Kingdom of Love and Hope

~𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟷~

Er war der Sohn eines grauenhaften und brutalen Königs. Mehr wusste ich nicht von ihm.

Leicht zitternd und voller Angst saß ich in der goldverzierten Kutsche und versteckte mich hinter den seidenen Vorhängen an den Fenstern. Das warme Sonnenlicht schien hinein und der Himmel war wolkenlos. Es hätte ein durchaus schöner Tag sein können, wenn da nicht die Tatsache gewesen wäre, dass ich direkt in mein Verderben fuhr.

Morgen war mein Hochzeitstag. Und ich wusste nicht einmal wen ich heiraten würde. Mein Zukünftiger war König Emmett VII, der erst vor zwei Jahren den Thron bestiegen hatte und vermutlich einer der jüngsten Könige der Geschichte war. Aber was war er für ein Mensch? Welche Vorlieben hatte er? Wie sah er aus? Wie hörte sich seine Stimme an? Ich konnte es nicht sagen, denn ich würde ihn erst zu Gesicht bekommen, wenn ich im weißen Kleid vor dem Traualtar stand.

Nervös knetete ich meine Finger bis sie ganz rot waren.

Rose saß mir gegenüber und trug ein unglaublich schönes Kleid. Mit ihren roten Haaren und den feurigen Augen, war sie sowieso die schönste von uns drei Schwestern. Anne, die älteste von uns drein, würde erst Morgen mit ihrem Mann im Waldlandreich eintreffen.

Rose war kühl und stolz. Am liebsten hätte ich ihr mein verängstigtes Herz ausgeschüttet oder sie davon überzeugt mir bei der Flucht vor der Heirat zu helfen. Aber Rose und ich standen uns noch nie sonderlich nah, weil sie einfach niemanden an sich heranließ.

Niemanden außer Prinz William, der nur der siebte in der Thronfolge des Steinlandreiches war, das weder sonderlich groß, noch sonderlich reich war und kaum Einfluss oder Macht besaß.

Seit Vaters Tod war Wilder, unser ältester Bruder und regierender König, geradezu erpicht darauf, dass seine drei jüngeren Schwestern heirateten, um eine abgesicherte Zukunft zu haben. Aber was mich anging, so konnte mir diese blöde Heirat lieber gestohlen bleiben. Es war nicht nur so, dass ich nicht heiraten wollte, sondern auch, dass ich mich vor der Ehe fürchtete.

Zu meinem Glück wusste ich welche ehelichen Pflichten mir begegnen würden, denn Anne, meine älteste Schwester, war seit einem halben Jahr glückliche Mutter eines Jungen. Nicht auszumalen, wenn ich völlig unwissend in diese Ehe treten würde.

„Ich habe Angst, Rose", flüsterte ich, denn ich konnte einfach nicht an mich halten.

Ihre Augen, die nur so vor Leidenschaft und Energie strotzen, bohrten sich wachsam in meine.

„Du bist stark, Aurelia. Ich kann deine Furcht verstehen, aber du musst standhaft bleiben! Für deine Familie, für unser Land", sagte sie und drückte meine Hand.

Rose war stets impulsiv und immer voller Tatendrang. Was das betraf, wäre ich gerne ein Stück mehr so wie sie.

„Anne ist mit einem Kronprinzen verheiratet und wie es aussieht werde ich auch bald mit einem Prinzen verlobt sein. Aber du, Aurelia, du wirst einen König ehelichen und damit die Zukunft unseres Landes garantieren! Das Waldlandreich hat viele Soldaten. Wenn es also zu einem Krieg kommen sollte, werden wir sicher sein, dank dir. Durch deine Ehe mit König Emmett wird es uns an nichts fehlen. Verstehst du denn nicht, wie viel du als Königin des Waldlandreiches bewirken kannst?!", fuhr sie fort.

Ich wünschte wirklich, ich könnte ihre Begeisterung teilen. Aber meine Möglichkeiten als zukünftige Königin waren nun wahrlich das, was mich gerade am wenigsten beschäftigten. Vielmehr war es die Tatsache, dass ich die Frau eines wildfremden Königs werden würde, die mich so beunruhigte.

König Emmett's Vater war ein grauenhafter König gewesen. Er hatte sein Volk in viele Kriege manövriert und seiner Frau war er auch nicht treu geblieben. So war es also kein Wunder, dass sein Thronerbe nicht nur eine jüngere Schwester, sondern auch einen jüngeren Halbbruder hatte, der allgemein als „Bastard des verstorbenen Königs" bekannt war.