nachhinein, jetzt wo mittlerweile 12 Jahre seit dem vergangen sind, bin ich nun doch sehr dankbar für diese Entscheidung, da ich wirklich sehr selbständig handeln kann und auch reifer bin, als die üblichen Jugendlichen in meinem Alter. Ich bekomme oft von Außenstehenden zu hören, dass ich, mit meinen jungen 17 Jahren, schon sehr reif bin.

Aber all das zählt gerade für mich nicht. Viel mehr, meine widerspenstigen Haare zu richten, welche in alle Richtungen abstehen und kräuseln. Genervt stöhne ich auf und nahm mir mein kleines Glätteisen und beginne mir die ersten Strähnen zu glätten. Da meine Mom damals auch lockige Haare hatte, war es für mich immer wieder ein Kampf, meine Haare glatt zu bekommen, wodurch diese permanent leiden mussten. Es ist nicht so das ich mich mit Locken nicht mag, nur sehe ich mit meinen leichten Locken meiner Mom wie aus dem Gesicht geschnitten aus, was mich trotz der Therapien immer wieder an diesen Tag erinnert, welcher mein Leben damals zum Einsturz gebracht hat. Womöglich ist das auch einer der Gründe, wieso ich mich nicht gerne auf Bildern zeige oder mich nicht im Spiegel betrachte. Ich schäme mich dafür, dass ich mich so verstecke vor mir selber und bin mir sicher das meine Eltern sehr enttäuscht wären, aber sie sind nicht mehr da, stattdessen bin ich alleine mit unzähligen Scherben in meiner Brust, die sich mit jeder Erinnerung oder jedem Traum, welche mich besonders Abends heimsuchen, tiefer in mein Fleisch und Lungen bohren und es mir oft schwer machen, gleichmäßig zu atmen.

Es ist der Ruf der Heimleiterin, welche mich aus meiner Gedankenspirale holt und wieder ins Hier und Jetzt zurück versetzt. Ich zucke stark zusammen und lasse fluchend das Glätteisen fallen, während ich meine Hand schnell unter kalten Wasser halte, um zu verhindern die nächsten zwei Wochen mit einer schmerzenden Brandblase rum zu laufen. Ein erneuter Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich viel zu viel Zeit mit denken verschwendet habe und nun bleiben mir nur noch zehn Minuten, ehe Baekhyun mich abholen würde. "Fuck!" fluche ich laut, ehe ich schlampig mit dem Glätteisen den letzten Feinschliff mache und zu meinem Kleiderschrank renne, um mir dort die Sachen raus zu nehmen, die ich bereits gestern schon beiseite gelegt habe. Formelle Sachen, wie einen Anzug, besitze ich nicht, daher ist es ein schlichtes schwarzes T-Shirt mit einem V-Ausschnitt mit langen Ärmeln, welches ich zu einer schlichten schwarzen straight leg Jeans kombiniere. Dazu meine etwas abgetragenen, aber geliebten Vans, die ich mir letzten Sommer mit meinem Mini Job Geld hart erarbeitet habe. Ich werfe einen flüchtigen Blick in den Spiegel und begutachte mein Outfit kurz, stelle dann aber schnell fest, das es vielleicht doch nicht so angemessen ist, aber mir fehlt die Zeit um mich jetzt noch mal umzustrukturieren. Schmuck wird das Outfit vielleicht retten. Ich stecke mir kleine Ohrstecker rein, die ich vor drei Jahren geschenkt bekommen habe, von der Omi aus meinem Lieblings Bücherladen, und eine schlichte silberne Kette ohne jeglichen Anhänger. Ein letzter Blick in den Spiegel und ein letzter Blick prüfend durch mein Zimmer, ob ich nicht was wichtiges vergessen habe, ehe ich mein Zimmer verlasse. Unwissend darüber, das es das letzte Mal gewesen ist, dieses Zimmer betreten zu haben.

sᴛᴏᴄᴋʜᴏʟᴍ sʏɴᴅʀᴏᴍᴇ | ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt