Sette

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»No, sie schläft

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»No, sie schläft. Das kannst du später nachholen. Bring ihr Mittagessen gleich hoch und lasst sie den restlich Tag in Ruhe, es sei denn sie ruft nach euch.«
Bei dieser herrischen Stimme erwachte ich sofort, blinzelte verschlafen zur Zimmertür, wo ich Leano stehen sah. Rachel nickte eifrig auf seinen Befehl, wollte das Zimmer verlassen, doch ich hielt sie auf.
»Rachel?« Ich wollte nicht allein mit ihm sein. Sie drehte sich um, lächelte und ging an Leano vorbei, um zu mir ans Bett zukommen.
»Miss, was kann ich für sie tun?«, fragte sie, dabei verzog sich mein Gesicht.
»Einfach nur Zendaya.«
Sie blinzelte kurz Leano an, bevor sie zu mir runter sah und den Kopf schüttelte.
»Tut mir leid, das geht nicht.«
Ich warf Leano einen Blick zu, beschloss es aber nicht auszufechten. Sollten Sie ihn doch den Po küssen und ihn behandeln wie einen Gott, ich hingegen verzichtete. Nur stand sein Wort über meines, weshalb ich es erstmal akzeptierte. Ich fragte mich was sie wollte, da fiel meine Aufmerksamkeit auf den Wäschekorb in ihrer Hand, der überraschend Bunt wirkte.
»Ich wollte ihre neuen Klamotten einräumen, doch sie haben geschlafen. Ich kann es später nachholen, wenn sie-«
»Nicht nötig«, unterbrach ich sie freundlich.
»Ich wollte sowieso aufstehen.«
Sie wirkte, als wüsste sie nicht, ob sie auf mich hören und sich Leano widersetzen konnte, nickte aber schließlich nach einigen Sekunden. Ich wollte nicht wissen, was für einen Blick Leano ihr zugeworfen hatte, denn als ich zu ihm sah, war seine Miene wieder neutral. Wie es sich anfühlte, wenn die Angestellten sich vor einem fürchteten? Da ich nur ein T-Shirt von Leano trug, nichts unterhalb meiner Hüfte, außer einen String, wickelte ich mir die Bettdecke um. Ignorierend trat ich an Leano vorbei und ging ins Ankleidezimmer, um mir meine Sachen zu holen, die ich vorhin ausgezogen und aufgefaltet hatte. Rachel kam mir auf den Weg zum Badezimmer entgegen, wo ich mich einschloss und wieder anzog. Leano stand vorm Bett, starrte darauf hinab, als hätte er über etwas nachgedacht. Als er mich jedoch im Augenwinkel, aus dem Badezimmer kommen sah, riß er den Blick davon los und kam auf mich zu. Da ich absolut keine Lust hatte mit ihm zu reden, machte ich die Zimmertür auf und trat raus in den Flur.
»Bleib stehen.«
Ich ignorierte ihn, steckte meine Hände in die hinteren Hosentaschen und ging weiter. Trotz meinem kleinen Problem mit dem hören, verstand ich ihn. Er jedoch nicht, wiederholte seine Worte deshalb noch lauter, um mich aufzufordern stehen zu bleiben. Es war mir egal. Ich warf meine Haare wieder zurück, als er plötzlich rechts auftauchte und meinen Unterarm ergriff, womit er mich zwang stehen zu bleiben.
»Wann lernst du zu hören, wenn ich etwas sage?«, brummte er und ließ von meinem Arm ab. Die Antwort war leicht.
»Garnicht. Ich lasse mir von einem Fanatiker nichts vorschreiben.«
Seine Augen wurden dunkel, seine letzten weichen Züge verschwanden. Er machte einem Schritt vor, worauf ich einen zurück machte. Alles an ihm erinnerte mich in diesen Moment, an meinen Bruder Connor. Seine Augen, dieser hasserfüllte Blick, die langsamen Schritte, die er auf mich zu pirschte. Meine Brust bebte, während ich jeden seiner Schritte verfolgte und am Ende gegen die Wand hinter mir landete. Mein Rücken drängte sich gegen sie, meine Augen füllten sich und ich versank in die Erinnerung. Meine Hand fand meine Brust, wanderte hoch zu meinem Hals, um meinen Luft Zugang zu schützen. Leano fasste mein Handgelenk und zog es von meinem Hals weg. Ich wimmerte, dachte an das Gefühl zu ersticken und wollte aufschreien.
»Ich tue es nie wieder«, hauchte ich unter Tränen und schüttelte meinen Kopf. Connor brüllte, worauf ich zusammenzuckte und mich wiederholte. Lauter. So wie er es verlangte. Ich wollte nicht, dass er mich würgte. Ich wollte nicht ersticken.
»Bitte«, sagte ich und wollte weiter nach hinten ausweichen, vergaß dabei kurz die Wand.
Ich wurde gerüttelt.
»Öffne die Augen!«
Doch es war nicht Connor's wütende Stimme, die mich wachrüttelte. Ich öffnete meine Tränenverschleierten Augen. Leano's Daumen streichelten mir die nasse Wange trocken. Ich hob meine Hand, legte sie um seinen Unterarm, womit er in der Bewegung innehielt und mich musterte. Mit seiner Handfläche auf meiner Wange, wirkte er das erste Mal...Besorgt. Er wartete auf eine Reaktion, ich war nur so neben der Spur, dass ich meinen Mund leicht öffnete und ihm keine gab. Seine andere Hand hob sich und legte sich auf meine andere Wange. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gedacht, ich war ihm wichtig.
»Wer war das?«, fragte er mich unvermittelt und brachte mich zum stummen stottern.
Ich blinzelte hinter ihm, worauf er meine Aufmerksamkeit zurück auf sich zog, indem er mein Gesicht zurück zu ihm drehte.
»Antworte mir...« So klar und weich hatte ich ihn nie zuvor gehört. Seine Daumen strichen unter meine Augen und ich murmelte.
»Mein Bruder...«, schluckte ich, worauf Leano's Ausdruck wieder hart wurde und seine Schultern zu beben begannen. Schweiß trat in meinem Nacken und ein ungutes Gefühl überkam ich. Sofort bereute ich es auf ihn reingefallen zu sein. Er löste sich brüsk von mir, ballte Fäuste und fegte den Flur hinunter, ließ mich an der Stelle stehen. Sofort folgte ich ihm, überholte ihn im Flur, um mich in den Weg zu stellen.
»Er war drauf«, sagte ich, als würde es das alles erklären. Leano schüttelte den Kopf, schob mich zur Seite.
»Das entschuldigt nichts!«, knurrte er, wollte weiter aber ich warf mich wieder vor ihm. Ich musste etwas tun. Leano traute ich alles zu. Vielleicht hatte Connor scheiße gebaut, ziemlich große sogar, verdiente es auch nicht von mir geschützt zu werden, nur wollte ich besser sein. Besser als Er. Wenn ich Leano tun lassen würde, was immer er vorhatte, wäre ich nicht besser als Connor. Leano's Vorhaben richtig einzuschätzen war schwierig. Ich wusste nicht wie weit er gehen würde, dafür kannte ich ihn nicht gut genug. Ich wusste jedoch das Er Connor dafür nicht auf die Schulter klopfen würde.
»Was ist hier los?!«
Aldo's Brüllen ließ Leano und mich synchron zur Tür seines Büros sehen.
»Ich brauche die Akte«, brummte Leano und drückte mich beiseite, um an sein Vater vorbei, in sein Büro zu stürmen. Was mich dazu brachte zu Aldo zusehen. Was für eine Akte? Obwohl ich mir geschworen hatte, dieses Büro nie wieder zu betreten, wollte ich Leano nachgehen. Sein Vater hielt mich jedoch sanft auf, indem er seinen Arm, wie eine Schranke vor mir streckte.
»Isabella, Malu und Sara sind in der Küche. Ich kümmere mich um ihn.«
Panisch blinzelte ich ins Büro, wo Leano eine Schublade aufriß. Ich wollte wissen, von was für eine Akte er sprach, leider vermutete ich es wäre wirklich besser, wenn ich jetzt von ihm Abstand nahm. Ich alleine konnte sowieso nichts gegen ihn ausrichten.
»Versprochen?«
Aldo schaute zu seinen Sohn, worauf er schmunzelnd zu mir zurücksah.
»Versprochen.«
Etwas sagte mir, dass Aldo schon mit schlimmeren umgegangen war, weshalb ich nickte und die Treppe ansteuerte. Hinter mir schloss sich die Büro Tür und ich hoffte inständig, dass Aldo ihn beruhigen konnte. Auf den Weg zur Küche, machte ich einen kleinen Stopp an einem Fenster, von dem ich hoffte die Einfahrt sehen zu können. Und ich hatte Glück. Der Ausblick verriet mir, dass ich nah dran war. Ich schaute nach links, und ich hatte recht, denn so wie ich es gestern vermutet hatte, führte der lange Flur direkt gegenüber der Treppe zur Haustür. Was mich verwirrt darüber nachdenken ließ, wie durcheinander ich gestern gewesen sein musste, dass ich mir diesen Weg nicht merken konnte. Kurz beäugte ich meine Umgebung, bevor ich mich in den Flur begab. Adrenalin kitzelte mein Herz, denn es war Mittag und die Chance, dass mich jemand dabei erwischen konnte, war übermäßig groß. Doch ich musste es wagen. Es bestand immerhin auch die Möglichkeit, dass es genau deshalb keiner erwartete. Innerlich dankte ich sogar meinen Bruder, dass er durch sein ekelhaftes Verhalten, mir Leano vom Hals geschaffen hatte. Der Druck aus meiner Brust verschwand flüchtig. Ich traute meinen Augen nicht, als ich eine große Tür am Ende des Flures erkannte. Das war sie. Das war Mein Ticket hier raus. Nervös wagte ich einen Ausblick über meiner Schulter und sobald ich registrierte, dass alles frei war, nutzte ich meine Gelegenheit. Meine nasse Hand umfasste die Klinke und mein Herz sprang, denn sie öffnete sich. Sofort beschleunigte ich, zog sie schnell auf und wollte rausrennen, bretterte aber gegen etwas hartem und prallte daran zurück. Zwei Männer, mit breiten Schultern, schwarzen Westen und Waffen in den Händen taxierten mich streng. Ich schluckte schwer, nahm einen großen Meter Abstand, während ich es wagte an ihnen vorbeizusehen. Schnell suchte ich das Ende der Einfahrt nach meinen Ausweg ab, erkannte dabei schwammig ein großes Tor. Die Mauern, die das Grundstück umkreisten, es einzäunten und von der Außenwelt trennten, waren hoch und unmöglich, für jemanden wie mich, zu besteigen. Nicht mit meiner Körpergröße, was bei genauerem Hinblick dann egal schien, denn selbst eine zwei Meter große Person hätte es nicht schaffen können. Nicht ohne Hilfe. Einer der Männer räusperte sich, nahm mir die Sicht, weil er sich vor mich stellte.
»Ups, Tür verwechselt«, lachte ich nervös, worauf der Blick, den sie mir zuwarfen, mir mehr als bewusst machte, dass das eine lachhafte Ausrede war. Ich nickte verstanden, wobei ich mein panisches Grinsen nicht verlor. Jesus, ich schaute bestimmt aus wie ein Psycho.
»Okay Jungs, ich mache euch einen Vorschlag.« Ich zeigte über meine Schulter und tapste dabei langsam den Rückzug an.
»Ich gehe wieder rein und wir vergessen das alles.« Da ihre Mimik mir nichts verriet, versuchte ich sie weiter zu beschwichtigen.
»Ist ja nichts passiert, richtig?« Der rechte warf den Linken einen amüsierten Blick zu, worauf er sich räusperte, als würde er etwas sagen wollen, tat es jedoch nicht, nickte stattdessen zur Tür. Was mir sicherlich vermitteln sollte, sie zu schließen. Ich tat, was er wollte, denn ich hatte es sowieso vor, da ich erstmal keinen Ausweg sah und nicht wollte, dass einer von ihnen Leano Bericht erstattete. Am besten sollte er davon nie erfahren. Auch, wenn ich mir sicher war, dass er bereits damit rechnete, dass ich es probieren würde. Ich meine, welcher Mensch bei Verstand würde nicht? Das erklärte allerdings, warum Leano mich ohne Zügel frei bewegen ließ. Ein süßlicher Duft stieg mir in die Nase, als ich auf die Küche zuging. Lächelnd erkannte ich Isabella und Malu mit zwei Gläsern Wein am Tisch sitzen, während Kekse im Ofen buken. Meine Augen suchten sofort den Raum nach Sara ab, musste aber enttäuscht feststellen, dass sie nicht da zu finden war.
»Zen!« Isabella stand auf, als sie mich am Türrahmen stehen sah.
»Möchtest du auch einen Wein?«, fragte sie mich, öffnete aber bereits den Schrank und holte ein Glas hinaus.
»Gerne.« Ich schob einen Stuhl vor und setzte mich dazu. Isabella stellte mir das Glas hin und setzte sich wieder, was mich die Stirn in Falten legen ließ. Es überraschte mich, dass sie es sich selbst geholt hatte, anstatt wie ihre Brüder nach Rachel zu brüllen, damit sie das für sie erledigte. Wenigstens ein wenig Normalität, die heute am Tag gelegt wurde. Ich nahm alles, was ich kriegen konnte, selbst, wenn ich bald hier weg sein würde. Nochmal suchte ich die Umgebung nach Sara ab.
»Hey, wo ist Sara?«, sprach ich also an, worauf Malu etwas bitter zu Isabella sah, um kurz darauf einen Schluck Wein zu nehmen. Isabella spielte nervös mit ihrem Glas, während sie mir schwermütig entgegnete.
»Sie weint...«
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, denn mir fiel ihre Verhaltensweise vom Frühstück wieder ein, wie sie da bereits beinahe zusammenbrach.
»Wo?«, fragte ich, weil ich zu ihr musste. Sie brauchte jemanden. Jemanden, bei dem sie sich öffnen konnte und ich verstand, wieso sie es nicht bei Isabella und Malu konnte. Malu hatte sich nunmal an allem gewöhnt und auch, wenn sie uns verstand, hatte Sara bestimmt nicht mit ihr darüber sprechen wollen. Naja, und Isabella... war die Schwester von Matteo, was ihr bestimmt deswegen allein, grundsätzlich nicht koscher war.
»Draußen.« Isabelle nickte zur Terrasse.
»Sie weint immer draußen, damit sie keiner hört... Das habe ich auch immer getan«, murmelte Malu traurig und spielte mit ihrem Ehering, was mich, meine Entscheidung, was ihr verhalten anging, überdenken ließ. Denn was war, wenn sie es nicht akzeptiert hatte, sondern nur gelernt hatte damit umzugehen? Isabella blinzelte sie mitfühlend an. Ich wollte aufstehen, schob mein leeres Glas von mir weg, was ich schneller geleert hatte als bemerkt. Hoffentlich mutierte ich hier nicht zur Alkoholikerin. Meine Hand rieb über Malus Schulter. Isabella war für sie da, weshalb ich mich entschied, zu Sara zu gehen.
»Ich komme gleich wieder.« Mit Sara.
Beide nickten gleichzeitig, während ich die Tür aufschob und Sara am Pool ausmachte, wo ich mich zu ihr setzte.

Beide nickten gleichzeitig, während ich die Tür aufschob und Sara am Pool ausmachte, wo ich mich zu ihr setzte

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