Kapitel 6

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Romy

,,Hast du vielleicht Lust noch etwas zu unternehmen?", fragt er unerwartet. ,,Eigentlich spricht nichts dagegen. Ich habe nichts zu tun und morgen habe ich erst am Nachmittag Unterricht", antworte ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. ,,Ist das ein ja?", fragt er unsicher. ,,Ja, sehr gerne", lächle ich. ,,Auf was hast du Lust?" ,,Mmh, gute Frage. Hast du eine Idee?", frage ich im Gegenzug. ,,Also irgendwo hingehen, wo viele Menschen sind, sind blöd. Ich habe echt keine Lust auf dumme Gerüchte. Vielleicht irgendwas, wo wir in Ruhe quatschen können", antwortet er. ,,Ich hab eine Idee", überlege ich. ,,Ich bin allein zu Hause. Meine Mitbewohnerinnen sind bis übermorgen bei ihren Freunden. Wenn du willst, kannst du auch einfach herkommen." ,,Wenn dir das nichts ausmacht." ,,Warum sollte es? Hier haben wir auch Ruhe zum quatschen", erwidere ich. ,,Okay, dann mache ich mich fertig und komme", sagt er und ich höre schon, wie er aus dem Bett aufsteht. ,,Okay, ich freu mich. Bis gleich", lächle ich. ,,Ich mich auch, bis gleich", antwortet er und legt auf. ,,Okay Romy, ganz ruhig bleiben", rede ich auf ich ein. Kurz schaue ich auf mir unter und überlege mich kurz umzuziehen, aber ganz ehrlich? Er soll mich so kennenlernen, wie ich Abends auch hier sitze. Schnell löse ich meinen Dutt und kämme meine Haare durch und räume das nötigste auf. Ungeduldig laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Ungefähr 40 Minuten später sehe ich ein Auto heranfahren und schaue aus dem Fenster. Sofort fange ich an zu strahlen. Es ist Wincent, der sein Auto an der Straße parkt. Als er aussteigt, mustere ich ihn von hier oben kurz. Er ist auch nicht besser angezogen als ich. Schwarze Jogginghose, schwarzer Pulli und eine Capi, der er verkehrtherum trägt. Das Klingeln an der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken.

Schnell gehe ich hin und drücke auf den Öffner. ,,Vierter Stock", rufe ich nach unten und schon höre ich ihn die Treppen hochkommen. ,,Da ist man ja auch fertig", schnauft er als er die letzten Stufen nimmt. ,,Oh ja", schmunzle ich. ,,Hey erstmal", lächelt er und zieht mich in eine Umarmung, die ich überraschenderweise erwidere. ,,Komm erstmal rein", sage ich und öffne ihm die Tür. ,,Soll ich die Schuhe ausziehen?" ,,Kannst du gerne machen", lächle ich und schon schlüpft er aus seinen Vans. ,,Sorry für mein Outfit. Lag schon auf dem Sofa", kichere ich und kratze mir am Kopf. ,,Ach, du siehst doch gut aus und ich sehe auch nicht besser aus", lacht er und sofort werde ich rot wie eine Tomate. ,,Süß", schmunzelt er. ,,Nein", sage ich peinlich berührt, kann mir ein Lächeln aber nicht verkneifen. ,,Komm, ich zeig dir mal die Wohnung", sage ich um das Thema zu wechseln. ,,Also hier sind die Zimmer von Viki und Paula, hier die Küche, das Bad und das Wohnzimmer", zähle ich auf und zeige auf die jeweiligen Türen. ,,Und das hier, ist mein Zimmer", lächle ich und gehe in mein Zimmer. ,,Hübsch", lächelt er, quietscht aber plötzlich los. Verdattert schaue ich ihn an, aber sehe schon was er meint. Peanut kommt schwanzwedelnd auf ihn zu. Sofort geht er in die Hocke und streichelt ihn. ,,Okay, da haben sich mal zwei Freunde gefunden", kichere ich und beobachte die zwei. Ich kann nicht leugnen, das mir wegen dem Anblick nicht warm ums Herz wird.

,,Sollen wir uns ein bisschen rüber aufs Sofa setzen?", frage ich ihn. ,,Ja, gerne", lächelt er und folgt mir. ,,Was möchtest du denn trinken?" ,,Habt ihr zufällig Bier da?" ,,Ne, das nicht. Aber ich hätte da Wein", schmunzle ich. ,,Sag mir jetzt bitte, das der von deinen Eltern ist", sagt er mit großen Augen. ,,Ja, als Winzertochter kaufe ich mir doch keinen anderen Wein", lache ich. ,,Rot oder Weiß?" ,,Wenn es geht, weiß". ,,Okay, kommt sofort", lächle ich und gehe in die Küche. Als ich zurückkomme, nimmt er mir das Glas dankend ab. ,,Wow, ist der lecker", seufzt er als er einen Schluck genommen hat. ,,Wie war dein Tag so?", frage ich als ich mich neben ihn setze. ,,Sehr interessant. Ich hatte einen Termin bei König der Löwen", schmunzelt er. ,,Wie?", frage ich verwirrt. Daraufhin erklärt er mir von dem Projekt. ,,Das ist ja mal mega", strahle ich. Ich zitiere diese Taymor: Du bist die perfekte Besetzung", lacht er. ,,Dann hast du ja einer meiner Dozentinnen kennengelernt", grinse ich. ,,Echt?", fragt er erstaunt. ,,Ja, Julie Taymor haben wir in einem Fach, bezüglich musikalischer Direktion." ,,Oh cool", antwortet er und nippt wieder an seinem Glas. Plötzlich knurrt sein Magen. ,,Mist, ich habe jetzt gar nichts mehr gegessen", murmelt er. ,,Magst du Nudeln mit Sahne-Geschnetzeltem?", schmunzle ich. ,,Joar, klingt lecker. Wo gibst das?" ,,Bei mir", lache ich. ,,Das habe ich mir heute Abend gekocht und zufälligerweise habe ich zu viel gekocht und es steht noch eine Portion im Kühlschrank. Also wenn du willst?" ,,Du bist meine Retterin", strahlt er.

Also stehe ich auf, gehe in die Küche und packe alles in die Mikrowelle. Zwischendurch bringe ich auch noch zwei Gläser und eine Wasserflasche ins Wohnzimmer. ,,Hier bitte", lächle ich und reiche ihm den Teller. ,,Oh, du bist die Beste", strahlt er und beginnt gleich zu essen. ,,Ich liebe dich dafür", stöhnt er als er den nächsten Bissen nimmt. ,,Dann ist es ja gut", grinse ich. Während er isst, reden wir ein bisschen über seine nächsten Projekte. ,,Wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft vor?", fragt er als wir später mit Decken auf dem Sofa liegen. ,,Also ich würde gerne eine Familie gründen und irgendwo auf dem Land leben", überlege ich. ,,Genau mein Plan", flüstert er und irgendwie ist gerade eine ganz besondere Stimmung zwischen uns. ,,Wie viele Beziehungen hattest du eigentlich schon?", fragt er als wir über seine gescheiterten Beziehungen gesprochen haben. Peinlich berührt vergrabe ich mein Gesicht in der Decke. ,,Hey, nicht verstecken. Was ist denn jetzt los?", kichert er und zieht vorsichtig die Decke weg. ,,Noch keine", flüstere ich kaum hörbar. ,,Du machst doch Witze", grinst er. ,,Nein, ich weiß. Es ist peinlich mit 23 noch keine Beziehung und all das gehabt zu haben", murmle ich. ,,Romy, hör mir bitte mal zu. Das ist überhaupt nicht peinlich. Du wartest  einfach auf den Richtgen", spricht er sanft und lächelt mich an. Unsicher zucke ich mit meinen Schultern.

Langsam legt er seine Hand auf meine und streichelt über meinen Handrücken. Sofort bekomme ich am ganzen Körper Gänsehaut. ,,Du bist ein wundervolles Mädchen und jeder Kerl der das nicht sieht, ist blind im Kopf." ,,Danke", flüstere ich lächelnd. Die nächsten Stunden reden wir über Gott und die Welt. Wir philosophieren über alles mögliche und kommen uns was die Gefühle angeht richtig da. In diesen Stunden haben wir gegenseitig nackig gemacht und ich liebe einfach dieses Gefühl. Und Mist ey, ich bin glaub echt dabei mich ihn zu verknallen. Irgendwann werde ich total schläfrig. ,,Ich glaube ich gehe mal ins Hotel. Es ist schon fast 2 Uhr", flüstert er und streichelt über meine Hand. ,,Mmh", murmle ich und wickle mich aus meiner Kuscheldecke. ,,Es war richtig schön", sage ich als er in seine Schuhe schlüpft. ,,Hast du morgen Abend was vor?", fragt er als sich seinen Schlüssel schnappt. ,,Nein, bis jetzt noch nicht", schmunzle ich. ,,Sind deine Mitbewohner morgen auch nicht da?" Nickend schaue ich ihn an. ,,Was hältst du davon wenn ich uns morgen etwas zum essen hole und wieder vorbeikomme?" ,,Das wär schön", lächle ich. ,,Isst du Sushi?", fragt er hoffnungsvoll. ,,Ja." ,,Gut, dann hole ich das. Wann soll ich hier sein?" ,,So gegen 20:00 Uhr?" ,,Ja, das ist gut", lächelt er und kommt nochmal näher auf mich zu.

Vorsichtig legt er seine Hand an meine Wange und streichelt vorsichtig darüber. Sofort fängt es überall an zu kribbeln. ,,Du bist eine wundervolle Person Romy. Ich würde mich freuen, wenn wir uns vielleicht noch besser kennenlernen würden", flüstert er. Unsicher was er genau damit meint nicke ich. ,,Ich mich auch", flüstere ich und sofort fängt er an zu strahlen. ,,Okay, dann bis morgen. Schlaf schön", sagt er leise und beugt sie zu mir. Ganz zart haucht er mir einen Kuss auf die Stirn und ich muss aufpassen nicht umzukippen. ,,Bis morgen, schlaf du auch gut", lächle ich, lehne mich an die Tür und schaue ihm nach. Als er die ersten Stufen runterläuft, schaut er nochmal kurz zu mir und lächelt mich an. Leise schließe ich die Tür und laufe zu meinem Fenster. Lächelnd schaue ich nach unten und kann nicht glauben, was passiert ist. Als Wincent sein Auto öffnet, schaut er nach oben und entdeckt mich am Fenster. Sofort fängt er ebenfalls an zu grinsen. Grinsend beiße ich mir auf die Unterlippe und winke ihm. Winkend steigt er ins Auto und fährt weg. Quietschend drehe ich mich um und hüpfe durch mein Zimmer. Peanut starrt mich ganz verdattert an. ,,Oh mein Gott Peanut", grinse ich und drücke meinen Hund eng an mich.

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt habe, gehe ich nochmal kurz ins Badezimmer. Als ich nochmal auf mein Handy schaue, sehe ich das Wincent ein Bild in seiner Story gepostet hat. Er hat es vor 5 Minuten gepostet. Es ist in seinem Auto entstanden und er lächelt glücklich in die Kamera. ,,Nächtliche Roadtrips" hat er dazu geschrieben. Lächelnd lege ich mein Handy auf den Nachttisch und stelle mir den Wecker. Da es schon mitten in der Nacht ist, brauche ich auch nicht lange bis ich eingeschlafen bin. So einen zufriedenen und erholsamen Schlaf hatte ich schon Ewigkeiten nicht mehr.

Wo die Liebe hinfälltWhere stories live. Discover now