Chapter four

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Meine gewählte Kleidung bestand aus einem weißen Hemd und einer viel zu großen schwarzen Stoffhose. Dennoch fühle ich mich sofort wohler, als meine nackte Haut von dem bisschen Stoff bedeckt und gleichzeitig geschützt wird. Ein wenig sehnsüchtig schaue ich zu dem großen Bett das mittig an der Wand steht, welche mit Hölzernen schwarzen Parkett verziert ist und die Deckenleuchten das Gemälde eines Astes in den Vordergrund hebt. Die vielen Kissen wirken auf mich so als wäre das Bett so etwas wie ein Paradies, in welches ich jetzt am liebsten für immer flüchten würde. Mein Körper ist nach wie vor schwer und der Wunsch einfach zu schlafen zu groß. Nur weiß ich, dass jemand ganz bestimmtes vor dieser Zimmer Tür steht und darauf wartet, dass ich das Zimmer verlasse. Damit ich diesen nicht noch länger warten lasse, öffne ich letztlich die Tür und gehe heraus zu dem besagten Mann. Dennoch lasse ich mein Blick stehts gen Boden gerichtet. Erneut werde ich aufgefordert ihm zu folgen, was ich ohne weiteres Zögern tue und ihm die langen Flure hinterher laufe. Der Boss öffnet eine große Schwarze Edelholztür und sofort erscheint dahinter der große Speisesaal, welcher ebenfalls eine schwarze Holzparkett Wand hat mit einigen Gemälden in Bilderrahmen. An der Decke oberhalb des Tisches befindet sich ein wunderschöner Kronleuchter, welcher unzählige Glasperlen besitzt und somit das licht wunderschön durch den Saal scheinen lässt. Mittig des Saales befindet sich ein langer schwarzer Esstisch, mit passenden Stühlen, die fast schon zu perfekt platziert sind. Die langen weißen Vorhänge lassen den sonst so trostlosen dunklen Saal freundlicher wirken, wie auch das helle Laminat unter meinen noch immer nackten Füßen. "Setz dich." Jungkook setzt sich auf einen der Stühle. Ich spüre seinen Blick auf mir, dennoch setze ich mich nicht in Bewegung und blicke auf den Tisch. Die Tatsache mit ihm nun alleine in einem geschlossenen Raum zu sein, fühlt sich überhaupt nicht gut an und das mulmige Gefühl drückt mir auf den Magen. "Heute essen wir ohne die anderen. Somit lernen wir uns besser kennen." Meine Augenbraue zuckt ein wenig und ich bin mir nicht sicher mich verhört zu haben. Kennenlernen? Ist das alles hier etwa nur ein schlechter Scherz? Wenn es eine Sache gibt die ich auf keinen Fall möchte, dann diesen Menschen kennen zu lernen, welcher mich psychisch schon total in den Wahnsinn getrieben hat. Und wenn seine Leute schon so krank sind und Unschuldigen eine Waffe an die Stirn halten, dann ist dieser Mann, der dort sitzt, mindestens genauso schlimm. Mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben. Ich setze mich somit ans andere Ende des Tisches, so weit wie möglich von ihm entfernt. Das Rauschen meines Blutes ist für kurze Zeit das einzige was ich höre, ehe der Boss sich etwas von dem Essen nimmt und mir einen Blick zuwirft, welchen ich ignoriere und auf meinen Schoß blicke. "Hast du keinen Hunger?" hallt es zu mir herüber und sofort schüttle ich meinen Kopf. Das Essen könnte schließlich vergiftet sein. "Dann geh." Sofort stehe ich auf um den Raum zu verlassen, als ein unglaublich lautes Magenknurren durch den Saal schallt und sich herausstellt das es von mir kommt. Denn ich hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Auf dem Event hatte ich keinen Bissen vor Nervosität runter bekommen. Nach dem Knurren ist es still. So laut wie das Knurren war, hätte man es definitiv hören müssen, der Mann aber isst weiter, als wäre nichts gewesen und so setze ich mich letztlich auch wieder hin und blicke auf das Essen. Mit leicht vor Scham geröteten Wangen beginne ich dann doch zu essen. Sollte das Essen vergiftet sein, dann muss ich wenigstens nicht mehr um mein Leben bangen. Zu meiner Überraschung schmeckt das Essen köstlich und es war mit Abstand das Beste was ich jemals gegessen hab und so schaufle ich das Essen in mich hinein, als wäre es das erste und zugleich letzte Abendmahl was ich bekomme.

"Erzähl was von dir." nehme ich, nach langer Zeit des stillen Essens, die Stimme meines Gegenübers war und reflexartig starre ich in die leicht verschwommene Reflexion von mir in dem Löffel. Was auch immer sein Plan war, ich werde diesem nicht folge leisten. Wer weiß was er mit den Informationen anstellen würde, zudem es ohnehin nicht viel zu erzählen gibt. Überwiegend würde ich eh über Baekhyun reden, da ich über ihm definitiv mehr weiß, als über mich selbst. Was konnte man schon über einen Vollwaisen sagen, welcher wie alle anderen zur Schule ging, sich überwiegend von Instant Ramen ernährt, eine Schwäche für Gay Fanfictions hat und sich jede Nacht in den Schlaf weint. Es klingt so armselig und ich will ihm keine Plattform bieten auf mir rum zu hacken. Und über Baekhyun werde ich ihm definitiv nichts erzählen, das wäre nämlich so, als würde ich ihn direkt ausliefern, nur um mein eigenes Leid zu beenden. Wobei ich ehrlich gesagt einen Moment mit dem Gedanken gespielt hatte. Ich musste schon so viel Leid in der Vergangenheit ertragen, da hätte ich mir gerne etwas mehr Glück gewünscht. Allerdings war das Leben nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Genauso, wie ich nicht auf die Aufforderung meines Gegenübers eingehe, wie dieser es sich vielleicht vorstellt.
"Dann nicht." gibt er seufzend von sich und binnen weniger Sekunden war ich alleine in dem Saal. Aus Reflex schaue ich zum Fenster. Wäre dies meine Fluchtmöglichkeit dann hätte mich der Mann sicher nicht allein gelassen, zumal, wenn ich mich recht erinnere, wir im zweiten Stockwerk sind, und die Decken recht hoch, wodurch es definitiv Knochenbrüche gäbe und ich dann nicht nur nicht entkommen, sondern auch letztlich nicht mal mehr laufen könnte. Doch weiter kann ich nicht über meine nicht existierenden Möglichkeiten zur Flucht nachdenken, da dann schon der Typ von vorhin, in welchem ich rein gerannt bin, den Raum betritt, links von ihm eine Frau im Arm.
Ohne zu zögern nimmt dieser mit ihr vor mir Platz und beginnt zu essen.
"Verstehen du und der Boss sich?" Er blickt mich durch seine dunkelbraunen Haare an, welche ihm messi in der Stirn hingen und seine Augen leicht verdeckten. Er hatte im Vergleich zum Boss eine zierlichere Statur, was gegen diesen Mann aus Muskeln auch nicht schwer war, und sein Gesicht war schmal, wodurch seine Jawline nur umso mehr zur Geltung kommt. Mein Gesichtsausdruck scheint Belustigung genug zu sein, denn als ich ihn monoton auf seine Frage hin anblicke, kann dieser nicht anders als laut los zu lachen. Dabei fällt mir sofort auf, das seine Lippen beim Lachen ein Herz bilden.
Mir ist nicht zu Lachen zumute, also bleibe ich still dort sitzen, bis sich die Frau zu Wort meldet, welche mich mit ihren Augen ansieht, und mit ihren langen Wimpernextentions klimpert. "Entschuldige, aber sieht der Sohn von Präsidenten nicht anders aus?"
Sofort spanne ich mich leicht an. Es ist klar, das hier alle Bescheid wissen das sie eine Geisel haben, aber das ich immer wieder daran erinnert werde, dass ich die falsche Wahl bin, jagt mir immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken. Vorallem als die Erinnerung, mit dem Blick genau in den Lauf der Pistole, hochkommt.
"... stimmt, ich bin auch nicht der Sohn des Präsidenten..." hauche ich dann letztlich leise."Wie jetzt, wer bist du denn dann?" hört man die Überraschung heraus. "Niemand wichtiges..."
Der Mann mit den Herzgrinsen von zuvor, tauscht flüchtig einen verwirrten Blick mit seiner Freundin aus, welche nur mit den Schultern zuckt, ehe er sich mir wieder zuwendet. "Hat der Boss dich einfach allein gelassen?" Auf seine Frage hin nicke ich nur. "Dann solltest du bald auf dein Zimmer gehen." In seinem Tonfall ist nichts böses, ich kann raus hören, dass es ein leicht besorgter Unterton war, welcher mir nochmal deutlich macht, dass ich dem besser nachkommen muss, um mir Ärger zu ersparen. Und von diesem hab ich eindeutig genug.
Schnell verbeuge ich mich vor ihnen und verlasse ohne weiteres den Saal um in 'mein Zimmer' zu gehen.
Im Flur angekommen bleibe ich stehen. Ich weiß nicht einmal wo ich hin muss, aber nachfragen will ich nicht.

"Na Süßer. Verlaufen?"
Ich drehe mich um und sehe eine zierliche Frau auf mich zukommen, welche gerade damit beschäftigt war ihre Bluse zuzuknöpfen, welche gerade noch so zuging durch ihre überdurchschnittlich große Oberweite. Mit leicht rosa Wangen blicke ich von ihren Brüsten hoch in ihr Gesicht, damit man nicht denkt, das ich geguckt habe. Was offensichtlich nicht zu übersehen war, denn sie fängt an zu grinsen. "Na wo schaust du denn hin? Tze Tze Tze." gibt sie mit einem amüsierten Ton von sich und läuft an mir vorbei. "Falls du Spaß brauchst bin ich für dich da.~" Ich werde noch eine Spur röter und schaue ihr hinterher, wobei mir ihr Hüftschwung nicht entgeht. Es ist nicht so, dass ich jetzt doch am anderen Ufer schwimme, nur hatte ich schon immer Schwierigkeiten mit offensichtlichen Sprüchen in Richtung Sex oder anderen ähnlichen Dingen.
"T-tschuldige?"  stammel ich leise vor mich hin. Ehe die schlanke, zierliche Frau sich wieder zu mir umdreht und sich ihre Haare mit Schwung über ihre linke Schulter legen. Sie lächelt mich sanft an und sieht mich fragend an.
"Wissen Sie wo das Gästezimmer ist?"
Augenblicklich beginnt sie zu kichern und hält sich ihre Hand vor den Mund, welche roter Nagellack ziert.
"Duz mich bitte. Ich bin keine deiner Vorgesetzten. Wir haben so einige Zimmer, aber am besten sollten wir den Chef fragen.~" elegant, fast schon übers Parkett schwebend, kommt sie auf mich zu gelaufen und bleibt vor mir stehen, wodurch ich ihr süßliches Parfüm riechen kann. Schnell schüttle ich meinen Kopf und bitte darum, den Chef bitte nicht anzusprechen. Woraufhin die schöne Frau vor mir nur verwundert die Augenbrauen anhebt. "Hast du etwa Angst vor ihm?" Sie fährt sich durch ihre gewellten Haare und lächelt mich nach wie vor an. "Du kannst auch erstmal mit zu mir kommen. Keine Sorge, ich werde dich auch nicht anfassen.~" gibt sie etwas kichernd von sich und fordert mich auf ihr zu folgen und kurze Zeit später befinde ich mich schon in ihrem Zimmer, welches fast einem komplettem Apartment ähnelt. Eine große offene Küche, mit Blick auf den Essbereich, wo sich auch über Eck das Wohnzimmer erstreckt. Die Wände und Möbel sind alle sehr modern gehalten, wie auch die gesamten Küchengeräte oder ähnliche Gegenstände. Kaum vorstellbar wie teuer das alles sein muss, allein wenn dieses Zimmer schon so teuer ist, will ich erst recht nicht wissen, wie es mit dem gesamten Anwesen ausschaut.
"Mach es dir bequem Süßer.~"
Und schon sitze ich auf der unglaublich bequemen Couch, welche mich unbewusst aufseufzen lässt, da es mit Abstand das angenehmste in den letzten Stunden ist.

Die Frau geht in die Küche und blickt von dort aus zu mir herüber. Zumindest spüre ich ihren Blick auf mir.
"Der Boss hat einen ganz schön guten Fang gemacht.~"
Ich muss ehrlich zugeben, das mich diese Aussage triggert. Es ist ja nicht so, das ich froh darüber bin hier zu sein und zudem gewollt bin. Zumal es so klingt, als wäre es keine große Sache einfach mal eine Geisel zu sein, als wäre ich irgendein Gegenstand. Ich schnaufe um meine Wut so auszustoßen, weil ich hier sicherlich keine weitere Szene mehr verursachen wollte, stattdessen presse ich nur ein "Ich bin nicht freiwillig hier." durch meine Zähne hindurch. Während ich diese Worte eher zische kommt die Frau wieder zu mir gelaufen und innerlich bereite ich mich schon auf das schlimmste vor. Auch wenn sie nicht den Anschein machte, mir weh tun zu wollen, so wusste ich, dass hier alle verrückt sind. "Schon klar" spricht sie und hält mir eine Zigarettenschachtel hin, während sie sich mit der anderen Hand eine Kippe zwischen ihre, mit rotem Lippenstift überzogenen, Lippen legt.
Ohne die Schachtel auch nur eines Blickes zu würdigen winke ich ab, woraufhin sie die Schachtel wieder weg legt und sich neben mich aufs Sofa setzt und ihre langen Beine auf dem Glastisch legt. Auch wenn sie aussieht, wie eine Frau mit hohem Anstand und Benehmen, musste ich erneut feststellen, das der Schein trügt. Es herrscht ein kurzer Moment der Stille, welche für mich äußerst unangenehm ist, weshalb ich mich dazu entscheide einfach ein Gespräch aufzubauen, da sie nicht so wirkt, als würde sie mir schaden wollen. Zumindest nicht aktiv.

"Wie heißt du eigentlich?"

sᴛᴏᴄᴋʜᴏʟᴍ sʏɴᴅʀᴏᴍᴇ | ᵏᵒᵒᵏᵛHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin