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Vier Stunden später beziehen wir die Villa in High-Town. Sie ist schick und protzig. Außerdem riesig. Locker fünf Stockwerke, heißt für jeden von uns eines, wenn wir die Villa aufteilen würden.
„Wie sind wir an die rangekommen?", will Steve beeindruckt wissen.
„Agent Romanoff von Shield hatte sie für eine Mission. Ihr kanntet sie, oder?", beantwortet Olive die Frage.
Sam und Steve schweigen und ich beobachte, wie beide betroffen auf den Boden sehen.
Natasha war ihre beste Freundin. Ihr Verlust hat beide stark getroffen. Es hilft nichts, dass sie für die hälfte des Universums gestorben ist. Sie ist tot und es kann nicht rückgängig gemacht werden.
„Ja", antworte ich für meine beiden Freunde.
Nickend sehe ich zu Olive, ehe ich mich ebenfalls von ihr abwende um mich weiter umsehen zu können.
„Sie war eine großartige Frau. Sehr klug und weise. Hatte einen spannenden Humor. Mit Natasha konnte man sich gut unterhalten. Aber man durfte sie keine einzige Sekunde lang unterschätzen", erzähle ich weiter.
Dabei schleicht mir ein Grinsen auf das Gesicht. Sie war auch für mich eine gute Freundin.
„Ich unterbreche Sie nur ungerne, aber wir sollten einen Plan schmieden, wie wir Agent Hunter finden wollen", mischt sich Zemo ein.
Sam knurrt auf und Steve schickt ihm beinahe tödliche Blicke. Olive jedoch nickt zustimmend.
Somit setzen wir uns auf die Sofas und beginnen uns zu besprechen.
„Na gut, Zemo. Du kennst dich hier am besten aus. Wer hat hier das sagen und mit wem müssen wir anfangen, um an diesen Ivanic zu kommen?", beginnt Sam.
Zemo, welcher sich ein Glas Champagner geholt hat, hebt das Glas an und trinkt einen Schluck. Er genießt offensichtlich die Aufmerksamkeit. Denn jeder von uns beobachtet ihn dabei genaustens.
Als er einen großen Schluck genommen und das Glas wieder auf den Deko-Tisch gestellt hat, beginnt er zu sprechen: „Jedes Riech hat seinen König. Hier in Madripoor ist es der Power Broker. Niemand weiß, wer er ist. Aber jeder weiß hier, dass er das Sagen hat. Sein Wort ist Gesetz. Er ist Ankläger, Richter und Henker zugleich.
Zu Beginn, als der Power Broker auftauchte – das war vor etwa sieben Jahren – da haben sich ihm manche noch entgegen gestellt. Aber jeder einzelne von ihnen verschwanden noch im selben Monat.
Ihre Leichen wurden immer exakt zwei Wochen später gefunden. Mit Hinweisen auf grausamste Folter."
Ich höre ihm aufmerksam zu, bis Steve ihn unterbricht: „Hast du nicht die letzten acht Jahre im Gefängnis verbracht? Wie weißt du von all dem?"
Zemo lächelt etwas und zuckt mit den Schultern. Lässig hebt er sein Glas für einen weiteren Schluck an.
Als er es wieder abstellt antwortet er Steve grinsend: „Man hört viel von ihm im Gefängnis. Die Gerüchte gelangen bis zu den Einzelzellen und somit auch zu mir.
Einer hat versucht sich in dem Gefängnis, in dem auch ich saß, vor ihm zu verstecken, als er aus Madripoor vor dem Power Broker fliehen musste. Es hat nicht einmal eine Woche gedauert, bis er im Hof erschossen wurde."
Ich hebe beeindruckt die Augenbrauen. Dieser Power Broker scheint es wirklich in sich zu haben. Ich hoffe nur, dass wir ihm nicht negativ ins Augen fallen.
„Also ist es ratsam ihm aus dem Weg zu gehen?", schließt auch Olive aus seinen Worten.
Doch Zemo wägt den Kopf hin und her. Mein Blick trifft auf Sams und wir beide fragen uns, was das jetzt schon wieder bedeuten soll.
„Ivanic ist meines Wissens nach sehr einflussreich hier. Er hat viele Kontakte und wenn unsere Mission schief läuft werden wir sehr aufmerksam sein müssen. Die Gunst des Power Brokers ist dann nicht unbedingt von Nachteil", bedenkt Zemo.
Ich schlucke und blicke auf meinen Eistee hinunter. Ivanic wird mich erkennen, immerhin habe ich für ihn gearbeitet. Und wenn sich in Hydra herumgesprochen hat, dass ich nicht mehr für sie arbeite könnte das zu einem massiven Problem werden.
„Okay, aber was ist jetzt wichtiger? Der Power Broker oder Ivanic?", stellt Steve eine sehr wichtige Frage.
Zemo nickt zugebend und auch ich nicke. Ich sehe kurz in die Runde und bemerke, dass Olive mich geradezu anstarrt. Unwohl rutsche ich etwas auf dem Sesseln herum und wende meinen Blick wieder ab.
„Ich bin für Ivanic. Wenn wir den Power Broker dabei irgendwie auf unsere Seite ziehen können, dann umso besser. Aber wir sollten nicht die Mission an zweite Stelle schieben und hoffen, dass der Chef hier uns mag", bestimmt Sam.
Der Rest von uns nickt zustimmend und ich nehme einen Schluck meines Getränks. Dabei bemerke ich, dass die Frau mich noch immer ansieht.
Mir gefällt das nicht. Es erinnert mich an mein erstes Zusammentreffen mit Riley. Damals war sie noch für Hydra unterwegs und bemerkte, dass sie mich mit dem Starren nervös machen konnte.
Himmel, den Genuss in ihren Augen, als sie meine Angst bemerkte, werde ich wohl nie mehr vergessen.
Erst später, als ich mit Doktor Reynor diesen Moment durchgegangen bin habe ich es verstanden.
Riley erlebte in ihrem ganzen Leben kaum einen Augenblick in dem sie die Kontrolle hatte. Sie konnte immer nur gehorchen und hoffen, dass es Hydra reichte, um sie nicht zu quälen.
Diese Angst auch nur für ein Mal an jemand anderes abgeben zu können und selbst die Kontrolle zu verspüren, muss für sie wie ein Segen gewesen sein. Sie kannte nie ein anderes Verhältnis zwischen zwei Personen. Somit sah es für sie ganz normal aus, während ich einfach nur zugesehen habe, dass ich aus der Situation komme.
Schluckend kommt mir wieder einmal, eigentlich wie jeden Tag, die Vorstellung, was sie alles durchmachen musste. In Vergleich zu ihr war selbst mein Leben noch ein Zuckerschlecken.

„Bucky?"
Ich zucke erschrocken zusammen und sehe zu Steve. Einerseits bin ich froh, dass er mich aus meinen Gedanken gerissen hat. Andererseits hätte ich gerne nochmals Riley vor meinem inneren Auge gesehen.
„Tut mir leid, ich war in Gedanken", entschuldige ich mich kleinlaut.
Steve schmunzelt und winkt ab.
„Schon okay. Wir haben begonnen einen Plan zu schmieden, wie wir an Ivanic herankommen", klärt er mich freundlich auf.
Ich nicke sofort und richte mich etwas auf.
„Wie lauten eure Ideen?"
Sam erklärt mir möglichst sorgfältig: „Wir haben uns gedacht, dass Zemo versuchen könnte Kontakt zu Ivanic aufzunehmen. Er würde ihm einen Deal vorschlagen. Eine Beteiligung an der Lösegeldsumme im Austausch gegen... dich."
Ich spanne mich an und sehe zu Steve. Er sieht ebenfalls nicht sehr glücklich aus.
Nur weiß er wahrscheinlich nicht, dass ich sowas schon kenne. So kam ich unter anderem von der Sowjetunion zu Hydra. Es war ein Tausch. Waffen gegen einen Gefangenen Kriegssoldaten, der ihnen mit nur einem Arm ausgeliefert war.
Ich war ein Jahr bei der Sowjetunion, wurde dort als Unterhaltung eingesetzt. Mit mir geschah damals alles mögliche. Ich wurde nur zu deren Spaß verprügelt und anderweitig gefoltert. Zwischen Verbrennen und ertränken war alles dabei.
Und dann bot Hydra ihnen an, mich gegen, damals modernste, Waffen zu tauschen. Hydra rekrutierte Arnim Zola und eins führte zum anderen.
Ich kenne diese Prozedur also schon. 

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Hiermit sende ich euch das nächste Kapitel :D

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt