Der Schlüssel klickte im Schlüsselloch und Linus kam in die Wohnung.
"Bin wieder da!", rief er in den Flur als er seine zerfledderten Turnschuhe auszog. Er hatte mit seinen Freunden Fußball gespielt und war 3 Stunden zu spät nach Hause gekommen.
Okka-san wird mich so was von anscheißen..., dachte er als er durch den Flur lief, das Zimmer seiner Mutter erreichte und an der Tür klopfte. Keine Antwort. Seltsam.
Er klopfte nochmal und rief: "Okka-san! Ich bin wieder zuhause!"
Normalerweise müsste sie schon vorher aus dem Zimmer gerannt gekommen sein. Sie hätte ihn an seinem Pferdeschwanz gepackt und hätte ihn angeschrien, bis ihm fast das Trommelfell zerplatzte.
Vorsichtig öffnete Linus die Tür. Das Zimmer war leer. Erleichtert atmete er auf. Sie war wohl immer noch bei der Arbeit.
Plötzlich entdeckte er einen kleinen, zusammengefalteten Zettel auf ihrem Schreibtisch. Er öffnete ihn.

Linus,
ich hoffe du liest das jetzt. hoffentlich hast du nicht zu lange mit deinen freunden fußball gespielt denn sonst gibts jede menge ärger versprech ich dir. ich hab ein problem bei der arbeit werde so vllt erst um 23 uhr nach hause kommen also mach deine hausaufgaben. btw ich hab noch bisschen geld in meiner schublade also wenn du dir was zu essen kaufen willst nimms dir.
LG Okka-san

Linus war verwundert. 23 Uhr?! Normalerweise war sie schon zurück, wenn er von der Schule nach Hause kam! Außerdem ließ sie immer ihren Kollegen Matoko die ganze Arbeit machen! Das Problem müsste schon abnormal groß sein, wenn es sie dazu zwang, bis 23 Uhr zu arbeiten! Linus schaute sich den Zettel genauer an. Rechtschreibung und Kommasetzung wurden vollkommen ignoriert. Er war sich sicher, dass sie in Eile gewesen war.
Linus ging aus dem Zimmer heraus und ging in sein eigenes. Er stellte erstmal seinen Schulranzen ab und legte sich bäuchlings auf dem Bett hin. Erstmal ausruhen.
Drei Sekunden später klingelte es an der Tür und Linus stieg murrend aus dem Bett. Er öffnete die Tür und sah seinem Vater direkt ins Gesicht.
"Hallo Linus!"
"Hi Papa.."
"Na, wie geht's dir so?", fragte er und gab ihm einen Klaps auf dem Rücken.
"Äh gut... dir?" Linus war erstaunt. Eigentlich war sein Vater auch so streng wie Okka-san...
"Super!!", rief er und machte einen Freudensprung. "Endlich mal ohne Mei! Ist das nicht ein Grund zum Feiern??"
Linus war total verwirrt. "D- du... Aber... Ich dachte du magst es voll wie sie mich erzieht... Oder so..." Er räusperte sich gekünstelt. Seine 5 in Mathe... Daran wollte er lieber nicht denken. Er spürte schon die fliegenden Adiletten auf seinem Rücken.
"Nee, eigentlich tu ich nur so", sagte er und schmunzelte, als Linus traumatisiert dreinschaute.
"Gut so", murmelte Linus zu sich selbst. Ehrlich gesagt fand er Okka-san auch ziemlich schrecklich. Sie war so übertrieben streng und sorgte sich zu sehr um ihn. Er war 13 und konnte doch auf sich selbst aufpassen, oder nicht?
Sein Vater war währenddessen in die Küche gegangen und machte Bratkartoffeln. Er wippte fröhlich mit den Füßen auf und ab und summte irgend so ein deutsches Lied.
"Wie wars so in der Schule?", fragte er als er die Bratkartoffeln auf einem großen Teller lud.
"Ging so..."
"Und, wie läuft's mit Tara??", fragte sein Vater und wackelte mit den Augenbrauen.
Linus hatte sich den Mund mit den Kartoffeln vollgestopft und kriegte einen starken Hustanfall. Als er sich wieder gelegt hatte schrie er: "PAPA! DAS GEHT DICH NICHTS AN!!" und wurde roter als eine Tomate.
"Ok sorry du Model!!", rief sein Vater und lachte lauthals. Linus aß etwas angepisst weiter.
Tara Suzuki. Sie war eine Klassenkameradin von Linus. Und leider sein Crush. Sie war atemberaubend hübsch, die Klassenbeste, unglaublich sportlich und humorvoll. Kein Wunder, dass alle Jungs aus seiner Klasse auf sie standen. Letztens hatte sie sich die Haare scharlachrot gefärbt, daran erinnerte sich Linus. Das hatte ihr so gut gestanden... Er kriegte schon bei der Vorstellung Herzklopfen.
"Hallo? Erde an Linus?"
Sein Vater brachte ihn aus seiner Fantatsie.
"Äh...ja", sagte Linus und aß weiter. "Sag mal... weißt du, was für ein Problem Okka-san jetzt eigentlich hat? Bei der Arbeit, mein ich."
"Oh, ja... Neues Computerprogramm, das nicht funktioniert wie es sollte..."
Linus dachte nach. Und wegen so was kommt sie bis 23 Uhr nicht nach Hause?? Sie hatte oft solche Probleme, aber sie war noch nie so spät nach Hause gekommen...
"So... du müsstest jetzt eigentlich schlafen gehen, ne?", fragte sein Vater, als er den Teller wegräumte und auf die Uhr guckte. 22:45. Mei würde bald zuhause sein.
Linus sprang wortlos aus seinem Stuhl, sprintete in seinem Zimmer, schrie: "Gut' Nacht!!" und schloss seine Zimmertür ab. Warum er das machte, wusste er bis heute nicht. Wahrscheinlich aus Prinzip, damit Okka-san ihn beim nächtlichen Zocken nicht erwischte. Er wollte auch gerade seinen PC hochfahren, als er den Schlüssel hörte. Schnell sprang er ins Bett. 

(Ich schreib gerade auf mein iPad deswegen hab ich so komische Lücken 🥲)

„Was ist denn los?", hörte er seinen Vater fragen. Okka-san seufzte und murmelte etwas vor sich hin, was wie „Computerprogramm", „Systemfehler" und „Arschloch" klang. Danach klopfte sie an Linus' Tür. 

„JUNGER MANN!!! HÖR SOFORT AUF ZU ZOCKEN UND GEH INS BETT!!! SONST WIRST DU EIN BLAUES WUNDER ERLEBEN!!!"

Linus versuchte sich ein Lachen zu unterdrücken. Einmal in ihrem Leben hatte sie nicht recht.

Er drehte sich um und versuchte, einzuschlafen. Plötzlich hörte er eine Stimme. Sie schien aus seinem PC zu kommen und klang künstlich, als ob Siri zu einem Kleinkind geworden wäre. Er schüttelte den Kopf und versuchte sie so gut es ging zu ignorieren, aber irgendwie wurde die Stimme lauter und lauter.

„I c h   w i l l   n i  c h t   m e h r   l e b e n . . .  B i t t e   r  e t t e t   m i c h ,   K i n d e r   d e s   S c h i c k s a l s . . ."

KRACH

Seine Mutter hatte die Tür eingetreten.

„LINUS MEIER, SCHALTE SOFORT DAS PC AUS-!"

Sie horchte kurz. Plötzlich weiteten sich ihre Augen und sie begann unkontrolliert zu zittern.

„O-Okka-san?", fragte Linus etwas verstört. „Alles ok?"

„Oh Gott", flüsterte seine Mutter, „oh Gott, nein, scheiße, NEIN!!"

Linus schaute wortlos zu, wie sie einen Mental Breakdown kriegte. Er wusste nicht, was er tun sollte und warum sie in einem solchen Zustand war. 

„L-Linus", flüsterte seine Mutter traumatisiert, „b-bitte tu mir einen G-Gefallen..."

Linus hörte zu und sagte nichts. Es war das erste Mal, wo er seine Mutter so panisch gesehen hatte.

„G-gib mir deinen PC."

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