Kapitel 13

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Als ich am nächsten Morgen langsam wach werde ist mir erstmal unfassbar warm. Ich öffne langsam und relativ schwerfällig meine Augen und sehe direkt in Felix Gesicht. Ich liege auf seinem Arm und der andere liegt auf meinem Bauch. Wir müssen die ganze Nacht so geschlafen haben. Ich sehe ihn noch ein bisschen an und muss kurz kichern. Sein Gesicht sieht total zerknautscht aus und seine blonden Haare stehen in alle Richtungen ab.

„Was gibt es hier zu kichern?" „Nichts." grinse ich ihn an. Da ich anscheinend nicht den Eindruck mache ihn aufzuklären dreht er uns blitzschnell um, sodass ich nun unter ihm liege und er sich mit seinen Armen neben mir abstützt. „Willst Du es mir nicht doch sagen?" fragt er mich mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht. Ich schüttle nur meinen Kopf, woraufhin er anfängt mich erbarmungslos zu kitzeln. Ich muss so sehr lachen, bis ich irgendwann keine Luft mehr bekomme. Ich flehe ihn an aufzuhören, was er auch sofort tut. Er schwebt immernoch über mir und schaut mir so tief in die Augen, dass sich alles um mich herum dreht.

Stahl trifft auf Eis und keiner von uns hat vor dieses Duell aufzugeben. Seine Augen sind so wunderschön. Stahlblau und groß. Sie schauen mich so sanft an, wie ich es bisher selten erlebt habe. Mein ganzer Körper kribbelt bei diesem Anblick und in mir kommt das Bedürfnis auf diesen Mann zu küssen. Ich nehme meine Arme hoch und lege sie in seinen Nacken, um ihn näher an mich zu ziehen. Als er merkt was ich vorhabe werden seine Augen mit einem Mal dunkler und er sieht mich fragend an. Als Antwort überbrücke ich die letzten Zentimeter und unsere Lippen treffen aufeinander. Seine Lippen sind so unglaublich weich und sanft, er bewegt sie so vorsichtig als hätte er Angst ich könnte sonst zerspringen. Unsere Lippen bewegen sich perfekt aufeinander und schon spüre ich seine Zunge an meinen Lippen, die nach Einlass fragt. Ich öffne meinen Mund leicht und schon treffen auch unsere Zungen aufeinander. Nach einer ganzen Ewigkeit löst sich Felix und schaut mich außer Atem an.

„Wow..." sagt er nur. Ich grinse ihn eben falls an und finde gar keine Worte. Das war einfach zu schön um wahr zu sein.
Nachdem wir noch einige Zeit im Bett gelegen und gekuschelt haben, stehen wir langsam auf. Felix geht rüber in sein Zimmer, um sich noch ein bisschen fertig zu machen.
„Ich mag nicht, dass Du schon gehst" schmollt Felix mich an.
„Ich muss aber nach Hause Felix. Ich hab Termine und Du ganz bestimmt auch".
„Das gefällt mir nicht. Ich würde Dich am liebsten mitnehmen. Warum kannst Du nicht einfach mitkommen?" fragt er nun auch etwas energischer. „Sorry, dass ich ein Leben habe?" schaue ich ihn ein wenig fassungslos an. „Du hast ja recht. Entschuldige, aber diese Entfernung macht mich einfach immer fertig. Das hat bisher immer alles ruiniert" schaut er mich traurig an. Er tut mir leid. Ich weiß doch genau wie das ist...Wenn man immer unterwegs ist, dann ist es quasi nicht möglich eine gesunde Beziehung zu führen. Meine Mama hat mir mal gesagt, dass das schon funktionieren wird wenn der richtige kommt. Darauf warte ich aber gerade noch.
Nachdem ich mich lange von Felix verabschiedet habe sitze ich nun wieder in meinem Auto und fahre Richtung München.
Zuhause angekommen schreibe ich ihm schnell, dass ich da bin und wir schreiben ein bisschen hin und her. Ich packe also nebenher meinen Koffer aus und schmeiße die ein oder andere Ladung Wäsche in die Waschmaschine. Ich bin nun erstmal ein paar Wochen hier zuhause und habe in München einige Termine. Auf diese Zeit freue ich mich wahnsinnig, weil ich nun endlich mal wieder ein bisschen zur Ruhe kommen kann und das brauche ich im Moment mehr als nur ein bisschen. Ich fühle mich so ausgelaugt wie schon lange nicht mehr und mich hier auf meine Management-Termine zu konzentrieren wird wohl nicht schaden.
Ich werde aus meinem Trott gerissen, als mein Handy klingelt. Meine Managerin Anna ruft an
V: „Anna! Wie wunderschön von Dir zu hören!"
A: „Ich überlege gerade ernsthaft ob ich Ironie erkenne..."
V: „Quatsch, ich freue mich wirklich von Dir zu hören"
A: „Woher kommt Dein Tatendrang?" fragt mich meine Managerin skeptisch.
V: „Ich freue mich auf die nächsten Wochen! Es wird so schön, einfach mal wieder hier in der Stadt zu sein und hier zuhause mein Leben zu leben."
Wir telefonieren noch über eine Stunde und besprechen die Termine der kommenden Woche und wie ich mich darauf vorbereiten muss.
„Vani, bevor ich es vergesse. Ich schmeiße am Freitag eine Management-Party. Dann kommen alle meine Angestellten und alle unsere Künstler mal wieder zusammen. Das letzte mal haben wir das vor Corona gemacht und ich finde das eigentlich so wichtig..."
V: „Ich komme sehr gerne. Das waren ja wirklich immer traumhaft schöne Abende."
A: „Gut, dann am Freitag gegen 20 Uhr im Club neben meinem Büro."

Nachdem wir uns verabschiedet haben falls ich todmüde ins Bett. Als ich am nächsten morgen aufwache schaue ich das nächste Mal auf mein Handy. Noch ziemlich verschlafen reibe ich mir die Augen und hoffe, dass ich mir die über 40 neuen WhatsApp-Nachrichten und auch unzählige Anrufe nur einbilde. Aber nein. Sie sind da. Und sie sind alle von Felix. Mit einem mulmigen Gefühl öffne ich den Chat und was mir da entgegenschlägt hinterlässt mich sprachlos.
„Was machst Du heute Abend noch?"
„Vanessa?"
„Willst Du mir vielleicht mal antworten?"
„Was genau ist jetzt wichtiger als ich?"
„Sag mal geht's noch? Denkst Du du kannst mich so einfach ignorieren?"
„Schon bei nem anderen oder was?"
„Mehr habe ich auch nicht von Dir erwartet!"
Und nein, die Nachrichten wurden nicht gerade netter. Fassungslos sitze ich vor meinem Handy. Mir ist danach zu weinen, aber es kommen keine Tränen. Zu groß ist die Enttäuschung und der Schock. Und ganz unten im Chat sehe ich dann den Höhepunkt:
Dieser Kontakt hat Sie blockiert.
Wow. Ich starte eine Bildschirmaufnahme und filme die Nachrichten ab. Das Video schicke ich dann Tommi.
V: „Ich habe eine Stunde mit Anna telefoniert und bin danach eingeschlafen. Was zur Hölle soll das?"
Ich stehe auf uns mache mich fertig und stelle mich dann mit einem Kaffee auf meine Terrasse. Als ich auf mein Handy schaue sehe ich, dass Tommi mir geantwortet hat.
T: „WTF? Was ist denn bitte da los?"
V: „Das frage ich mich auch."
T: „Vani, interpretier da nicht zu viel rein. Felix kann manchmal komisch sein. Er hat da so Phasen...."
V: „Wir haben uns vor nichtmal 24 Stunden noch gesehen?! Das ist ja wohl ein schlechter Witz!"
T: „Was willst Du jetzt machen? Ihn anrufen? Zu ihm fahren?"
V: „Nichts, Tommi"
T: „Wie nichts?"
V: „Das Verhalten geht gar nicht, nur weil ich ein paar Stunden nicht geantwortet habe. Wenn ich mal eine Show habe oder so passiert das auch schnell mal. Sowas kann ich bei meinem Job einfach nicht gebrauchen. Und beleidigen lasse ich mich schonmal gar nicht!"

Unexpected (Felix Lobrecht / Wincent Weiß FF)Where stories live. Discover now