Kingdom of Love and Hope

~𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟻~

Der Hunger weckte mich schon am sehr frühen Morgen. In meinem Zimmer war es hell und die Sonne schien auf meine Bilder und die Zimmertür hinab. Mein Magen knurrte, denn gestern hatte ich kaum etwas gegessen. Ich stand auf und beschloss meinen Kleiderschrank zu inspizieren.

Herrliche Gewänder und märchenhafte Kleider hingen darin. Die Leute in diesem Schloss schienen sich wirklich Gedanken über mich gemacht zu haben, denn die Kleider waren hauptsächlich in meinen Lieblingsfarben gehalten: blau, grün und silberweiß, wie der Schaum auf den Meereswellen.

Daheim hatte ich eine einzige Zofe gehabt, aber fünf waren mir eigentlich zu viel.

Trotzdem war es sehr angenehm, als die fünf hereingeschneit kamen und ich versuchte mich mit ihnen anzufreunden.

Es stellte sich heraus, dass wir alle ungefähr im selben Alter waren und zusammen sehr viel Spaß haben konnten. Wir tratschten über Kleider, Schmuck und den Wald, den das Schloss umgab.

Nur Kerry und Marry, die beiden Zwillingsschwestern, waren sehr zurückhaltend und konnten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden mich als ihre Freundin anzusehen.

Aria, Ava und Beth jedoch waren offenherzig und immer guter Laune.

Ich erfuhr, dass Beth für ihr Leben gerne las und beschloss ihr ein paar Bücher aus der Bibliothek mitzubringen, damit sie in meinem Zimmer heimlich lesen konnte, denn dem Personal war es nicht gestattet sich Bücher auszuleihen und meistens fanden sie sowieso keine Zeit zum lesen.

Aria war vollkommen begeistert von meinen langen, dunklen Haaren und ließ es sich nicht nehmen sie auch heute kunstvoll zu frisieren und zierlichen Schmuck hineinzuflechten.

Ava erinnerte mich an meine Zofe daheim. Sie war zwar jünger als meine alte Zofe, aber sie war genauso lustig und aufgeweckt wie sie. Ich hatte das Gefühl, dass sie einfach niemals still sitzen oder eine kleine Pause machen konnte.

Am Ende unserer gemeinsamen Zeit war es fast Mittag und ich steckte in einem traumhaften grasgrünen Kleid.

Mein Magen knurrte so laut, dass Ava anfing zu lachen.

„Wie ist das denn hier eigentlich mit dem Essen?", fragte ich scherzhaft und knetete nervous meine Hände.

„Das Abendessen nehmen alle gemeinsam ein, aber zum Frühstück erscheinen meistens nur Miss Lilith oder ihre Mutter", erklärte Marry.

„Zum Mittagsmahl ist es fast das Selbe", fügte Kerry hinzu.

„Ich habe jedenfalls einen Riesenhunger und glaube gleich umfallen zu müssen, wenn ich nicht was zu essen bekomme", erwiderte ich und hielt mir den leeren Bauch.

Beth erklärte sich sofort bereit mich in den Speisesaal zu führen.

Als ich den Saal betrat, blieb ich wie erstarrt stehen.

Da saß er.

Emmett saß neben seiner kleinen Schwester und lachte scheinbar über einen Scherz, den sie eben gemacht hatte. Seine Mutter und sein Bruder waren nicht am Tisch. Emmett sah mich an, lächelte ein wenig schüchtern und sah dann wieder zu seiner Schwester.

„Danke, Beth", flüsterte ich ihr zu.

Vorsicht näherte ich mich dem langen Tisch und überlegte wohin ich mich setzen sollte. Zum Glück musste ich nicht lange überlegen, denn Lilith kam grinsend auf mich zu, begrüßte mich stürmisch und gebot mir mich neben meinen Ehemann zu setzten.

„Da Emmett und du nun in den Flitterwochen seid, haben Mutter und Everett die Geschäfte für eine Weile übernommen und ihr beiden habt keine Verpflichtungen. Emmett sollte dir heute das Königreich zeigen. Wie wäre es mit einem Ausritt? Anne, deine Schwester, hat mir verraten, dass du gerne reitest", erzählte Lilith begeistert.

Ich war so sehr mit essen beschäftigt, dass mir alles recht gewesen wäre.

Emmett sah mich erwartungsvoll an, als wartete er auf eine Antwort meinerseits.

„Das klingt toll", brachte ich heraus und versuchte zu lächeln.

„Hast du gut geschlafen? Ich weiß, dass es sicher nicht so schön bei uns ist, wie am Meer. Ich habe das Meer noch nie in meinem Leben gesehen, aber es ist sicher herrlich. Irgendwann müssen wir gemeinsam dorthin fahren!"

Liliths Begeisterung ließ mich grinsen. Wenn sie um mich war, schaffte ich es einfach nicht Trübsal zu blasen.

„Ja, ich habe sehr gut geschlafen", antwortete ich und stopfte gierig Essen in mich hinein.

Ich sah sicher wenig damenhaft aus, aber im Moment war mir das herzlich egal, denn ich war beinahe am Verhungern.

Das Mahl war einfach köstlich. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas vergleichliches gegessen.

Während des gesamten Essens unterhielt Lilith sich mit mir und sprach auch Emmett oft an. Ich und mein Ehemann sprachen kein Wort miteinander und ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er mich nicht ansprach. Ich hätte vermutlich kaum ein Wort herausgebracht.

„Ihr solltet euch für den Ausritt bereit machen. Du bist doch bestimmt neugierig was es hier alles zu sehen gibt, oder Aurelia?", wollte Lilith wissen und grinste bis über beide Ohren.

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„Am liebsten würde ich mich hier in meinem Zimmer verschanzen und niemals wieder herauskommen", seufzte ich, als Ava und Beth mir in meine Reitstiefel halfen.

Ava begann zu lachen.

„König Emmett ist ein sehr freundlicher Mann. Du solltest dir keine Gedanken darüber machen mit ihm allein zu sein. Alle Mädchen hier würden töten, wenn sie ihn dafür heiraten könnten", meinte Aria und Ava kicherte erneut.

Mit jeder Minute die ich mit meinen Zofen oder mit Lilith verbrachte, fiel es mir leichter mich mit meinem Schicksal abzufinden. Ich vermisste meine Heimat, das Meer und meine Freiheit, aber ich hatte viele neue Freunde gefunden, die ich schon jetzt nicht mehr missen wollte.

Aria machte mir eine sehr praktische Frisur, die auch bei einem Ausritt noch perfekt sitzen würde. Beth war in eines meiner Bücher vertieft und hatte mir sicher tausendmal für ihre freie Zeit gedankt.

Als ich fertig frisiert und angezogen in meinem Zimmer stand, begutachteten mich meine Zofen ein letztes Mal.

„Auf in den Kampf", sagte ich und drückte die Türklinke nach unten.

„Du wirst das schon schaffen", versicherte mir Ava grinsend.