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Ich habe keine Möglichkeit ihr zu helfen. Das Fenster ist zu weit weg von dem Dach, ich könnte nicht springen. Verzweifelt renne ich dem Geländer entlang und suche einen Weg.
Aber ich finde keinen.
Erschrocken beobachte ich, wie die Gegenwehr der Frau nachlässt. Ihre Bewegungen werden schwächer.
Bis sie in den Armen der unbekannten Person zusammenbricht. Mit einem letzten Blick in unsere Richtung, schleif diese die Frau auch weg.
Nur Millisekunden später zerschellt das Fenster. Drei mal knallt es, bis ich realisiere, dass Olive schießt.

In meinem Kopf spielen sich Bilder ab. Jeder Kampf, den Riley vor meinen Augen ausgefochten hat, wiederholt sich vor meinem inneren Auge.
Das Gefühl sie erneut zu verlieren, erdrückt mich. Es raubt mir die Luft zum Atmen und lässt mich hilfloser den je zurück.
Schockiert und in einer Starre gefangen schreie ich mich in Gedanken an, der Frau zu helfen. Ich muss zu ihr und sie retten. Ich muss es besser machen als damals.
Ich muss Riley retten!

Einen Entschluss fassend trenne ich mich von der Absperrung und eile nach hinten.
So schnell ich kann renne ich auf den Abgrund zu. Verschwommen höre ich Olive schreien, doch ich reagiere nicht.

Ich kann Riley nicht noch einmal verlieren.

Bei der Abtrennung angekommen springe ich. Ich bin schon einmal von einem Haus auf das nächste gesprungen. Diesmal muss ich es auch schaffen.

Mir gelingt es nicht, bis ans Fenster zu kommen. Doch ich erreiche die Fassade des Hauses und schlage meine metallenen Finger in sie.
So schnell ich kann, ohne mich zu verletzen, lasse ich mich an der Hauswand hinuntergleiten.

Am Boden angekommen sehe ich mich hektisch um. Aus der Haustür kommt so eben die vermummte Person mit der jungen Frau auf dem Arm.
Ich presche los und versuche sie zu erreichen. Die Person verfrachtet die Frau gerade in einen dunkelblauen Transporter.
Immer wieder sieht sie hektisch zu mir, während ich mich ihr rasant nähere.
Inzwischen erkenne ich die Figur eines Mannes. Er reagiert jedoch nicht, sondern bleibt direkt vor der Frau stehen.
Als wäre sie ein Lockmittel.
Ich beschleunige nochmals und mache mich bereit ihn zu Boden zu reißen.
Doch ein schelmisches Funkeln macht sich in den Augen des Mannes breit.

Und sogleich verstehe ich auch warum. Aus dem Schatten des Wagens, neben der Frau, wird eine Person geführt. Ihre Augen sind verbunden und das Torkeln weist auf Beruhigungsmittel hin.

Schlitternd komme ich zu stehen, als ich Alec erkenne.
Alecs Kopf bewegt sich desorientiert, während seine Lippen leicht geöffnet sind.

„Stehen bleiben, oder er hat ein Einschussloch in der Stirn", droht der Mann vor mir.

Schockiert und völlig verwirrt gehorche ich.

Was ist passiert, dass sie Alec entführen konnten?
Denn, wenn er der Gehilfe des Power Brokers ist, muss er doch einer der besten sein.
Hydra hat ihn sein Leben lang ausgebildet! Er ist sogar besser als ich!
Wie konnten sie ihn entführen?!

Und die Stimme.

Das ist eindeutig Ivanic!

Ich erkenne jede Stimme wieder, die mir als Winter Soldier jemals Befehle erteilt hat. Ich kann sie nicht vergessen.

„Hände hinter den Rücken und wehe du machst einen Mucks!", werde ich weiter angewiesen.
Auch diesmal gehorche ich. Der Mann geht um mich herum und fesselt mich streng. Ich habe keine Chance mich zu befreien.

„Ab in den Wagen mit dir. Und wehe du machst Probleme!"
Ich befolge die Anweisung und setzte mich neben Alec hin.

Der Mann hinter Alec steigt wieder aus und die Tür des Wagens wird zugeschlagen. Ich zucke zusammen, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich gerade entführt werde.
Mit Alec und einer Frau die Riley extrem ähnlichsieht.

Die Fahrt dauert einige Minuten.
Alec, wessen Hände vor dem Körper gefesselt wurden, schafft es, sich die Augenbinde abzuziehen.
Er schüttelt kurz den Kopf, wobei seine langen Haare herumwirbeln. Noch etwas benommen sieht er sich um und versucht die Situation einzuordnen.

Sein Blick erfasst mich. Sofort verdunkeln seine Augen sich und seine Muskeln spannen sich an. Doch sein Blick gleitet weiter, bis zu der jungen Frau, welche achtlos auf den Boden geworfen wurde.
Fassungslos kriecht er ein wenig auf sie zu. Selbst in der Dunkelheit kann ich erkennen, dass jegliche Farbe sein Gesicht verlassen hat. Glaubt er, es ist Riley? Denn gerade jetzt sieht sie ihr zum Verwechseln ähnlich.

Alec tastet vorsichtig die Wangen der Frau ab. Es verwundert mich nicht, dass sie weder aufwacht noch reagiert. Dafür richtet sich der Braunhaarige vor mir wieder auf und sieht zu mir.
Seine Gesichtszüge sind beherrscht und neutral gehalten. Absolut nichts verrät, was in ihm vor sich geht.

„Was ist passiert?", fragt er bei mir nach.
Ich schlucke und sehe in Richtung Fahrerkabine. Es gibt keine offensichtliche Verbindung, aber ich kann Kameras nicht ausschließen.
„Ivanic hat uns entführt.", erkläre ich ihm möglichst ruhig. „Er hat sie betäubt und es ausgenutzt, dass ich ihn verfolgt habe."
Alec knurrt auf sieht sich erneut in dem Transporter um. Aber wir haben keine Möglichkeit dem hier zu entkommen. Besonders weil wir spüren, wie schnell das Auto fährt.
„Er hat wahrscheinlich nicht gesagt, was er sich davon erhofft, oder?", errät Alec.
Ich nicke, kann mir aber denken, was er will. Der Regierung klarmachen, dass diese Mission nichts bringt. Hunter ist wahrscheinlich schon tot und mit mir könnte dasselbe passieren.
Aber was er mit Alec und der Frau vorhat, weiß ich beim besten Willen nicht. Will er seine Waffen zurück? Hat er die Frau mit Riley verwechselt?
Oder will er etwas von dem Power Broker? Ihm ein Statement abgeben, oder ihn mit Alec erpressen?
Weiß Ivanic überhaupt, wer der Power Broker ist?
Auch auf Alecs Gesicht zeichnen sich solche Fragen ab. Er versucht ebenfalls die Motivation dahinter zu verstehen.
Aber seine Gesichtszüge geben noch etwas anderes preis. Entschiedenheit. Die Gewissheit, dass er sich wehren könnte, wenn er nicht genauso gefesselt wäre, wie ich. Er ist Ivanic meilenweit überlegen.
Ich kann Alec beinahe ansehen, wie er einen Fluchtplan entwirft. Er überlegt bereits, wie er die Fesseln abbekommt und Ivanic ausschaltet.
Aber mir müsste eine Flucht auch gelingen. Immerhin bin auch ich viel besser im Nahkampf als der ehemalige General. Und auch ich müsste nur die Fesseln loswerden.
Das einzige Problem würde die Frau darstellen. Weder kenne ich sie, noch weiß ich, wie gut sie sich wehren könnte. Würde Alec und mir die Flucht gelingen, wäre sie Ivanic womöglich ausgeliefert.
Alec scheint denselben Gedanken gehabt zu haben. Jedenfalls starrt er nachdenklich die Frau an. Sein Kiefer zuckt, als würde er sich verschiedene Szenarien vorstellen.
Aber welche zur Realität werden würde, kann keiner von uns beiden sagen.

Was sollen wir also tun?

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Und doch schon wieder ein Kapitel :D 

Diesmal vorbei mit der Langeweile.

Ich hoffe ihr habt es genossen. 

LG und bis irgendwann!

Alpha - New MissionWhere stories live. Discover now