Kapitel 15

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Ich musste gar nicht lange schauen um den braunen Wuschelkopf von gestern Abend wieder zu erkennen. Leider saß er dort allerdings mit einer ziemlich hübschen Frau mit roten Haaren. Es kostete mich eine Menge Selbstbeherrschung meine Enttäuschung nicht zu zeigen. Also drehte ich mich möglichst schnell wieder zu Joshua.
V: „Ja das ist anscheinend irgendwie so ein Sänger. Wir hatten uns gestern Abend auf der Managementparty von Anna unterhalten."
J: „Sieht ja eigentlich ganz nett aus..." grübelte Joshua vor sich hin.
T: „Was sieht denn an dem nett aus?!" ließ Thomas den großen Bruder raushängen. „Der Typ ist Sänger, sieht gut aus und wir wissen doch alle was das bedeutet, oder? Außerdem sitzt er da mit nm Mädel und schmachtet trotzdem meine Schwester an. Ne sorry, ey..." beschwert er sich weiter.
Bei diesem Punkt mussten ihm aber auch alle am Tisch Recht geben.
M: „Maus, was ist eigentlich aus dem Typen geworden den du kürzlich kennengelernt hast?"
Ich überlegte kurz eine Antwort. Während Thomas neben mir schon abwertend schnaubte ging ich alle Möglichkeiten im Kopf durch. Ich konnte denen niemals die Wahrheit erzählen. Zum einen würden sie Felix in der Luft zerfleischen und zum Anderen könnte er dann nie wieder bei mir ankommen. Und ich war mir eben noch nicht so sicher, ob ich das so final ausschließen will.
V: „joa wie es halt so ist wenn man sich kennenlernt. Mal mehr mal weniger viel Kontakt, er ist ja beruflich auch relativ viel unterwegs." gab ich betont lässig und Schulterstücken von mir. Ich wurde von den drei Männern kritisch beäugt aber sie beließen es dabei. Ich war auch nicht böse, als mein Handy aufblinkte und einen Laut von sich gab. Eine neue Nachricht auf Instagram.
Wincentweiss schreibt: „Erst treffen wir uns gestern Abend an der Bar und jetzt auch noch in meinem Lieblingsrestaurant? Sorry aber das ist Schicksal. Lust auf einen Kaffee morgen in meinem Lieblingscafé?"
Ich musste schmunzeln als ich die Nachricht las, weshalb Thomas kritisch auf den Bildschirm schaute.
T: „Wäre er nicht ein Sänger-Typ und du nicht meine Schwester fände ich das wahrscheinlich ganz putzig. Willst Du ihm nicht antworten? Er schaut schon ganz aufgeregt hierher."
Vanessa_Müller schreibt: „ Es könnte auch Stalking sein. Aber das schließen wir natürlich aus ;) Wann und wo treffen wir uns?"
Nachricht gelesen.
Wincentweiss schreibt: „Das schließen wir auf jeden Fall aus ;) Morgen 15 Uhr? Ich kann dich abholen wenn Du magst. Dafür bräuchte ich dann leider Deine Adresse ;)"
Ich sagte dem ganzen also zu und schickte ihm meine Adresse. Das mag voreilig sein, aber er gibt mir das Gefühl dass es in Ordnung ist.
Nachdem wir alle fertig gegessen und bezahlt haben mache ich mich auf den Weg nach Hause und falle direkt ins Bett. Mein Wecker klingelt am nächsten Tag schließlich früh und es ist noch einiges an Büroarbeit zu erledigen. Das geht mit einem schönen Kaffee und einer Kanne Tee auch gleich viel leichter. Ich habe mir extra einen Wecker gestellt, um die Zeit nicht zu vergessen. Nachdem ich also Duschen war, rief ich meinen besten Freund an. Ich musste meine Gedanken einfach ordnen bevor ich auf ein Date mit einem neuen Typen gehe. Ich war mir schließlich noch immer nicht sicher was ich eigentlich wollte. Auch in Bezug auf Felix. Ich schilderte Tommi also kurz das Dilemma und hoffe auf einen guten Rat.
T: „Das ist irgendwie doof. Hat Felix sich denn zwischenzeitlich mal gemeldet?"
V: „Natürlich nicht. Habe seitdem nichts mehr von ihm gehört."
T: „Vanni schau mal. Du weißt, dass er auch ein sehr guter Freund von mir ist aber hier muss man mal intervenieren. Er hat sich nicht gut verhalten. Das macht man einfach nicht und das hat auch keine Frau verdient. Keine Ahnung ob er das mittlerweile gecheckt hat oder nicht, er hat den ersten Schritt zu gehen. Und wenn er das nicht tut, dann bist Du ihm auch nichts schuldig. Treff dich mit diesem Wincent und schau mal was wird. Du wirst ihn ja heute nicht heiraten."
Tommis Monolog hat mich jetzt doch etwas sprachlos gemacht. Er hat ja so Recht...und das muss ich mir jetzt auch zu Herzen nehmen.
V: „Danke Tommi, Du bist echt der allerbeste! Ich mache mich jetzt mal fertig. Bis dann!"
T: „Bis dann und schreib mir wie es war!"

Ich machte mir noch ein paar schöne Locken in meine Haare und schminkte mich dezent. Dann zog ich mir eine Jeansshort an, die nur knapp unter meinem Hintern endete und eine sommerliche, kurzärmlige Bluse drüber. Als es dann endlich klingelt schlüpfe ich schnell in meine Sandalen und schnappe mir meine Handtasche bevor ich raus gehe.
Dort steht schon Wincent und grinst mich über beide Ohren an.
W: „Hey, na Du!" kommt er auch schon mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.
V: „Na!" grinse ich ihn an.
W: „Wohnst Du hier alleine" fragt er skeptisch.
V: „Ja ganz alleine" lächle ich etwas gequält. Wie oft hatte ich mir in der Vergangenheit gewünscht, dass es anders wäre. „Ich habe ewig auf ein Haus hier hingearbeitet, wie ich in dieser Gegend aufgewachsen bin. Mein Bruder und meine Eltern wohnen alle nur ein paar Straßen weiter. Das ist also mein Traum."
W. „Wow. Ich bin begeistert. Komm, steig ein. Wir wollten doch Kaffee trinken" zwinkert er mir zu.
Ich steige also in diesen wirklich schicken Sportwagen und lasse mich von Wincent nach München fahren. Im Hintergrund spielt leise Radiomusik, was aber von unseren Gesprächen übertönt wird. Wir reden nur ziemlich ungezwungen über Häuser, Familie und Heimat. Und ich stelle zu meiner Begeisterung fest, dass er genauso heimatverbunden ist wie ich. Nur leider in einer anderen Heimat. Zwischendurch nutze ich in Zeit und schaue ihn mir genauer an. Dieses extrem markante und definierte Gesicht, die vollen Lippen und die schönen braunen Haare. Dann diese tollen Augen, mit dem intensiven Blick von dem man sich nur schwer lösen kann. Und der Körper. Wow. Kann ich nicht mehr zu sagen. Er ist um einiges größer als ich und extrem durchtrainiert. Ein bisschen so wie Felix, nur dass der nur knapp größer ist als ich. Und schon wieder ärgere ich mich über meinen Vergleich. Wincent war in den letzten 30 Minuten netter zu mir als Felix in der ganzen Zeit in der wir uns kennen.
Wincent parkte den Wagen am Straßenrand und joggte ums Auto um mir die Tür zu öffnen. Grinsend nahm ich seine Hand entgegen und stieg aus. Wir liefen auf das Café zu und Wincent suchte uns einen schönen Zweiertisch in einer sonnigen aber ruhigeren Ecke. Die anderen Gäste versuchte ich zu ignorieren, wir wollten hier schließlich unsere Ruhe haben. Doch die wurde uns leider nicht gegönnt.
„Auf sowas stehste also, wa? Na Glückwunsch!"
Ruckartig ging mein Kopf nach oben und ich hoffte bis zuletzt, dass das alles nicht wahr ist.

Unexpected (Felix Lobrecht / Wincent Weiß FF)Where stories live. Discover now