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Nervös stehe ich hinter Zemo mitten in der Bar und versuche möglichst gut den Überblick zu behalten.
Olive hat einen Kontaktmann von Ivanic ausgemacht, den wir jetzt treffen wollen. Wir haben einen Namen und ein Bild und sollen jetzt diese eine Person in dem überfüllten Club finden.
Große Klasse, wirklich.
„Könnt ihr ihn schon ausmachen?", fragt Steve durch den Funk. Er und Sam sind auch hier und helfen suchen. Sie selbst bleiben aber von dem Kontaktmann fern, um nicht aufzufallen.
„Nein noch nichts", antwortet Zemo, welcher neben mir an die Bar gelehnt ist und seinen Drink mit dem Strohhalm etwas umrührt.
Ich lasse meinen möglichst ausdruckslosen Blick ein weiteres Mal über die Menschenmenge gleiten. Doch ein einzelnes Gesicht ausfindig zu machen ist in dieser Drängelei wirklich nicht leicht.
„Ich hatte bis jetzt auch noch kein Glück", meldet sich Sam zu Wort.
Ich werde von der Seite angerempelt und muss mich neu ausbalancieren. Der Typ weicht jedoch nicht aus, sondern versucht mich nur noch stärker zur Seite zu drängen.
Möglichst lautlos beiße ich den Kiefer zusammen und bleibe standhaft. Der Winter Soldier würde auch so reagieren. Wörter sind in solch einer Situation ein strengen Tabu, dass weiß ich sehr gut.
„Hey, geht es Ihnen noch gut?", greift dafür Zemo ein.
Der Mann dreht sich zu uns um. Er ist weder die Kontaktperson, noch jemand den ich sonst erkennen würde. Seine braunen Haare sind nach hinten gekämmt und die dunkelbraunen Augen funkeln unheilvoll.
„Was meinst du?", brummt er bedrohlich.
Zemo legt den Kopf schief und tritt etwas auf ihn zu. Von der Größe und der Masse her sind sie sich in etwa ebenbürtig.
„Mein Soldat steht hier, falls Sie das nicht bemerkt haben. Und ich mag es nicht, wenn mein Eigentum betatscht wird", zischt er säuerlich.
Der Fremde jedoch lacht abfällig und fasst demonstrativ an meine Schulter. Ich verspanne mich ein wenig und versuche das aufkommende Gefühl der panischen Wut zu unterdrücken.
„Soldat?", fragt Zemo, ohne den Blickkontakt zu dem Mann zu unterbrechen.
Wie aus der Pistole geschossen antworte ich: „Erwarte Befehl."
„Zeig ihm seinen Platz."
.
Ich verabscheue es, seinem Befehl folge leisten zu müssen. Doch die Angst in mir, welche sich in Wut widerspiegelt, macht es um einiges Leichter.

Mit meiner Metallhand greife ich nach dem Handgelenk des Mannes.
Gekonnt verdrehe ich es, bis der Unbekannte sich zur Seite bücken muss.
Mit Schwung schicke ich ihn durch den Club, weg von der Bar. Schlitternd kommt er in der Menschenmenge zum Stehen und sieht wütend zu mir.
Ich blicke kalt zurück und drohe ihm alleine durch meine Augen.
Der Mann schluckt und entscheidet sich glücklicherweise für einen Rückzug.

Ich wende mich ab und will mich zurück neben Zemo stellen. Doch mein Platz wurde bereits von einer anderen Person eingenommen. Eine, die ich deutlich besser kenne als den Ersten.
Mein Inneres zieht sich schmerzhaft zusammen, als ich Liam erblicke.
Er sieht mir direkt in die Augen und hat ein kleines Lächeln auf die Lippen gesetzt.
So entspannt wie ich kann gehe ich auf ihn zu und bleibe einen halben Meter vor ihm stehen. Er ist genauso groß wie Alec und damit auch wie ich. Also auf Augenhöhe.
Liams Mundwinkel zuckt ein wenig und ich sehe hilfesuchend zu Zemo. Er sieht jedoch auch ziemlich aufgeschmissen drein.
„Schön dich wiederzusehen, Barnes. Du bist doch noch Barnes oder? Zumindest steht in deiner Akte, dass die Wörter keine Wirkung mehr zeigen", begrüßt er mich neckend.
Als Zeichen, dass ich es wirklich bin nicke ich ihm zu. Ich kenne ihn. Ich weiß, dass er mir nichts tun wird.
Liam sieht an mir vorbei und ich muss mich anstrengen, seinem Blick nicht zu folgen. Er spannt sich kurz an und sein Blick verfinstert sich noch einmal deutlich.
Doch sogleich lockert er seine Haltung wieder ein wenig.
„Er ist weg", informiert er mich kurz angebunden. Ich bleibe still und zeige auch keine weitere Reaktion.
„Ich habe vorhin noch Steve und Sam gesehen. Ist es nicht etwas zu riskant als Avenger an einem Ort wie diesem aufzutauchen? Und das gleich zu dritt?"
Ich versuche eine Antwort darauf zu finden, doch mein Kopf ist wie leergefegt. Ich hätte damit rechnen müssen, einen von ihnen hier anzutreffen. Immerhin ist das hier das perfekte Versteck für sie.
Sie passen in die Kategorie der Menschen, die hier so unterwegs sind und ihre Fähigkeiten lassen sie überleben. Warum habe ich nicht daran gedacht?
„Fallen wir sehr auf?", schaffe ich es doch noch zu sprechen.
Liam zuckt mit dem Kopf und lässt seinen Blick durch die Menge gleiten.
„Ihr seid nicht schräger als manch anderer hier. Sorgt nur dafür, dass eure Gesichter weniger leicht zu erkennen sind", rät er mir.
Ich schenke ihm dafür ein Nicken.
„Also? Warum seid ihr hier?"
Ich überlege, wie viel ich ihm preisgeben soll. Wie viel kann ich ihm geben, damit er zufrieden ist?
„Jemand vom Staat wurde entführt. Wir sollen ihn hier ausfindig machen und zurückbringen", verrate ich ihm nach kurzen Überlegungen.
Liam nickt und knirscht etwas mit den Zähnen. Er sieht zu Boden und scheint ebenfalls nachzudenken.
Es ist wie ein Schachspiel. Jeder Zug muss genaustens kalkuliert werden. Auch wenn wir uns kennen und er eine Weile bei uns gewohnt hat.
Ich weiß nicht, wie er sich danach entwickelt hat. Was er alles durchlebt hat. Wie weit kann ich ihm in Wirklichkeit noch vertrauen?
„Braucht ihr Hilfe? Ich kenne vielleicht ein oder zwei Leute", bietet er mir dann überraschend an.
Ich sehe zu Zemo, welcher Liam akribisch mustert. Liam scheint es zu bemerken, reagiert aber nicht offensiv darauf.
„Könnte nicht schlecht sein. Wenn wir den Typen hier nicht finden ist das vielleicht unsere einzige Möglichkeit an Ivanic dranzukommen", erkennt Zemo.
Ich nicke verstehend, genauso wie Liam. Er hebt die Augenbrauen und sieht zwischen uns hin und her.
„Ivanic?", fragt er kühl nach.
„Ein ehemaliger Kommandant von Hydra", kläre ich ihn schluckend auf.
Liams Mimik kühlt sich ab und er blickt an mir vorbei zur Tür. Den Standort des Ausgangs präge ich mir aus Gewohnheit immer sofort beim Betreten eines Raumes ein.
„Er lebt noch?", fragt er abfällig nach.
Sein Blick gilt nun wieder mir und ich nicke langsam.
„Leider ja. Er hat die Person entführt und verlangt Lösegeld."
„Welches die Regierung aber nicht herausrücken will. Verstehe"
, murmelt er vor sich hin. „Wen braucht ihr?"
Ich versuche möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn ich mehr als überrascht bin, dass er uns so leichtfertig hilft.
„Alejandro Asmera", antworte ich ihm.
Liam nickt einmal. 

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Als kleines Special, weil ich heute meinen 18. Geburtstag feiere, gibt es heute 2 Kapitel! ^^

Genießt es!

Alpha - New MissionWhere stories live. Discover now