Kapitel 2

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Draußen angekommen schaut sie zwischen meinem Bruder und mir hin und her. „Danke." sagt sie leise. „Du bist Felix Lobrecht" sagt sie, nachdem sie mich kurz gemustert hat. „Das stimmt wohl." lache ich leise. „Und Du bist?" „Ich bin Vanessa" sagt sie mit etwas zurückgewonnenem Selbstbewusstsein. „Ich bestelle mir schnell einen Uber. Danke nochmal." sagt sie lächelnd und zeigt mit dem Finger auf die Bar. „Gerne, aber ich meinte das ernst. Wir bringen Dich heim. Alleine ist es doch viel zu gefährlich." „Das ist echt super nett von Euch Jungs, aber ich muss noch nach Grünwald. Das ist ein riesiger Umweg für Euch." „Lass das mal unsere Sorge sein. Außerdem sind wir mit dem Auto hier. Wir fahren Dich."

Grünwald. War das nicht diese Nobelgegend? Julian fuhr uns durch die leeren Straßen Münchens in die Richtung, in die Vanessa uns leitete. Ich saß mit ihr hinten und hatte ein bisschen die Chance sie zu mustern. Irgendwoher kannte ich sie. Aber woher? Ich überlegte das schon eine ganze Weile und auch Julian schaute sie die ganze Zeit an. Wir fuhren immer weiter und die Gegend wurde grüner , vor Allem aber wurden die Häuser größer und die Autos schöner. „Hier wohnst Du also?" Fragt Julian sie. „Ja..." sagt sie schüchtern. Sie navigiert uns in die Einfahrt zu einem großen Haus. Hier wurde viel mit Glasfronten gearbeitet, was man aber erst sah, wenn man hinter die hohe Hecke schauen konnte. Es sah echt toll aus.

„Wollt ihr noch kurz mit rein kommen? Auf ein Dankeschön-Bier?" Fragte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Julian und ich schauten uns an und nickten zustimmend. „Mit wem wohnst Du eigentlich hier? Mit deinen Eltern" fragt Julian direkt. „Nein". Lacht sie laut auf. „Ich wohne hier alleine. 25 ist mir dann doch ein bisschen zu alt um noch bei meinen Eltern zu wohnen und ich verdiene ja mein eigenes Geld." „Und Dein Typ?" rutscht es mir raus. Sie lacht kurz und sagt dann „ne, der wohnt hier nicht. Der hat kein Einkommen und ich hab ehrlich gesagt keine Lust dass mir jemand auf der Tasche liegt." Okay wow. Wie war das denn möglich? „Ehrlich gesagt hat er nichtmal nen Schlüssel." Lacht sie.

„Hast Du hier Gästezimmer" frage ich sie, nachdem wir uns gut über die einen oder anderen Themen unterhalten haben. „Klaro, warum?" „Ich würde Dich hier ungern alleine lassen. Wer weiß was diesem Idiot noch so einfällt. Und nach so einem Abend finde ich nicht, dass Du alleine bleiben solltest." „Das ist lieb" lächelt sie schüchtern. Sie zeigt uns das Gästezimmer und das Bad. Dan verabschiedet sie sich ins Bett und auch Julian und ich machen uns fertig. Wir schauen uns etwas um und entdecken ein Regal mit unzähligen Trophäen. Der Fernsehpreis zum Beispiel. Wir schauen uns an und beschließen sie morgen anzusprechen.

Vanessas P.O.V.

Was für ein Abend. Ich liege in meinem Bett und denke über alles nach. So oft habe ich darüber nachgedacht mich zu trennen. So oft habe ich das mit mir machen lassen und keine Konsequenzen gezogen. Dieses Mal ist es anders. Ich habe gemerkt, dass es wohl doch auch Menschen gibt, die sich für mich interessieren. Und dass es mir gut geht. Diese Blicke von Felix gehen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Diese Blauen Augen, die meine so oft gesucht haben. Wie er mich gemustert hat, als er dachte ich merke es nicht. Das mit Timo und mir ist Geschichte. Das ist es schon so lange, es hat nur nie jemand ausgesprochen. Ich beantworte noch schnell die Nachricht von Klara. Sie fragt ob alles in Ordnung ist und ob es mir gut geht. Ja. Geht es. Es geht mir überraschend gut. Allein mein Arm tut mir weh, Timo hatte mit seinem Griff ausgerechnet einen alten blauen Fleck getroffen, der nun schmerzhaft wieder aufflammt. Aber das ist okay. Es geht mir verdammt gut.

Am nächsten Morgen werde ich von der Klingel geweckt. Ich werfe mir meinen Morgenmantel über und laufe zur Tür. Ich öffne sie vorsichtig und schon steht Timo im Flur. Bevor ich etwas sagen kann, schubst er mich gegen die Kommode und schreit „Was verdammt war das gestern?! Weißt Du wie peinlich das war?! Alle denken ich bin verrückt! Wegen Dir finden mich alle meine Freunde scheiße!" Während er das sagt drückt er mich immer mehr gegen die Kommode. „Du tust mir weh" sage ich leise. „Weil Du es verdient hast! Was denkst Du eigentlich wer Du bist, dass Du dich so verhältst?!" „Timo das geht so nicht mehr. Ich möchte das nicht mehr. Das ist keine Beziehung mehr und du tust mir ständig weh. Ich will dass Du jetzt gehst und nie wieder kommst." nehme ich all meinen Mut zusammen und sage ihm, was ich heute Nacht beschlossen habe. „Nein!" schreit er mich an und schüttelt mich an den Schultern. „Das wird so nicht passieren was denkst Du was Du mit mir machen kannst?!" schreit er mich an und nimmt die Hand hoch. Ich kann mich gegen den starken Mann nicht wehren und warte nur auf den Schlag.

Unexpected (Felix Lobrecht / Wincent Weiß FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora