Kapitel 6

278 6 2
                                    

Felix P.O.V.

Es war einige Zeit vergangen seit dieser Nacht in München. Ich war weiterhin auf Tour und hatte deshalb sehr wenig Zeit. Vanessa musste wohl auch viel arbeiten, weshalb wir immer etwas auf eine Antwort des anderen warten mussten. Doch zwischendrin konnte ich einfach nicht mehr. Natürlich hatte ich ihre Nachricht gelesen. Natürlich hätte ich Zeit gehabt zu antworten, ich hatte schließlich auch Zeit um mein Handy und den Chatverlauf anzustarren. Aber ich konnte einfach nicht antworten. Ständig sah ich die Bilder und Stories, die sie postete und jedes Mal wurde mir klarer, dass sie einfach eine Liga über mir spielt. Mindestens. Drei Wochen dauerte es, bis ich ihr dann geantwortet hatte. Halbherzig, nur um nicht unhöflich zu sein. Und natürlich vertrieb ich sie damit. Unsere Nachrichten wurden immer weniger und auch immer uninteressanter. Mittlerweile schrieben wir quasi gar nicht mehr und es war einfach nur meine Schuld. Ich litt wie ein Hund darunter. Seit ein paar Wochen lief Let's Dance und ich schaute mir jede Folge mehrfach an, habe mir dafür sogar RTL+ Premium geholt. Ich musste sie einfach sehen. Sehen was mir da durch die Finger geglitten ist. Mein Bruder macht sich unendlich große Sorgen. Er wusste ja dass es schlimm ist, aber dass ich Let's Dance schaue hat das ganze auf ein neues Level gehoben. 

Gestern ging meine Tour zu Ende und ich beschloss mit ein paar Kumpels heute Abend feiern zu gehen. Wir trafen uns kurz zum Vorglühen und gingen dann gemeinsam in eine Bar. Wir waren schon nach sehr kurzer Zeit sehr betrunken. Wir standen auf der Tanzfläche, als mich eine junge Frau antanzte. Sie war nicht hässlich, keine Frage, aber meine Ansprüche der letzten Wochen konnte wohl nur eine einzige Frau erfüllen. Trotzdem lies ich es auf mich zukommen und wir tanzten eng und intensiv miteinander. Unsere Hände erkundeten den Körper des jeweils anderen und ich stellte mir vor wie sich Vanessas Hüften wohl anfühlen würden. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie mir so über den Oberkörper strich. Ich fühlte einen Blick auf mir und sah mich um. An der Bar sah ich Klaas sitzen, der mich etwas abwesend ansah. Ich lächelte ihm kurz zu und sah noch Joko und eine blonde Frau bei ihm sitzen, von ihr sah ich jedoch nur die Rückseite. Ich widmete mich wieder meiner Bekanntschaft und ehe ich mich versah küsste sie mich. Es wurde schnell ein wildes Rumknutschen. Sie grinste mich an und sagte „komm mir nach. Ich warte auf der Toilette auf dich" und zwinkerte. Ich nickte und überlegte kurz. Ziemlich schnell wurde aber klar, dass der Alkohol mir diese Entscheidung abnahm. Grinsend folgte ich der Dame, deren Namen ich nichtmal kannte und quetschte mich an den anderen Gästen vorbei. Als ich gerade an der Bar vorbei lief, streifte ich jemanden an der Schulter und sofort durchfuhren Blitze meinen Körper. Ich schaute zur Seite und sah direkt in diese wunderschönen Eisblauen Augen. Sie sahen wässriger aus als ich es in Erinnerung hatte. 

Fuck.

Sie hatte uns gesehen. 

Ich war schlagartig wieder nüchtern. 

Bevor ich irgendetwas sagen oder machen konnte war sie schon weg. „Vanessa!" rief ich ihr hinterher doch da war sie schon draußen. Ich lief ebenfalls raus und sah nur noch einen schwarzen BMW wegfahren. M-VM-1234. Mein Kopf wurde heiß, die Tränen stiegen mir in die Augen und alles wurde ganz flau. Ich wusste nicht mehr wohin mit mir, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich schaute auf und schaute Klaas ins Gesicht. Er sah mich nur wissend und etwas vorwurfsvoll an und nahm mich dann in den Arm. Die Tränen liefen mir nur so über die Wangen, wie konnte man etwas nur so sehr verkacken?

Ich beschloss nach Hause zu laufen. In diese Bar würde ich sicher nicht mehr gehen. Ich schrieb Julian schnell, dass ich gehe und machte mich auf den Weg. Ich dachte viel über Vanessa und diesen Abend nach. Sie sah so schön aus und gleichzeitig so verletzt. Sicher waren wir uns nichts schuldig. Im Endeffekt hatten wir uns sogar erst einmal gesehen und ein bisschen geschrieben, aber sie war trotzdem so besonders für mich. Und es hat sie verletzt. Das bedeutet es war auch besonders für sie. War. Zuhause angekommen sprang ich schnell unter die Dusche und legte mich dann in mein Bett. Ich musste ihr unbedingt schreiben. Ich nahm mein Handy und öffnete Insta. Ich ging in meine DM's und suchte nach dem Chat. Er war weg. Panisch gab ich ihren Namen in der Suche ein. Kein Ergebnis. Sie hatte mich blockiert. 

Fuck.

Das war's. 

Ich weinte mich in einen unruhigen Schlaf. 

Unexpected (Felix Lobrecht / Wincent Weiß FF)Where stories live. Discover now