Ezra Princeton x Jayden Bishop

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Er schlug seine Beine übereinander und musterte sein Gegenüber mit hochgezogener Augenbraue. Kalte Berechnung und Spott tanzten in seinen hellen Augen.

„Entscheiden Sie sich. Das Angebot steht bis morgen, ansonsten suchen wir uns einen anderen Partner", ertönte seine distanzierte, endgültige Stimme. Die Stille in seinem Büro zeugte von dem Todesstoß, den er dem Geschäftsführer des kleineren Unternehmens auf seinem Besucherstuhl gerade erteilt hatte.

„Mr. Bishop, das können wir nicht leisten. Ich bitte Sie doch-"

„Tut mir leid, aber ich muss unsere Partnerschaft hiermit beenden. Auch K&M muss für eine gesunde Unternehmenszukunft sorgen und kann sich bei der momentanen Lage keine derartigen Kompromisse leisten. Ich bin sicher, Sie verstehen das, Mr. Gibbons."

Der Mann mit den zitternden Händen ließ den Kopf hängen und gab sich geschlagen. Er wusste, dass er keine Chance mehr hatte.

„Natürlich, Sir."

„Sehr gut."

- Ezra -

Leise pfeifend sortiere ich die unterschiedlich großen Spritzen und Kanülen in die Schublade unter der Ablage, die einen Großteil der Wand unseres Behandlungszimmers einnimmt. Es ist Freitag und gerade hat unser letzter Patient - ein Labradorwelpe mit gebrochenem Hinterlauf - die Praxis verlassen. Bedeutet, ich habe für die nächsten knappen 53 Stunden frei.

Katie, die Pflegerin und meine Assistentin, streckt den Kopf durch die Tür und winkt mir kurz zu. "Mach's gut, Ezra. Ich fahr jetzt, wenn du mich nicht mehr brauchst?"

Mit einem Kopfschütteln und einem Grinsen winke ich ab. "Ab nach Hause, Katie. Und hab ein schönes Wochenende!" Sie wirft mir eine Kusshand zu, dann verschwindet ihr Lockenkopf und ich höre sie nur noch rufen: "Dir auch, Dr. Princeton!" Dann schlägt die Eingangstür der Praxis zu und ich bin alleine.

"Okay, noch die Kanülen, dann das Antibiotikum auffüllen und die Liste fürs Wochenende hinlegen", murmle ich vor mich hin, gedanklich schon halb bei den entspannten Stunden alleine auf meiner Couch, am besten mit irgendeiner angenehm zu schauenden Kriminalserie, bei der ich vor mich hin dösen kann.

Gerade als ich die Liste für den Wochenenddienst, auf dem die Medikamente und Futterrationen unserer Übernachtungsgäste stehen, an die Tür zu den Zwingern hänge, höre ich lautes Poltern. Fahrig zucke ich zusammen und kann mir einen überraschten Ausruf nur knapp verkneifen.

Langsam durchquere ich den Behandlungsraum und öffne die Tür zum Flur. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits 19:43 ist, die Praxis hat also schon seit einer guten Dreiviertel Stunde geschlossen. Wer also bitte macht da draußen so einen Lärm?

Misstrauisch blinzle ich um die Ecke zur Eingangstür, halb in der Vermutung, einen Einbrecher zu entdecken. Ich weiß von genug Praxen, aus denen von irgendwelchen Junkies Schafmittel und Medikamente geklaut wurden.

Doch da steht niemand mit Skimütze oder Waffe in der Hand. Stattdessen erkenne ich durch das Glas einen großbewachsenen Mann in einem schicken Anzug, der mit bleichem Gesicht immer wieder gegen die Tür hämmert.

Jetzt langsam wird mir klar, dass es vielleicht ein Notfall sein könnte. Eilig haste ich zur Tür und schließe sie auf, sodass ich sie nach innen aufziehen und dem Mann entgegentreten kann. Und kaum dass ich sein Gesicht erkenne, wird mir eiskalt.

Vor mir steht niemand anderes als Jayden Bishop, Geschäftsführer von K&M Inc., dem größten Pharmaunternehmen mit Spezialisierung auf Tiermedikamente in ganz Australien. Er ist auch derjenige, dessen Name seit Jahren schon Unglauben, Frustration und Wut bei den Tiermedizinern des Landes hervorruft, weil er veranlasst hat, dass etwa ein Viertel aller Medikamente entweder ganz vom Markt genommen worden sind oder eine horrende Preissteigerung sie für die meisten Menschen nicht mehr bezahlbar gemacht hat.

Waves - Oneshots BoyxBoyWhere stories live. Discover now