Feuer, Wasser, Erde, Luft und Letecia

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"Lucy?" Ich zuckte vor Schreck so heftig zusammen, dass ich in die Luft sprang. "Verdammt nochmal, Lucas!", fauchte ich erschrocken.
"Was machst du da?", fragte er belustigt.
"Ich schlage kleine Entchen. Wonach sieht's denn aus, du Schwachkopf?" Genervt schritt ich an ihm vorbei. Das Wasser folgte mir und verwischte so den beschriebenen Sand. "Du hast mich aufgeweckt. Da ist das wohl eine berechtigte Frage, oder nicht?" "Wie hab ich dich denn bitte aufgeweckt?" "Na irgendein blaues Licht hat plötzlich mein Zimmer erhellt und da musste ich ja wohl nachsehen, was los war!", verteidigte er sich vehement.
Ich sagte daraufhin nichts und ging einfach weiter.

"Wie hast du das geschafft?", fragte er nach einer kurzen Weile. "Was?" "Na, die Mykese. Nicht mal Mr. White ist so weit ausgebildet und er kennt sein Myk schon seit 22 Jahren!"
"Was soll denn das wieder sein? Heilige Scheiße, könnt ihr mal aufhören so zu tun, als ob das alles hier für mich normal wäre? Das ist verdammt abgefuckt und hätte ich heute nicht gesehen, dass ich wie ne blöde Discokugel geleuchtet hab, dann würde ich euch allesamt in die Klapse einweisen lassen! Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen, in der Irrenanstalt gibt es wenigstens normalere Menschen als hier."

"Mykren. Wir sind Mykren.", korrigierte Lucas mich beleidigt, "Und normalerweise kriegen wir von klein auf Mykerienunterricht."
"Normalerweise?! Dieses Wort existiert in eurer Welt? Willst du mich verarschen? Okay, weißt du was, ich hab keinen Bock mehr, mein Gehirn in irgendeiner Weise heute zu beanspruchen, also bring mich bitte einfach in zu meinem Zimmer und morgen können wir von mir aus über alles reden."

Ich leugnete nicht, dass ich erschöpft war. Vermutlich hatte dieses Mykese oder was auch immer mich viel von meiner Energie gekostet.
Auf einmal bekam ich auch die Folgen zu spüren, denn die leichten Kopfschmerzen, die ich vorher so wie immer schon gekonnt ignoriert habe, verwandelten sich in ein übermäßig starkes Schwindelgefühl. Ehe ich's mich versah, verlor ich das Gleichgewicht und fiel gegen Lucas. Obwohl es dunkel war, bemerkte ich die tanzenden, schwarzen Punkte vor meinen Augen. Er fing mich mit einem Arm auf und schickte mit dem anderen einen Feuerball in Richtung des Internats, wahrscheinlich um Hilfe zu holen. Verzweifelt krallte ich mich an seinem T-shirt fest und versuchte mich wieder hinzustellen. Ich hatte schon ganz andere Sachen überlebt, da würde mich ein Schwächeanfall doch nicht umhauen.
Hinter den schwarzen Tupfen in meinem Blickfeld wurde es hell. Mr. White und der kleine goldhaarige Junge rannten aus dem Haus.
"Was ist passiert?", rief der Eismykros von Weitem auf dem Weg zu uns. Lucas, der mich nach meinem kläglichen Versuch von selbst wieder aufzustehen um die Taille stützte, erzählte ihm die Kurzfassung.

"Oh verdammt! Sag mal, wie kannst du überhaupt noch stehen?!", fragte er entsetzt, als die beiden endlich bei uns ankamen. "Ich hab schon Schlimmeres erlebt.", presste ich leise hervor. Himmel, meine Schultern fühlten sich zehn Zentner schwer an. Und warum stach jemand Messer in meine Knie? Jedenfalls schien es mir so. Vor Schmerz biss ich mir fast die Zähne aus und Lucas' Arm sah morgen wahrscheinlich aus wie ein blau gestreifter Regenwurm.

"Lucas, hol sofort deinen Bruder! Er soll Fery mitbringen, es ist dringend.", befahl Mr. White. "Aber sie kann kaum stehen.", meinte er besorgt.
"Ich brauch keine Hilfe, klar! Ich schaff das schon alleine.", beschwerte ich mich kraftlos und wenig überzeugend.
"Geh. Wir bleiben bei ihr.", meldete sich der Goldjunge mit sanfter Stimme zu Wort. Er war gerade mal acht und vermutlich für die unerwartete Helligkeit mitten in der Nacht verantwortlich.
Lucas übergab mich widerwillig Mr. White. Dann streckte er seine rechte Hand in den Himmel und schloss die Augen. Ein roter Energiefaden, so dünn wie ein Haar, wanderte aus seiner Handfläche nach oben, immer weiter und weiter.

Ich wollte fragen, was da gerade passierte, aber ich fand einfach nicht die Kraft dazu. Alles in mir schrie endlich nachzugeben, mich fallen zu lassen, aufzuhören gegen die herannahende Ohnmacht zu kämpfen, aber das lag doch nicht in meiner Natur. Mein Lider fielen zu und es rauschte in meinen Ohren. Ich spürte meine Beine nachgeben und kurz darauf den harten, steinigen Boden unter mir.
"Verdammt, Lucas, beeil dich.", murmelte Mr. White nah neben mir. Er hob meinen Arm an und tastete nach einem Puls.
Nach ein paar Herzschlägen vernahm ich ein leises Flattern aus weiter Ferne, das näher zu kommen schien.

The DarkestWhere stories live. Discover now